Begegnung bei Musik und gutem Essen

Die „Grup Karma“ spielt türkisch-internationale Popmusik, und die Besucher singen und tanzen begeistert mit. Foto: Metzdorf

Oberursel (fch). Haben Sie schon einmal Samosa, Reis mit Linsensoße, Sesambälle oder gegrillte Heidschnucke gegessen? Nein? Schade, denn diese und viele weitere Spezialitäten aus vielen verschiedenen Ländern offerierten Oberurseler Familien aus den Reihen der Flüchtlingsfamilienhilfe und drei Mitglieder des Vereins „Kunstgriff“ am Sonntag den Besuchern des dritten Begegnungsfests „Vielfalt mit Musik“.

An den Ständen im Rushmoor-Park war die Auswahl der Speisen groß, reichte von vegan über vegetarisch bis zu Grilladen. Elias, Martin und Ralf vom Verein „Kunstgriff“ grillten eine Heidschnucke. „Sie hat auf Oberurseler Wiesen ‚ein glückliches Leben‘ verbracht“, informierte das Trio. Viele Besucher beobachteten gespannt, wie das in Alufolie gewickelte Schaf langsam durchgrillte. „Heidschnucken sind genügsame Landschaftspfleger. Ihr Fleisch ist mager, kalorienarm und schmeckt klasse“, informierte eine Besucherin. Den Erlös aus dem Verkauf der Heidschnucken-Portionen will das Trio der Kinderkrebshilfe spenden.

Gleich neben dem Grill bot Ziba Valizadeh aus dem Südiran vegetarische und vegane Gerichte an wie auch ihre Standnachbarn, zwei Jungs, deren Eltern aus China kamen. Ziba Valizadeh berichtete, dass sie seit elf Jahren in Oberursel lebt: „Ich liebe diese Stadt. Hier ist es ruhig, die Leute sind nett und ich freue mich immer wieder, hierher zurückzukommen. Bedanken möchte ich mich bei Bürgermeisterin Antje Runge, von der wir von Anfang an große Unterstützung erhalten haben.“ Auch die Brüder aus China und Shiba Hashimi aus Afghanistan bedankten sich bei der Stadt und bei Vereinen für die Unterstützung beim Ankommen und Einleben in Oberursel. Das hörten nicht nur die Bürgermeisterin, sondern auch die Mitglieder aus den Reihen der Veranstalter des Begegnungsfests „Vielfalt mit Musik“ gern.

Veranstalter des Fests zur Förderung der Oberurseler Willkommenskultur und zur Stärkung der Integration ist der Verein „Kunstgriff“ in Kooperation mit dem Verein „Windrose“ und dem Kultur- und Sportförderverein Oberursel (KSfO). Unterstützt wird das Fest durch das WIR-Förderungsprogramms des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration in Verbindung mit dem WIR-Vielfaltszentrum des Hochtaunuskreises.

Anette Metzdorf strahlte beim Blick auf die von Beginn an mit vielen Besucher gut gefüllte Parkwiese. „Bei den ersten beiden Begegnungsfesten war die Resonanz unter den Neubürgern und Flüchtlingen wie auch den Einheimischen sehr gut und positiv. Erreicht haben wir zum Teil auch das Ziel, alle zu ermutigen, an den Veranstaltungen des Orscheler Sommers und anderer Feste teilzunehmen“, freute sie sich. Immerhin leben Menschen aus 120 Nationen und unterschiedlichsten Kulturkreisen in Oberursel friedlich zusammen. Wie sich alle gegenseitig inspirieren, miteinander feiern, tanzen, singen, genießen und fröhlich sein können, zeigte das Begegnungsfest für alle eindrucksvoll.

Begrüßt hatten die Besucher Bürgermeisterin Antje Runge und Birgit Kindler vom Verein „Kunstgriff“. Übersetzt wurden ihre Reden wie auch die von Rusen Cikar, dem Sprecher der Gruppe Oberursel von Amnesty International, von Teilnehmern sogleich in fünf Sprachen. Birgit Kindler übersetzte ins Englische, Ahmad Bilal Nazari in Farsi, Anuta Ivanska ins Ukrainische, Shahahad Suleiman ins Arabische und Nuray Aydemir Erdem ins Türkische.

Amnesty International war zum ersten Mal mit einem Stand und einer Ausstellung auf dem Begegnungsfest vertreten. Die Menschenrechtsorganisation hat dreifachen Grund zum Feiern. Zum einen feierte die Gruppe Oberursel ihr 50-jährige Bestehen nach, das auf 2021 fiel, aber wegen Corona verschoben werden musste. Dann feierte die Gruppe mit den Besuchern noch zwei weitere Jubiläen. Dazu gehörten 60 Jahre Amnesty International (AI) und 70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR). Die rechtlich nicht bindende Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu den Menschenrechten wurde am 10. Dezember 1948 im Palais de Chaillot in Paris verkündet. Die deutsche Sektion der als Hilfsorganisation für politisch Gefangene gegründete Amnesty International erblickte 1961 das Licht der Welt. „Mehr als zehn Millionen Mitglieder und Unterstützter setzen sich in über 150 Ländern für die Ziele von Amnesty International ein“, sagte Rusen Cikar.

Für die „Vielfalt mit Musik“ sorgten gleich zwei Formationen. Einmal das Duo „Oud am Main“, das die Brüder Mayed Kakour (Gitarre) und Oud-Spieler Musatafa Kakour bilden. Mit Liedern wie „Nassam alaina Elhawa“ (Heimweh), „Asfour tal men Elschippak“ (Freiheit) und dem Medley „Qudud“ aus Aleppo ernteten sie viel Zustimmung. Einige Besucher klatschten und sangen mit. Musatafa Kakour informierte das Publikum, dass die orientalische Laute Oud „der Vater der europäischen Laute und der Großvater der Gitarre ist“. Nach ihrem Auftritt gehörte die Bühne der „Grup Karma“. Mit ihrem Repertoire aus türkisch-internationaler Popmusik begeisterten sie ihre Zuhörer, die sich teils zum Tanzen und Singen, getreu des Mottos „Musik verbindet, vor der Bühne versammelten.

Das Duo „Oud am Main“ bilden Gitarrist Mayed Kakour und Oud-Spieler Musatafa Kakour (v. l.). Ihre Lieder werden von Festbesuchern mitgesungen.Foto: fch

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