Oberursel (gt). Die Städtepartnerschaft zwischen Stierstadt und Ursem (Niederlande) ist schon etwas Besonderes. Sie geht auf eine Zeit zurück, als beide selbstständige Kommunen waren, und beide haben danach ein ähnliches Schicksal erlebt. Während Stierstadt im Jahr 1972 nach Oberursel eingemeindet wurde, wurde Ursem im Jahr 1978 zu einem Teil von „Wester-Koggenland“. Nach dem Zusammenschluss mit einem weiteren Gebiet heißt es seit 2007 einfach „Koggenland“.
Die Freundschaft zwischen den Orten geht auf den Wunsch beider Ende der 60er-Jahre zurück, Partnerstädte im jeweiligen Nachbarland zu haben. Damals war Hubert Kraus Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung Stierstadt und wurde von Bürgermeister Heinrich Geibel mit der Suche beauftragt. In Ursem fand er nicht nur die neue Partnerstadt Stierstadts, sondern auch seine zukünftige Frau.
Am 11. Dezember 1971 wurde in Stierstadt und am 13. Mai 1972 in Ursem die offizielle Partnerschaft mit der Unterzeichnung der Urkunden besiegelt. Dieses Eregnis vor 50 Jahren galt es jetzt über das Christi-Himmelfahrt-Wochenende zu feiern.
Nachdem die Besucher aus Ursem am ersten Abend einen Fototermin in der Ursemer Straße hatten, kehrten sie im Alt-Oberurseler Brauhaus ein. Am Freitag besuchten sie die Saalburg und das Bad Homburger Weinfest, gefolgt von einer Führung durch Stierstadt und einem Abend beim Fußballverein. Samstag besuchten sie die Oberurseler Altstadt und nachmittags die Stierstädter Feuerwehr.
Der Festakt am Samstagabend, fand in der Turnhalle in Stierstadt statt. Moderiert wurde der Abend zweisprachig von den Vorsitzenden der jeweiligen Ausschüssen: René Kraus aus Stierstadt und Cara Grooteman aus Ursem. Nach dem Austausch der Gastgeschenke, war es Zeit für eine zweisprachige Zeitreise mit Hubert Kraus. Untermauert von alten Fotos und Zeitungsartikeln, erzählte er die Geschichte der Partnerschaft von dem Moment ihrer Entstehung an, Jahr für Jahr, bis er im Jahr 2011 den Vorsitz des Hollandausschusses, ein Amt das er seit 1996 innehatte, an seinen Sohn René abgab. Wie er selbst anmerkte, hätte er noch viel mehr als eine Stunde erzählen können, stattdessen hatte man eine Ausstellung mit weiteren Dokumenten und sogar mit den ersten Gastgeschenken zwischen den Kommunen vorbereitet. Die gemeinsamen Feierlichkeiten der Orte spielten bei seinem Vortrag immer wieder eine Rolle, seien es Jubiläen, Hochzeiten oder einfach Besuche. Aber „wir haben nicht nur gefeiert“ betonte Hubert Kraus.
Nach einer kurze Pause betrat Bürgermeisterin Antje Runge die Bühne. Sie lobte die lebendige Partnerschaft zwischen den beiden Städten und die viele ehrenamtliche Arbeit, die in diese Freundschaft investiert wird, bevor sie zur Überraschung des Abends kam: Sie verlieh die Bürgermedaille der Stadt Oberursel an Hubert Kraus.
„Hubert Kraus hat zur Entstehung, Entwicklung und dem Fortbestand der Partnerschaft zwischen Ursem und Stierstadt sehr viel beigetragen. Als langjähriger Vorsitzender des Hollandausschusses hat er die Partnerschaft mit großem persönlichen Einsatz gefördert und die Beziehung zwischen beiden Gemeinden mit Leben gefüllt. Mit seinem Elan hat er andere Akteure motiviert, sich ebenfalls für die europäische Idee zu engagieren“, sagte die Bürgermeisterin in ihrer Laudatio.
Hubert Kraus war sichtlich gerührt von den Worten und der Verleihung. „Ich bin sehr überrascht und habe nicht damit gerechnet“, sagte er. Und versprach auch nach 50 Jahren: „Solange ich gesund und fit bleibe, bin ich bereit zu helfen.“
Gratuliert wurde unter anderem von der neuen Bürgermeisterin Koggenlands, Monique Bonsen. Sie blickte auf die Coronazeit zurück und gedachte auch der Menschen, die in den verpartnerten Orten an dem Virus gestorben sind. Sie lobte ausdrücklich, dass die Städtepartnerschaft diese Zeit ohne offizielles Treffen überlebt hat.
