Ein ehrgeiziges Projekt der Musikschule: „Frau Luna“

Oberursel (bg). Schon immer träumten die Menschen davon, hoch am Himmel wie Vögel fliegen zu können. Ende des 19 Jahrhunderts wurde dieser Menschheitstraum durch Ballonfahrten und tollkühne Männer wie Otto Lilienthal in selbstgebauten fliegenden Kisten und Konstruktionen langsam Realität. In seinem Zukunftsroman „Von der Erde zum Mond“ beschrieb Jules Verne im Jahr 1865 – gut 100 Jahre vor der Landung des ersten Menschen auf dem Mond – die Reise dorthin als Ballonfahrt. In der Operette „Frau Luna“ wird diese Idee in die Tat umgesetzt von drei echten Berliner Jungs. Im Jahre 1899 erlebte das Stück von Paul Lincke seine Uraufführung und traf den Zeitgeist auf den Punkt. Einige Melodien aus „Frau Luna“ wurden gleich zu Gassenhauern, etwa die „Berliner Luft“ die heute noch jeder kennt. Zum Repertoire gehören aber auch Ohrwürmer wie „Schlösser, die im Monde liegen“ das freche „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“ oder „Lasst den Kopf nicht hängen“.

Die Musikschule hat diese zukunftsgewandte, burleske Operette wieder ausgegraben und wird sie als Eigenproduktion auf die Bühne bringen. Die Gesamtleitung bei diesem ehrgeizigen Projekt liegt in den Händen des Gesangsdozenten Frank Günther. Er ist Profi und klangvoller Tenor mit viel Bühnenerfahrung, als Sänger ebenso wie als Regisseur. Auf der Suche nach einem geeigneten Werk, das sehr gut mit Amateuren zu besetzen ist und obendrein allen Beteiligten ermöglicht, professionelle Theaterarbeit aktiv mitzugestalten, hat er sie ausgewählt. Beteiligt an diesem Mammutprojekt sind ein 18-stimmiger Chor, Solisten, ein Kammerorchester, insgesamt über 50 Personen inklusive Backstage-Bereich.

Im Ballon zum Mond

„Frau Luna“ ist nicht nur eine Verwirrgeschichte rund um den Traum vom Fliegen und einer Reise zu Mond. Der Stoff bietet neben seinen unsterblichen Melodien auch beste Unterhaltung zum Thema Liebe, Irrungen und Wirrungen inbegriffen. Ein Berliner Steppke fliegt mit einem Expressballon zum Mond. Seine besten Freunde, der Schneider Karl Lämmermeier und der Steuerbeamte a. D. Wilhelm Pannecke begleiten ihn. Und Frau Pusebach. Sie war bei der abenteuerlichen Fahrt zum Erdtrabanten nicht eingeplant. Bei der Dame, die dem Alkohol zugetan ist, handelt es sich um seine Wirtsfrau. Er wohnt bei ihr zur Untermiete. Außerdem liebt er ihre Nichte Marie. In der märchenhafte Begegnung der Berliner Jungs auf dem Mond mit Frau Luna, die gemeinsam mit Venus, Mars, Merkur, Jupiter und Saturn rauschende Feste feiert und dabei einen Blick auf Steppke wirft, sieht Günther einen sozialkritischen Ansatz: Unter den Mondbewohnern gibt es wie auf der Erde soziale Gegensätze. Im aufstrebenden wilhelminischen Kaiserreich lebte die Arbeiterklasse in elenden Verhältnissen, im Gegensatz zu den reichen industriellen Kreisen und Adligen. Auch auf dem Mond gib es soziale Verwerfungen zwischen den Aristokraten und den Mondelfen, die er als Arbeiter auftreten lässt.

Proben seit Februar

Bei der ersten szenische Probe, die im Georg-Hieronymi-Saal über die Bühne ging, wurde das Finale auf dem Mond geprobt. Einige Mondkrater waren aufgestellt, aus denen Rauch aufstieg. Mondelfen, gekleidet in weiße Latzhosen, stimmten eindrucksvoll und textsicher „Schlösser, die im Monde liegen“ an. Begleitet wurden sie von Hanno Lotz am Piano. Seit Anfang Februar haben die zwölf Damen und sechs Herren, die den Chor bilden, die Lieder einstudiert. Sie erhalten Unterricht in den Gesangsklassen von Frank Günther und Christos Pelekanos.

Dann begann die kleinteilige Inszenierungsarbeit. Geduldig erklärte Günther den Darstellern immer wieder die szenischen Abläufe mit Gesten und Mimik, erläuterte, wer wann wo stehen oder sich wieder aus dem Bild entfernen muss. Für Peter Steffan ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Er stand schon als Kind auf der Bühne, hier verkörpert er den Berliner Fritz Steppke, sein Freund Lämmermeier wird von Michael Meiners dargestellt, und Carsten Höfer schlüpft in die Rolle von Pannecke. Natalie Franken hat als Witwe Pusebach immer eine Flasche zur Hand. Christina Maul als Frau Luna und weitere Mondbewohner wie Theophil (Marcus Papp) und Prinz Sternschnuppe (Udo Rücker) sind bei dieser Probe im Einsatz ebenso wie Marie (Sabrina Kuhne). Alle Mitwirkenden sind inzwischen zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen und mit Feuereifer bei der Sache. Bei der ersten szenischen Lesung herrschte eine lockere, fröhliche Atmosphäre. Es wurde viel gelacht, aber doch sehr ernsthaft und konzentriert geprobt.

!Zwei Aufführungen der Operette „Frau Luna“ in der Taunushalle, Landwehr 6, sind geplant für Samstag, 2. November, ab 19 Uhr und Sonntag, 3. November, ab 17 Uhr.

Eine eingeschworene Gemeinschaft, die Mitwirkenden an „Frau Luna“. Foto: bg



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