„Klezmers Techter“ musizierte im Park des Altkönig-Stifts

„Klezmers Techter“ (von links) Almut Schwab, Nina Hacker und Gabriela Kaufmann begeisterten am Sonntagvormittag im Park des Altkönig-Stifts ihr Publikum mit zu Herzen gehender und die Seele berührender Klezmer-Musik.
Foto: Heide Klapper

Kronberg (pf) – Schöner kann ein Sonntagvormittag kaum sein: Strahlend blauer Himmel, hochsommerliche, aber nicht zu heiße Temperaturen, ab und zu ein leichtes Lüftchen, das Erfrischung bringt, der weitläufige Park des Altkönig-Stifts mit seinen zahlreichen Apfelbäumen, in deren Schatten es sich wunderbar aushalten lässt und dazu ein Konzert mit Klezmer-Musik, die, wie ihr wohl berühmtester Interpret, der aus Argentinien stammende Klarinettist Giora Feidman es ausdrückt, „die Sprache der Seele“ ist. „Klezmer ist die einzigartige Musik der osteuropäischen Juden“, so erläutert Giora Feidman auf seiner Homepage im Internet. „Die Klezmorim waren Wandermusiker, die ihre Lieder durch die Lande trugen und in den jüdisch geprägten Städtchen, den „Schtetl“, zu Hochzeitszeremonien, Festen und zum Tanz aufspielten. Ihr Lebensgefühl schwankte zwischen Melancholie, Verzweiflung und ausgelassener Freude in unbeschwerten Stunden. Diese widersprüchlichen Stimmungen kommen in der Klezmer-Musik zum Ausdruck: Sie kann mitreißend sein, lustig und lebensfroh, aber auch zu Tränen rühren.“ „Klezmers Techter“ nennen sich die drei Musikerinnen, die Sonntagvormittag im Park ihre Version dieser traditionsreichen Musik präsentierten. Gabriela Kaufmann erwies sich als wandlungsfähig-virtuose Klarinettistin, die ganz im Stil Giora Feidmans quirlig-rasante Melodien, in einigen Stücken aber auch die schwermütig-tiefen Töne ihrer Bassklarinette erklingen ließ. Ihr zur Seite die temperamentvolle Almut Schwab mit ihrem stattliche zwölf Kilogramm wiegenden Akkordeon, die sich bei einigen Stücken aber auch als routinierte Querflöten-Spielerin erwies und zudem als Moderatorin ihr Publikum nicht nur mit Wissenswertem zu dieser Musikgattung und einzelnen Kompositionen versorgte, sondern es erfolgreich gegen Ende des einstündigen Programms sogar zum Mitsingen animieren konnte. Dritte im Bunde war die Kontrabassistin Nina Hacker, die souverän die zahlreichen Rhythmuswechsel der lebhaften Tanzweisen einleitete und in gefühlvollen Passagen auch schon mal zum Bogen griff, um damit über die Saiten ihres beeindruckenden Instruments zu streichen, das fast so groß ist wie sie. Kaum zu glauben, dass beide zusammen in einem Kleinwagen Platz finden, wie Almut Schwab verriet. „Glückliches Lied“ hieß eines der Stücke.

Ein anderes, das gleichzeitig ein Gebet ist, wie die Moderatorin erläuterte, hat seinen Ursprung bei den spanischen Juden und imitiert den Gesang von Nachtigallen. Wieder ein anderes hat Almut Schwab einem Volkslied aus Rumänien nachempfunden und sich bei ihrer Version von den Tangos des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla inspirieren lassen. „Tango Romanesque“ hat sie es daher genannt.

Und sogar das berühmte Sommerlied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ des evangelisch-lutherischen Theologen und Kirchenlieddichters Paul Gerhardt, der im 17. Jahrhundert lebte, konnte das Publikum in einem der Stücke heraushören.

„Es ist ihnen gelungen, sie haben unsere Seelen – meine ganz bestimmt – mit ihrer Musik berührt“, bedankte sich nach Ende des offiziellen Programms Heide Klapper, Kultur- und Sozialreferentin des Altkönig-Stifts, bei den drei Musikerinnen, ehe ihnen Vorstandsmitglied Boris Quasigroch als Abschiedsgeschenk sommerlich-bunte Sommerblumensträuße und ein Weingeschenk überreichte. Die drei bedankten sich ihrerseits für den begeisterten Applaus der zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer im Park mit einer schwungvollen Zugabe.



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