Weniger Plätze, mehr Komfort: Kronberger Lichtspiele eröffnen nach Umbau

Vanessa Müller-Raidt kann sich freuen, sie liegt mit ihrem Umbau im Zeitplan, um morgen wiedereröffnen zu können; die neuen Sessel sind bereits montiert und bieten jeden Komfort. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Wenn am morgigen Freitag die Kronberger Lichtspiele nach dreiwöchiger Umbaupause ihre Pforten öffnen, erwarten die Besucherinnen und Besucher neue und noch komfortablere Kinosessel. Es gib also keinen Grund mehr, zuhause auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Die neuen Sessel sind breiter und die Lehne gleitet für die ultimative Entspannung beim Film sacht nach hinten. Kinobetreiberin Vanessa Müller-Raid hat keine Mühen und Investitionen gescheut, um in nach wie vor schwierigen Zeiten alle Kinosessel und den Kinoteppichboden durch einen neuen zu ersetzen. Aber warum? Tatsächlich ist ihre Entscheidung dem Besucherverhalten geschuldet. „Die Menschen haben durch Corona Abstand halten gelernt und wünschen ihn sich weiter“, weiß sie. Auch ohne Pandemie liege es in der Natur des Menschen, sich lieber neben die eigene Handtasche zu setzen als auf Tuchfühlung neben einen fremden Menschen. Diesem durch die Pandemie größer gewordenen Wunsch hat Müller-Raidt mit einem bereits gängigen Konzept entsprochen, die Kinoreihen aufzulockern. Nicht nur die Sessel sind breiter geworden, auch der Abstand zwischen den Sesseln. Aus 181 Plätzen wurden 132, es gibt weniger Kinokarten zu verkaufen, aber die Gäste haben mehr Platz. „Für die Kabarettabende könnten wir die 50 Plätze brauchen, die uns jetzt verloren gegangen sind, aber für die Kinovorführungen kommen wir so über das Jahr gerechnet auf jeden Fall hin“, sagt sie. Zu keinem Zeitpunkt hat Müller-Raidt, die vor zehn Jahren die Kronberger Lichtspiele übernommen hat und zuvor bereits gemeinsam mit ihrem Mann im ehrenamtlich betriebenen Kino in Kelkheim viele Erfahrungen sammeln konnte, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Kopf in den Sand gesteckt. Im Gegenteil: Als die Corona-Pandemie durch Schließung die Existenz des Kinos bedrohte, hatte sie beschlossen, nicht kampflos aufzugeben. Über den Bund der Selbstständiggen (BDS) wurde zur Spendenaktion für das Kronberger Kino aufgerufen, und Vanessa Müller-Raidt kümmerte sich um eine Genehmigung beim Kreis für das, was noch erlaubt war: Sie vermietete das Kino an Familien, holte sozusagen das Wohnzimmer ins Kino. Wenn diese Einnahmen auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein waren, sie halfen dabei, dass das Kino bei den Menschen dieser Stadt im Kopf verankert blieb und ihr Mitarbeiterteam finanziell weiter unterstützt wurde, sodass ihre Mannschaft zur Wiedereröffnung nach wie vor hinter ihr stand.

Die Treue der Kronbergerinnen und Kronberger zu ihrem Kino sei groß, bemerkt sie, und sie ist dankbar dafür. Die Bürger wissen, in einer Kleinstadt ein eigenes Kino zu haben, das war früher schon etwas Besonderes und ist es heute mehr denn je. Die neue Umgestaltung des Saals kostete 150.000 Euro. Für die Zukunftssicherung der Kinos gibt es einen Fördertopf. „Bund und Land unterstützten die Kinobetreiber, um die Kinos zukunftsfähig zu machen“, erläutert sie. Ohne diese großzügige Förderung hätte sie sich diese Investition nicht leisten können, da die Rücklagen bereits durch die Corona-Pandemie weitgehend aufgebraucht waren. Der Eigenanteil sei trotz alledem nicht unerheblich, so Müller-Raidt. Erschwerend hinzu kam die allgemeine Preissteigerung, die zwischenzeitlich – von Beantragung der Fördermittel bis zu ihrer Bewilligung – für eine Finanzierungslücke sorgte. Auch hier sprangen die treuen Kronberger ihr wiederholt zur Seite: Firmen, Privatleute, Anwohner eines ganzen Straßenzuges übernahmen Stuhlpatenschaften. Die Namen der Stuhlpaten sollten nun im Foyer des Kinos veröffentlicht werden. Außerdem plant sie in den nächsten zwei Jahren zwei Exklusiv-Events nur für diese. 86 sind es aktuell, aber Müller-Raidt ist guten Mutes, noch die 100er-Marke knacken zu können – eine Stuhlpatenschaft kostet 250 Euro. Die Umbauarbeiten sind reibungslos über die Bühne gegangen, in wenigen Tagen waren die neun Jahre alten Stühle auseinandermontiert, wiederverpackt und für ihr neues Kinoleben nach Polen transportiert worden, nur einer habe sich geweigert und musste im Ganzen herausgetragen werden, erzählt sie lachend. Es wurden Kabelschächte für mehr Leitungen gelegt, die zukünftig alle erdenklichen interaktiven Vorstellungen jenseits der gängigen Filmvorführungen möglich machen werden, und die neuen Sessel, die in ihrer Form ein wenig am Gaming-Sessel erinnern, wurden in gebührendem Abstand zueinander fest in den Boden verschraubt. Ein leuchtend samtiges Rot als Sesselfarbe, das warme Theateratmosphäre verbreitet, hat die Kinobetreiberin beibehalten. Das passt zu ihrem Konzept, den Saal weiter für Kabarettabende, Matinées und andere Veranstaltungen zu nutzen.

Eine Woche vor Wiedereröffnung sind die hochgestapelten Paketberge mit den neuen Stühlen vor dem Kino verschwunden, sie sind längst fertig montiert, nur die dimmbaren Platzlichter fehlen noch. Passend zur Adventszeit eröffnen die Kronberger Lichtspiele morgen, am 25. November, wieder mit einem Vorweihnachtsprogramm für die ganze Familie.

Weil die Karten für das seitens der Stadt Kronberg geförderte Kinderweihnachtskino an fünf Samstagen vor Weihnachten so schnell vergriffen waren, bietet Vanessa Müller-Raidt zwei Zusatzveranstaltungen der Filme „Bo und der Weihnachtsstern“ (Sonntag, 11. Dezember um 14 Uhr) und „Elliot – Das kleinste Rentier“ (Sonntag, 27. November um 14 Uhr) für Kinder und Jugendliche zum Sonderpreis an.

Das vollständige, vielseitige Vorweihnachtsprogramm mit dem aktuellen Programm, dem Kinderweihnachtskino, Kabarett und unter Mitwirkung am Nature & Tourism Film Festival in Wiesbaden finden alle Kino-Interessierten unter kronberger-lichtspiele.de.

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