„Alles was Recht ist“: Premiere ein Jahr und 363 Tage später

Manfred (Harald Tietz) ist skeptisch, ob die Klageschrift der Rechtsanwältin Redlich (Anja Vollrath-Kühne) eine Lösung ist. Doch seine Kleingärtnerkameradin Dora (Babara Semeras) steht (noch) dahinter, und Vorsitzender Friedrich (Roland Ruppel) (v. l.) unterschreibt. Foto: ach

Oberursel (ach). Die Besitzerin eines Esoterikladens kommt beim Besuch in der Anlage des Kleingartenvereins Concordia ins Schwärmen: „Schön haben Sie es hier draußen, ein richtiges Idyll. Da kann man so richtig entspannen.“ Doch der Vorsitzende holt sie zurück auf den Boden der Realität: „Könnte man, könnte man, wenn da nicht ein gewisser Gartennachbar wäre ...“

So begann in der Ausgabe der Oberurseler Woche vom 9. Januar 2020 die Ankündigung der Komödie „Alles was Recht ist“ des neu gegründeten Theatervereins „Szenenwechsel“. Am 25. April 2020 sollte Premiere sein, Aufführungstermine über Frühjahr und Sommer im Hof der Familie Steden am Marktplatz, als Dinnertheater im Hotel Rilano und außerhalb Oberursels waren unter Dach und Fach. Dann kam Corona. Per Internet wurde weiter geprobt, neue Termine zwischen den Lockdowns wurden angesetzt und mussten wieder abgesagt werden. Nun scheint es, dass fast auf den Tag genau zwei Jahre nach der geplanten tatsächlich die Premiere im Café Portstraße gefeiert werden kann: am Samstag, 23. April, um 19.30 Uhr mit einer weiteren Vorstellung am Sonntag, 24. April, um 17 Uhr.

Der Traum von Schönheit und Harmonie zwischen Öko-Radieschen und Gartenzwerg, frischem Zwetschgenkuchen zum Kaffee und guten Freunden im blitzsauberen Gartenland entpuppt sich bisweilen als Albtraum, wenn ein Kleingärtnerkamerad den Vorschriften der Satzung von 1919 nicht die gebotene Beachtung schenkt, seine Kohlrabi nicht in gerader Linie wachsen lässt, gar ganz andere Dinge zum Sprießen bringt oder sich in den Verdacht begibt, sittliche und moralische Normen der alteingesessenen Gemeinschaft zu missachten. Ob die Polizei da jeden Konflikt schlichten kann? Oder will? Es kann schon passieren, dass der Vorstand glaubt, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu müssen. Und dann kann es auch dahin führen, dass bodenständige Tomatenzüchter und Apfelbaumkletterer sich in geheimnisvolle Sphären versteigen, die ihnen schließlich selbst unheimlich werden.

Das ist der Stoff, aus dem Anna Altheim das Stück gestrickt hat, mit dem sich der Theaterverein „Szenenwechsel“ nach dem „coronagerechten“ Sketchprgramm „Typisch: Männer und Frauen“ im November nun dem Publikum präsentiert. Auch wenn der Verein neu ist, sind die Spieler in Oberursel und Umgebung keine Unbekannten. Elf Jahre lang standen sie mit der Neuen Bühne Oberursel, einer freien Theatergruppe unter der Leitung von Christel Popadiuk, auf der Bühne, sorgten für vergnügliche Stunden im Hof der Äppelwoi-Straußwirtschaft Alt Orschel am Marktplatz, verzauberten Kinder und Erwachsene mit Grimm’schen Märchen in der Kunstbühne Portstraße, traten in der Taunushalle auf, pflegten die Verbindung von Speise- und Theaterkultur beim Theater-Dinner im damaligen Mövenpick- und heutigen Rilano-Hotel, erinnerten in bewegender Weise 2008 zum 500. Geburtstag der „Maria Crafft“ mit dem traditionsreichen Heimatspiel an die Rettung der Glocke sowie an die Geschichte der Stadt im Dreißigjährigen Krieg und gaben Gastspiele in Kronberg, Bad Soden und Frankfurt.

Als sich Christel Popadiuk im Frühjahr 2019 aus persönlichen Gründen aus dem Theaterleben zurückzog, war es für die Mitglieder keine Frage, dass sie weitermachen wollen. Im Juli 2019 wurden der Verein Szenenwechsel gegründet und Anna Altheim als Vorsitzende gewählt. Sie blickt auf eine lange Erfahrung als Darstellerin in unterschiedlichsten Ensembles zurück, ist auch Mitglied im Vorstand der Volksbühne Bad Homburg, für die sie ebenfalls auf der Bühne steht und Regie führt. Nun hat sie mit dem Textbuch zu „Alles was Recht ist“ ihr Erstlingswerk als Bühnenautorin verfasst. So gesehen ist die Premiere eine Uraufführung. Als Regisseurin wird sie unterstützt von Regieassistent Beppo Bachfischer. Außerdem in Aktion zu erleben sind Torsten Leiß, Julia Semeras, Roland Ruppel, Barbara Semeras, Harald Tietz, Margit Altheim, Thomas Sterzel, Annette Sterzel, Anja Vollrath-Kühne und die Vereinschefin Anna Altheim.

Wie sie auf das Kleingärtner-Thema gekommen ist? „Wenn ich das selber wüsste“, sagt Anna Altheim. „Natürlich lese ich sehr viele Stücke, aber irgendwann gingen mir die Kleingärtner nicht mehr aus dem Kopf. Dabei hab ich selbst nichts mit Kleingarten zu tun. Alle Ähnlichkeiten mit wahren Ereignissen, Vorkommnissen oder Konstellationen sind daher rein zufällig. Ich betone das deshalb, weil viele aus der Kleingartenszene, die das Textbuch in die Finger bekommen haben, amüsiert feststellen: Genau so ist es bei uns.“

!Karten sind im Vorverkauf ab Montag, 28. März, bei der Brennerei Burkard, Weidengasse 8, und im Internet unter https://szenenwechsel.net zum Preis von 16 Euro erhältlich.

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