Bürgermedaille für die Klimainitiative

Verleihung der Bürgermedaille an die Lokale Oberurseler Klimainitiative im Rahmen des Bürgerempfangs (v. l.): Christine Greve, Dr. Jens Drillisch, Heinz Jungermann, Bürgermeisterin Antje Runge, Ilja Moreth und Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel. Foto: gt

Von Graham Tappenden

Oberursel. Am Dienstag kehrte der Bürgerempfang nach einer Pause von vier Jahren in die Stadthalle zurück. Wie im vergangenen Jahr stand der Abend unter einem Motto, das in diesem Jahr „Oberursels Zukunft nachhaltig gestalten“ lautete. Der Abend wurde von Markus Hertle moderiert und musikalisch vom „Streichholz Quartett“ begleitet.

„Der Bürgerempfang ist ein Element der demokratischen Kultur in Oberursel“, erklärte Bürgermeisterin Antje Runge zu Beginn und fügte hinzu, dass an diesem Abend das Ehrenamt im Mittelpunkt stehe. Wer sich ehrenamtlich engagiere, übernehme auch Verantwortung. Damit würde man sich an den Entscheidungen beteiligen, die in der Stadt getroffen werden. Sie kritisierte aber das Klima der Rechthaberei und die Lautsprechermentalität, die manchmal herrsche. „Viele sehen sich selbst als wichtiger“, sagte sie deutlich.

Beim Motto des Abends ginge es für sie konkret darum, dem Klimawandel entgegenzuwirken und für eine umweltfreundliche Gestaltung der Stadt zu sorgen. Zu den bereits genannten Stichworten gesellten sich noch Toleranz, Kompromissbereitschaft und Kommunikation.

Letzteres gilt auch für Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler, wenn es um die Haushaltsberatungen geht, die im Dezember mit der Einbringung des Haushalts durch Stadtkämmerer Jens Uhlig in die Stadtverordnetenversammlung beginnen. „Wir dürfen nicht mehr ausgeben, als wir einehmen“, sagte er, machte aber auch deutlich, dass bei Klimathemen nicht gespart werden dürfe. Am Ende seiner Rede erinnerte er an verdiente Bürger der Stadt, die an diesem Abend fehlten, nämlich Ehrenbürger Manfred Kopp und Dr. Christoph Müllerleile.

Vor den Ehrungen hielt Dr. Thomas Friedrich vom Institut für sozial-ökologische Forschung einen Impulsvortrag. Seit 30 Jahren entwickelt das Institut Konzepte, die als Grundlage für die Politik und die Wirtschaft dienen. Dabei forschen sie fallbezogen zum Klimawandel, „damit die Lösungen von heute nicht die Probleme von morgen werden“, erklärte er. Sowohl Klimaschutz als auch Klimaanpassung seien drängende Themen, so Friedrich. Er erklärte, dass die globale Erwärmung nachweislich durch den Menschen verursacht wird, insbesondere durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Ein Ergebnis war, dass 2022 in Deutschland das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war. Aber, so Friedrich, der Klimawandel macht die Erde nicht nur wärmer, sondern führt auch zu mehr extremen Klimaereignissen.

„Klimaanpassung ist wie die kleine Schwester vom Klimaschutz, die hinter ihrem großen Bruder aufräumen muss“, verglich er und mahnte, dass der Klimawandel auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit sei. „Menschen mit geringerem Einkommen und weniger Ausbildung werden mehr gesundheitliche Folgen des Klimawandels haben“, sagte er.

Runge schloss sich seinen Worten an, meinte aber, dass solche Ziele in Paris nur Forderungen seien. Nationale Programme gäben die Richtung vor, aber nachhaltiges Handeln beginne vor Ort auf kommunaler Ebene. Sie betonte, dass in Oberursel in den vergangenen Jahren wichtige Punkte angegangen worden seien. Die Stadt hätte mit der Gründung des Klimabeirats und der Gewinnung von Bündnispartnern neue Wege beschritten. Einer dieser Partner ist die Lokale Oberurseler Klimainitiative (LOK).

Die LOK startete im September 2019 als Gruppe von Oberurseler Bürgern mit der Überzeugung, dass jede Kommune, jeder Bürger einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann und muss. Ziel ist es, den Klimaschutz in Oberursel voranzubringen und dazu beizutragen, dass Oberursel bis 2035 klimaneutral wird. Seit 2021 ist die LOK ein eingetragener Verein.

Runge hatte ihren ersten Kontakt zu der LOK durch den „Wattbewerb“. Der bundesweite „Wattbewerb“ fordert Städte heraus, die lokale Energiewende durch den Ausbau von Photovoltaik massiv voranzutreiben. Ziel ist es, die installierte Photovoltaik-Leistung schnellstmöglich zu verdoppeln.

