Liederbachs Neujahrsempfang im Zeichen Europas und der Personalprobleme im Rathaus

(ds) Zum elften Mal begrüßten Bürgermeisterin Eva Söllner und Karin Schneider, die Vorsitzende der Gemeindevertretung, die Liederbacher zum Neujahrsempfang in der Liederbachhalle. Rund 350 Gäste waren gekommen, um Neues über Liederbach und zum Thema Europa zu erfahren.

Das Hauptthema des Neujahrsempfangs – Europa – nahm Karin Schneider, die Vorsitzende der Gemeindevertretung, in ihrer Begrüßungsrede auf. Sie betonte die Bedeutung eines geschlossenen Auftretens Europas und die Chance durch Ursula von der Leyen als neue EU-Kommissionspräsidentin. „Sie alle reisen bestimmt gerne ins (europäische) Ausland, haben Kontakte geknüpft und gehen gerne „ausländisch“ essen.“ Auch beruflich komme man an Europa und der Welt nicht mehr vorbei, viele Firmen sind international verflochten. „Ich habe drei Neffen, alle in Bad Soden geboren. Einer lebt in London, der andere in Zürich und der jüngste in Brüssel. Letztgenannter ist Deutscher, lebt in Belgien, arbeitet dort für ein schwedisches Unternehmen und lebt mit einer Französin zusammen. Willkommen in Europa“, meinte Karin Schneider lächelnd. „Schauen wir mal auf Liederbach: Vor 50 Jahren noch ein Dorf, heute leben hier Menschen aus über 70 Nationen, viele aus beruflichen Gründen.

Als Ehrengäste begrüßte Bürgereisterin Eva Söllner den CDU-Landtagsabgeordneten Christian Heinz und die Landtagsabgeordnete, Landesvorsitzende und Fraktionsvorsitzende der Hessischen SPD, Nancy Faeser, den Kreistagsvorsitzenden Wolfgang Männer, Landrat Michael Cyriax und den Ersten Kreisbeigeordneten Wolfgang Kollmeier sowie vom Generalkonsulat der Volksrepublik China Weige Zhu mit Begleitung und den hessischen Generalstaatsanwalt und Vorsitzenden des hessischen Landespräventionsrates, Prof. Fünfsinn. Zu den Ehrengästen zählten auch Ortsbürgermeister Dieter Heinz aus Wachenheim und Ehrenbürgermeister Gerhard Lehner mit Frau.

Einen besonderen Dank sprach Eva Söllner – neben ihren Mitstreitern in Politik, Rathaus und Vereinen – Marian Klopfer aus, für die es heute der letzte Neujahrsempfang im Dienst der Gemeinde ist. „Marion Klopfer ist seit über 23 Jahren im Rathaus angestellt. Sie war und ist über zwölf Jahre hinweg mein guter Geist, meine zuverlässige, immer diskrete, kompetente Büroleitung, manchmal mein Blitzableiter und auch meine Vertraute in vielen Dingen. Nun geht sie im Juni – man kann es nicht glauben – in den Ruhestand“, sagte Eva Söllner.

Liederbach 2020: Schwarze Null und viele Projekte in der Umsetzungsphase: „Angesichts der vielen schlechten Nachrichten und grausamen Bilder, die uns täglich erreichen, fällt es schwer von unseren „kleinen“ Liederbacher Problemen zu berichten, und Jammern hat schließlich auch noch niemandem wirklich geholfen…“, so die Bürgermeisterin. Daher wolle sie vor allem positiv aus Liederbach berichten: „Wir werden das Haushaltsjahr 2019 nun wohl doch noch mit einer schwarzen Null abschließen können und haben ohne Inanspruchnahme von Krediten tatsächlich die stolze Summe von 2,25 Millionen Euro investiert, was unsere Liquidität strapaziert, aber unser Kreditkonto geschont hat. Für das Haushaltsjahr 2020 planen wir einen ausgeglichenen Haushalt mit einem kleinen Überschuss von 342.000 Euro“, so Eva Söllner.

Die Erschließungsarbeiten für das Baugebiet Am Wehr/Südlich des Augrabens konnten nach Abschluss des Umlegungsverfahrens begonnen werden und werden im späten Frühjahr beendet sein.

„Auch der Bau unseres Wohnhauses mit 16 Wohnungen in der Heidesiedlung beginnt in den nächsten Tagen, nachdem alle Förderanträge für das Projekt bewilligt wurden und die Ausschreibung für den Rohbau zu einem akzeptablen Ergebnis geführt hat.

Im Rathaus laufen die Arbeiten für den barrierefreien Umbau und die Erweiterung der Bürokapazitäten auf Hochtouren und wir dürfen davon ausgehen, dass im Sommer 2020 alles fertig sein wird“, berichtet die Bürgermeisterin. Die Skaterbahn wurde komplett erneuert, sie sei in ihrer Art einzig im Main-Taunus-Kreis. Die Kostenschätzung wurde eingehalten.

