Für Jazzfreunde die große Frage: Wird der Jazzclub überleben?

(ds). Schon seit Längerem kämpft der Jazzclub mit Nachwuchsproblemen. Auf seiner Jahreshauptversammlung Anfang März war deshalb auch der wichtigste Punkt der Tagesordnung die Erhaltung des Jazzclubs oder alternativ seine Auflösung. „Meine Frau und ich werden unsere Tätigkeit im Vorstand aus gesundheitlichen und aus Altersgründen definitiv zum Jahresende beenden. Das wollten wir ja schon anlässlich der Jahreshauptversammlung 2019 tun. Auf Bitten der anwesenden Mitglieder hatten wir uns allerdings dann entschlossen, uns noch einmal der Wiederwahl zu stellen, die für zwei Jahre gilt, also bis Ende 2020, um dem Verein die Chance zu geben, Nachfolger zu finden. Leider zeichnete sich bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung noch keine konkrete Lösung ab, was wir sehr bedauern“, so Volker Götte. So wurde nur beschlossen, die Auflösung des Vereins zu vertagen und so bald wie möglich eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, um diese Auflösung einleiten zu können. Außerdem wurde der Beschluss gefasst, den Jazzclub mit einem zweitägigen Konzert am 6. und 7. November in der Liederbachhalle zu verabschieden. Welche Bands dazu eingeladen werden, steht noch nicht fest.

„Vielleicht geschieht ja inzwischen ein Wunder und der Liederbacher Jazzclub bleibt erhalten“, hofft das Ehepaar Götte.

Schließlich ist „Jazz in der Scheune” in den 35 Jahren des Bestehens des Vereins weit über Deutschlands Grenzen hinaus zum Begriff für international renommierten Jazz geworden. „Alle Musiker, die bisher auf unserer Bühne standen, waren begeistert von der Atmosphäre in der Scheune und unserem fachkundigen Publikum und möchten gern wiederkommen“, blickt Volker Götte voller Stolz auf die in den vielen Jahren geleistete Vereinsarbeit. „Meiner Frau und mir fällt es sehr schwer, unsere Tätigkeit im Verein aufzugeben. Aber es geht nicht anders. Der direkte Kontakt zu den Musikern, aus dem auch Freundschaften entstanden sind, wird uns fehlen“, so Götte traurig.

In der Vergangenheit hatte das Ehepaar Götte auch die mangelnde Unterstützung der Gemeinde beklagt: „Kostenlose Veranstaltungen wie ‚Wake up Liederbach‘ fanden bisher fast immer nur einen Tag vor unseren Konzerten statt. Wir hatten darum gebeten, eine Woche Abstand zu halten. Im letzten Jahr lag eins unserer Konzerte sogar direkt zwischen zweien dieser kostenlosen Veranstaltungen: Donnerstag ‚Wake Up‘, Samstag ‚Schlagerparty‘. Entsprechend „gut” besucht war unser Konzert am Freitag und der Verlust ebenfalls“, moniert Volker Götte.

Im Gespräch mit der Bürgermeisterin war auch einst ein gemeinsames Konzert mit der Band beziehungsweise dem Verein Blueshaus aus Bad Soden, die die gleiche Musikrichtung bevorzugen. „Da wir mit inzwischen fünf Konzerten im Jahr arbeitstechnisch – das sind etwa 100 Stunden je Konzert – und auch finanziell völlig ausgelastet sind, konnten und wollten wir der Bitte unserer Bürgermeisterin nicht nachkommen, ein Konzert mit Blueshaus einzuschieben“, so Götte.

Die Bürgermeisterin hatte eine Kooperation der beiden Vereine vorgeschlagen, die für die Göttes aber nie zur Debatte stand. „Der Liederbacher Jazzclub engagiert ausschließlich Bands von internationalem Ruf, die wir schon gehört und gesehen haben, da wir ja auch das Risiko eines Erfolgs oder Misserfolgs der Veranstaltung zu tragen haben“, so Götte.

Swinging Ladies +2 beim „Jazz in der Scheune“

Jetzt kommen aber ersteinmal die „Swinging Ladies + 2“ nach Liederbach, und zwar am 20. März. In der Reihe „Jazz in der Scheune“ findet um 20 Uhr in der Kulturscheune ein Konzert mit diesem international renommierten Jazzquartett statt, das zum dritten Mal während einer ihrer Europatourneen in Liederbach gastiert. Das Motto dieses Konzertes lautet: „Here, There and Everywhere“. Mit der international besetzten Gruppe „Swingin‘ Ladies + 2“ präsentiert der Burscheider Klarinettist und Saxofonist Engelbert Wrobel eine weltweit wohl einzigartige Besetzung. Gleich zwei Meister sitzen vierhändig am Flügel: die Amerikanerin Stephanie Trick und ihr Ehemann, der Italiener Paolo Alderighi.

Beide sorgen schon seit Jahren als Piano-Duo weltweit für Furore.

Nicki Parrott „könnte jeden dazu bringen, Jazz zu lieben. Sie hat diese spezielle Gabe, die man nicht in einem Musikladen kaufen kann“ (Les Paul). Die Australierin Nicki war über neun Jahre festes Bandmitglied in der New Yorker Band des legendären Gitarristen Les Paul. Stephanie Trick beherrscht die Kunst des Stride-Piano-Stils mit einem swingenden Stil, der sowohl Boogie Woogie und Blues der späten 1920er Ära als auch Fats Waller und Ralph Sutton umfasst, hat Stephanie in vielen Teilen der USA, Europa und Japan zu den verschiedensten Anlässen konzertiert.

„Engelbert Wrobel ist ein Meister der Authentizität, ein Magier der Klarinette. Sein vollendetes Klarinetten-Spiel verbindet höchste musikalische Ansprüche mit bekennender Lebensfreude zu einer unvergleichlichen Bühnenpräsenz. Grandios, was Wrobel aus seinem Instrument zaubert.“ (aus verschiedenen Pressestimmen).

Paolo Alderighi ist seit 2005 musikalischer Partner von Engelbert Wrobel im „International Hot Jazz Quartet“. Der bekannte amerikanische Rezensent Michael Steinman beschreibt Paolo folgendermaßen: „Obwohl einige Paolo als Jazzpianisten, tollen jungen Musiker oder überdurchschnittlich begabten Improvisateur betiteln, so ist seine wahre Charakterisierung sowohl einfacher als auch tiefgreifender. Paolo ist Könner und Künstler, der Schönheit kreiert. Seine Musik berührt, ist voller Überraschungen und verbreitet Licht.“

Im Vorverkauf gibt es nur noch wenige Karten zu 20 Euro (Schüler/Studenten/Mitglieder 15 Euro) bei den Vorverkaufsstellen Schreibwaren Sulikowski und Buchhandlung Kolibri in Liederbach. An der Abendkasse kosten die Karten dann 25 Euro. Kartenreservierungen sind nur noch kurze Zeit im Internet möglich unter www.liederbacher-jazzclub.de und unter Tel. 069/306020.

Am 5. Juni steht dann das Romeo Franz Ensemble feat Joe Bawelino (Jazz der Sinti und Roma) auf der Bühne, am 4. September stellen sich Jan Luley & Cleo ein und das Abschlusskonzert ist dann am 6. und 7. November geplant. 

Im Album der Erinnerungen geblättert: Oben: Torsten Zwingenberger (drums), Karin und Volker Götte, ein Jazzclub-Mitglied Gunda Wittko, Dann Volker Götte, Christian Christel (piano), Tommie Harris (drums) und Volker und Karin Götte mit Enkel Ben, der in der Küche hilft.

Fotos: Privat.

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