Von Detlev Spierling
Oberursel. Die Stadt forciert jetzt den weiteren flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes im Stadtgebiet. „Dieser Schritt ist notwendig, um die Stadt für die Anforderungen der Digitalisierung in Arbeitswelt und Privatleben gut aufzustellen“, heißt es auf der Webseite www.oberursel.de/glasfaser.
Die Telekommunikationsinfrastruktur besteht auch in Oberursel noch überwiegnd aus Kupferkabeln, die jedoch den steigenden Anforderungen hinsichtlich der fortschreitenden Digitalisierung unserer heutigen Leben- und Arbeitswelt immer weniger gerecht werden. Der Ausbau eines Glasfasernetzes sei daher eine unverzichtbare Maßnahme für die „Zukunftsfähigkeit Oberursels und seiner Bürgerinnen und Bürger“, meint Bürgermeisterin Antje Runge. Nicht zuletzt auch im Wettbewerb um die Ansiedlung neuer Unternehmen mit Nachbarkommunen wie etwa Steinbach werden Glasfaseranschlüsse zu einem immer wichtigeren Enscheidungskriterium für potenzielle neue Gewerbesteuerzahler, um die sich Oberursel auch intensiv bemüht.
Deshalb begleitet die Stadt auch aktiv den privatwirtschaftlichen Glasfaserausbau in mehreren Stadtteilen. In den Bereichen Oberstedten, Stierstadt und Weißkirchen sowie dem Oberhöchstädter Berg, Altstadt und Maasgrund wird das Unternehmen Deutsche Glasfaser tätig, während die Deutsche Telekom nach städtischen angaben in der restlichen Innenstadt, Oberursel Nord und Bommersheim den Ausbau vorantreibt.
Zwei Anbieter sind aktiv
Auf einigen großen Plakatwänden in der Innenstadt wie auch im Gewerbegebiet Süd am Zimmersmühlenweg macht die Deutsche Glasfaser zur Zeit auf ihr Angebot aufmerksam. Das Unternehmen hatte schon zwei Informationsveranstaltungen hierzu am 29. Januar in Weißkirchen und am 6. Februar im elaya Hotel im Zimmersmühlenweg organisiert.
Die Deutsche Telekom zieht in Kürze mit einem „Infotruck“ nach, das zwischen Dienstag, 4. März und Samstag, 8. März auf dem Rathausplatz stehen wird, teilt die Stadt Oberursel im Internet mit. Das Unternehmen will sein Informationsangebot außerdem durch so genannte „Bürgersprechstunden“ ergänzen. Zudem werden die Telekommunikationsunternehmen nach Angaben der Stadt in den kommenden Wochen auch Informationsmaterial an alle Haushalte in Oberursel verschicken.
Ein Blick in den „Breitbandatlas“ der Bundesnetzagentur im Internet zeigt, dass faktisch das gesamte Oberurseler Stadtgebiet mit Glasfaseranschlüssen versorgt werden kann. Dieses Online-Portal ist unter www.bundesnetzagentur.de/breitbandatlas erreichbar und wird regelmäßig aktualisiert. Es zeigt den aktuellen Stand der Breitbandversorgung in Deutschland für das Festnetz und den Mobilfunk an. Mit Hilfe interaktiver Karten kann sich hier jeder kostenlos informieren, welche Bandbreiten und Techniken für die Datenübertragung vor Ort zur Verfügung stehen. Die Anzeige in der Karte kann bis auf die Ebene eines Orts- bzw. Stadtteils und einer Adresse navigiert werden. Die Breitbandverfügbarkeit wird in Prozent der zu versorgenden Haushalte durch die Färbung der Rasterzellen dargestellt, erläutert die Bundesnetzagentur.
Voraussetzung für den Ausbau ist jedoch, dass sich bis Mai dieses Jahres mindestens 33 Prozent der Haushalte in den jeweiligen Stadtteilen für einen Glasfaseranschluss entscheiden, teilt die Stadt mit. Sie hat parallel dazu erfolgreich Fördermittel des Bundes und des Landes beantragt, um auch bislang unrentable Adressen im Stadtgebiet mit Glasfaser zu versorgen. Für diese Maßnahme investiert die Stadt Eigenmittel von rund 640.000 Euro, was zehn Prozent der Fördersumme ausmacht. Dies stelle sicher, dass der Glasfaserausbau nicht nur in den wirtschaftlich attraktiven, sondern auch in weniger erschlossenen Bereichen der Stadt vorangetrieben wird.
Haushohe technologische Vorteile
Glasfaser steigert den Wert der angeschlossenen Immobilie, denn die so genannten „Fiber to the Home“ (FTTH)-Anschlüsse sind dem alten Kupferkabel technologisch haushoch überlegen. Sie ermöglichen nämlich eine verlustfreie Datenübertragung ohne Leistungsschwankungen, sind resistent gegen Störungen und Umwelteinflüsse und bieten riesige Breitbandkapazitäten mit Download- und Upload-Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s oder mehr. Dadurch erhalten alle Glasfaser-Haushalte die gewünschte Bandbreite ohne Übertragungsengpässe in „Stoßzeiten“, was bekanntlich bei kupferbasierten Verbindungen wie etwa VDSL- oder Kabel-Anschlüssen nicht der Fall ist.
Für viele Unternehmen dürfte auch interessant sein, dass Glasfaseranschlüsse nach dem heutigen Stand der Technik abhörsicher sind. Angesichts der weltweit zunehmenden Industrie- und Wirtschaftsspionage bis hin zur so genannten hybriden Kriegsführung autoritärer Regime ist der Sicherheitsaspekt ein nicht zu unterschätzender Vorteil, der die Resillienz von Unternehmen verbessert.
Höhere Energieeffizienz
Ein weiterer Aspekt, der sich positiv auf die Nachhaltigkeitsbilanzen von Unternehmen auswirken dürfte, ist die höhere Energieeffizienz von „Fiber to the Home“: Im Vergleich zu Kupferleitungen verbrauchen Glasfasernetze nämlich bis zu 17 mal weniger Strom. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die der Bundesverband Breitbandkommunikation (www.brekoverband.de) in Auftrag gegeben hatte. Hierüber berichteten unter anderem die Fachzeitschrift VDI Nachrichten (VDI Verlag) am 2. Juni 2020 und ComputerBild am 2. Juli 2022.
Dafür gibt es vor allen zwei Gründe: Glasfaserkabel übertragen Daten mittels Lichtimpulsen, während Kupferkabel elektrische Signale nutzen. Licht bewegt sich schneller und effizienter als Elektrizität, was zu geringeren Energieverlusten führt. Und durch die wesentlich höhere Bandbreite können außerdem per Glasfaser mehr Daten pro Energieeinheit übertragen werden als im Kupferkabel. Eine aktuellere Studie des Consulting-Unternehmens Ernst & Young im Auftrag der Telekom zeigt, dass der Stromverbrauch von Kabelnetzen 178% höher ist als der von FTTH-Glasfasernetzen, was etwa dem 2,8-fachen entspricht.