Nachdem die Mittel für den Umbau des Sportlerheims mit dem Haushalt 2020 von der Gemeindevertretung komplett bewilligt wurden, werden – sobald der Haushaltsplan durch die Aufsichtsbehörde genehmigt wurde - auch dort die Sanierungsarbeiten starten und hoffentlich im frühen Herbst beendet sein.

Personalnotstand im Rathaus

„Regelmäßige Besucher des Neujahrsempfangs werden nun fragen: was ist mit der Sanierung von Alt Oberliederbach? Diese berechtigte Frage führt mich zu einem Thema, das derzeit alle Kommunen mehr oder weniger bewegt: fehlendes Personal. Und an dieser Stelle weise ich die Vorwürfe verfehlter Personalplanung und schlechter Personalpolitik zurück.“, sagte Eva Söllner.

„Die doch rigide zu nennende Haltung der Gremien bei der Bewilligung zusätzlicher Stellen zur Entlastung der Verwaltung erlaubt nicht, Mitarbeiter in neue Verantwortung hineinwachsen zu lassen, weil bei aller Überlastung keine Zeit bleibt, dies zusätzlich zu leisten. Das andere ist, dass Menschen älter werden und in den Ruhestand gehen. Für unsere erfahrenen, vielseitig einsetzbaren Allrounder gibt es kaum Ersatz auf dem Arbeitsmarkt. Das heißt: Wir haben ein echtes Problem. Dazu kommt, dass der öffentliche Dienst im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft nicht nur bei den Gehältern schlecht abschneidet, sondern auch durch die Tatsache, dass das Arbeitsumfeld im öffentlichen Dienst einfach nicht den Anforderungen heutiger Arbeitnehmer entspricht. Stichworte: Klimatisierung, Büroausstattung, Gesundheitsangebote...“, schildert Eva Söllner das Problem. „Tatsache ist: Wir suchen derzeit Leitung Bauamt gesamt (wegen Wegzug), Leitung Tiefbau (geht in Rente), Büroleitung Bürgermeisterin (geht in Rente), Leitung Bücherei (Wegzug), Hausmeister Sportpark (geht in Rente), einen Schreiner im Bauhof (geht in Rente) und natürlich – Erzieher. Die Personalgewinnungskosten steigen dabei in bisher ungeahnte Höhen und Kommunen werben sich, gezielt oder ungewollt, gegenseitig die begehrten Arbeitskräfte ab“, so Söllner. Das Projekt Alt Oberliederbach müsse daher zurückgestellt bleiben, bis die Stellen im Bauamt wieder besetzt seien und Planung, Vorbereitung und Durchführung durch die Verwaltung koordiniert werden können.

Europa mitten in Liederbach

„Die Gemeinde Liederbach pflegt seit vielen Jahren enge Kontakte in andere Länder der Europäischen Union, davon zeugen unsere Städtepartnerschaften mit Villebon sur Yvette (seit 1985), mit Verwood (seit 1992), mit Saldus (seit 2004) und mit Pietrowice Wielkie (seit 2007). Unsere europäischen Freunde gehören einfach dazu, ganz selbstverständlich. Wir gehören alle der großen europäischen Familie an. Gemeinsame Wurzeln, gemeinsame Geschichte, eine christlich geprägte Tradition, Niederlagen und große Erfolge – nach 75 Jahren in Frieden sollten wir demütig und dankbar gemeinsam für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung und für dieses Europa kämpfen“, so Eva Söllner zum Thema Europa. Da liege es nahe, auch den heutigen Jahresempfang unter dieses Motto zu stellen. Zu diesem Thema wünschten Karin Schneider und Eva Söllner sich Prof. Dr. Sven Simon. Prof. Dr. Sven Simon wurde 1978 geboren und studierte Rechtswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie an der University of Warwick (England).

Er hat sich schon früh auf Europa festgelegt, denn bereits 2009 hat er mit einer europa- und wirtschaftsvölkerrechtlichen Arbeit promoviert.

Nach Stationen in Frankfurt, Berlin, Tel Aviv und New York und anderen Stationen wurde er mit einer verfassungsrechtlichen Arbeit zu den Grenzen des Bundesverfassungsgerichts im europäischen Integrationsprozess habilitiert.

Prof. Simon begeisterte die Gäste mit einer überaus kenntnisreichen und durchaus unterhaltsamen Rede zum Thema „Die alten Mythen und neuen Herausforderungen der Europäischen Union“. Die alten Mythen wurden weitgehend ausgeräumt und für die neuen Herausforderungen, denen sich die Menschen in Zukunft stellen müssen, bot er interessante Lösungsansätze.

Das Hauptthema „Europa“ wurde auch musikalisch zum Auftakt aufgegriffen, unter anderem mit „Freude schöner Götterfunken“, vorgetragen vom Gesangverein Union 1864 Niederhofheim.

Es fotografieren Peter Söllner und Welfhard Niggemann.

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