Besonders hob die Bürgermeisterin die Solarberatungen der LOK und deren Beteiligung an den Solarparties hervor. Über 300 Solarberatungen führte die LOK durch und inzwischen kommen Anfragen aus den Nachbargemeinden, ihre Solarberater ausbilden zu lassen. Darüber hinaus ist die LOK im Bereich der Wasser- und Retentionsflächenentwicklung sowie in das Projekt „Zukunft Innenstadt“ eingebunden. Sie stellt auch den Vorsitzenden des Klimabeirats, Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel.

Mit der Verleihung der Bürgermedaille verbinde sich die Hoffnung, dass die LOK mehr Mitstreiter bekomme, so die Bürgermeisterin.

„Wir sind der Überzeugung, dass jede Kommune und ebenso jeder Bürger einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel leisten kann. Wir, die LOK, wollen den Klimaschutz in unserem unmittelbaren Umfeld spürbar voranbringen“, sagte Cornel anlässlich der Verleihung der Bürgermedaille: „Die LOK macht inhaltliche Vorschläge zur Erreichung der angestrebten Klimaneutralität und für eine Verbesserung der Anpassung an den Klimawandel und wirbt dafür in der Bürgerschaft und bei den politischen Akteurinnen und Akteuren.“

„Wir wollen die Entscheidungsträger kritisch und konstruktiv begleiten“, ergänzte Jens Drillisch.

„Ihr habt Rekorde gebrochen“, gratulierte Hertle der Gruppe, denn selten wurde die Bürgermedaille in so kurzer Zeit verliehen.

Runge erklärte am Ende des Abends, dass es ihr bei der Verleihung des Preises um die Breite der Leistung gegangen sei und nicht um die Zeit, in der diese Leistung erbracht worden sei: „Die Erfolge sind das, was zählt.“

2023 konnten in Oberursel – teilweise auch unter Beteiligung der LOK – weitere Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsprojekte umgesetzt werden: eine Vergabe des Auftrags „Kommunale Wärmeplanung“, Einführung einer Baumschutzsatzung, Beschluss und Umsetzung des Fußverkehrskonzept/Radverkehrskonzepts mit beispielsweise dem Bau einer Fahrradstraße in Main- und Dornbachstraße sowie seit 2020 Pimoo – die Plattform für integrierte Mobilität Oberursel mit verkehrlichem Leitbild.

Der letzte Programmpunkt des Abends war die Verleihung des Jugendehrenamtspreises des Rotary Clubs Oberursel durch dessen Präsidenten Walter Gernhardt. Drei Jugendliche teilten sich den Preis und erhielten jeweils eine Urkunde und ein Preisgeld über 1000 Euro als Anerkennung für ihr ehrenamtliches Engagement.

Jonas Mähler ist Mitglied der Bienen AG an der Integrierten Gesamtschule Stierstadt und absolviert zurzeit ein Schülerpraktikum beim Bieneninstitut. Die Bienen AG trifft sich wöchentlich und es nehmen regelmäßig 15 Schüler teil. Zurzeit werden Insektenhotels gebaut und Kerzen hergestellt. Im Frühling und Sommer stehen die Bienen an sich im Mittelpunkt. Mähler ist eines der aktivsten AG-Mitglieder. Außerdem ist er mit seinem Honig als Oberursels jüngster Imker unter anderem auch auf dem Altstadtmarkt präsent. Als Teil der Bienen AG bereitet er sich mit einem Team für die Teilnahme am Landeswettbewerb der Jung-Imker vor.

Jasper Kempas ist seit April 2017 engagiertes Mitglied der Jugendfeuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr in Bommersheim und seit Juli 2022 Einsatzleitung. Am Gymnasium Oberursel (GO) ist er seit August 2020 im Schulsanitätsdienst und übt die stellvertretende Leitung aus. Außerdem ist er seit Oktober 2022 Mitglied beim Deutschen Roten Kreuz und seit April 2023 Sanitäter. Als Musicaldarsteller am GO wirkte er bei den Produktionen „Nimmerland“(2021), „Mary Poppins“ (2022) und „Die Elenden“ (2023) mit. Zur Zeit absolviert er ein Pflegepraktikum in den Hochtaunuskliniken in Bad Homburg.

Henriette Heilbock ist seit September 2022 Mitglied der GO-Big-Band. Ehrenamtlich engagiert sie sich vor allem in Bereichen, bei denen es um die Übernahme von Verantwortung und die Zuwendung zu Mitmenschen geht. Tätig ist sie im Turnverein 1889 Weißkirchen als Jugendvertreterin, seit März 2023 im Vorstand. Dieses Jahr hat sie das Jugendzeltlager des Vereins organisiert. Außerdem ist sie seit März 2020 Übungsleiterassistentin der Kinderleichtathletik. Sie engagiert sich außerdem seit Januar 2023 bei der Wasserrettung der DLRG Einsatzabteilung Frankfurt und ist seit August Bootsführeranwärterin sowie stellvertretende Beauftragte der Tauchabteilung.

„Alle drei gestalten die Zukunft Oberursels nachhaltig und sind Vorbilder für ihre Generation“, lobte Gernhardt anschließend.

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