Endlich wieder Brunnenfest !!!

Brunnenkönigin Verena I. und Brunnennenmeister Andreas genießen ihr Fest und schätzen eine entspannte Runde auf dem „Breakdancer“, um gleich darauf zusammen mit den unzähligen Festgästen wieder ordentlich Gas zu geben. Foto: ach

Von Beppo Bachfischer

Oberursel. Es war ein Fest, wie es die Stadt wohl seit dem Hessentag 2011 nicht gesehen hat. Trotz coronabedingt widriger Umstände haben der Vereinsring Oberursel, die Vereine, Gastwirte, Künstler, Schausteller und die Stadt, nicht zuletzt aber auch Hilfs-, Sicherheits- und Ordnungskräfte es geschafft, dass zigtausende Menschen das Oberurseler Brunnenfest endlich wieder fröhlich feiern konnten. Und bei bestem Wetter ausgiebig gefeiert haben.

Gewiss hat sich niemand mehr darüber gefreut als Brunnenkönigin Verena I. und ihr Brunnenmeister Andreas. Vier Tage lang strahlten sie und waren auf ihrem Fest unterwegs, um mit den Gästen zu feiern, Vereine zu besuchen, ihren Bembel zu verschenken, kleine und große Fans mit gemeinsamen Fotos und Autogrammen glücklich zu machen. Ständige Begleiter des Vater-Tochter-Brunnenpaars waren außer den Vereinsring-Betreuern die Königinmutter Sandra Schmidt, die 1997 selbst als Sandra II. die Krone trug und ebenfalls ihren Vater Gerhard Otte als Brunnenmeister an ihrer Seite hatte, sowie Verenas Schwester Miriam.

Dabei hatte ausgerechnet für Verena das Fest mit einem Wermutstropfen begonnen. Zur Eröffnung des Brunnenfests ist es in der Regel gute Sitte, dass sich eine große Schar befreundeter Gasthoheiten aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet die Ehre gibt und zusammen mit der Gastgeberin dem Fest königlichen Glanz weit über die Stadt hinaus verleiht. Der gemeinsame Zug durch das Oberurseler Brunnenfest und der Sturm auf die Fahrgeschäfte auf der Bleiche ist sonst ein Höhepunkt der Amtszeit vieler Majestäten. Doch diesmal fiel der Deutsche Königinnentag in Traunstein und am Chiemsee mit über 250 Majestäten aus der gesamten Republik ausgerechnet auf das Brunnenfest-Wochenende. Immerhin die Bad Vilbeler Quellenkönigin Sara I., die erst am Pfingstmontag in Anwesenheit von Verena inthronisiert worden war, war zum Brunnenfests erschienen.

Die beiden Majestäten machten eine königliche Sause, als wären 20 von ihrer Sorte unterwegs. Da die Brunnenkönigin über allzu schnelle Karussells „not amused“ ist, schaltete der „Breakdancer“ ihr zu Ehren ein paar Gänge zurück und ließ sie eine Runde mit angezogener Handbremse drehen, bei der sie ihrem Volk huldvoll zuwinken konnte. Zurück kam brausender Applaus der Mitfahrer und Zuschauer auf der Bleiche. Ihre wilde Seite zeigte Verena im Autoscooter, und die absolute Höhe des Rummel-Bummels war für sie die Aussicht aus dem Riesenrad.

Als Gastgeberin bei dem in mehrfacher Hinsicht rekordverdächtigen Brunnenfest ist Verena I. auch eine Brunnenkönigin der Rekorde. „Ich bin die erste Brunnenkönigin in zweiter Generation“, verkündete sie nicht ohne Stolz bei der Eröffnung, und dass sie ihr Brunnenfest genau 25 Jahre nach ihrer Mutter und ihrem Opa eröffnet würde, hätte niemand gedacht, als sie 2020 als Brunnenkönigin auserwählt worden war. Dann kam Corona, was dazu führte, dass sie zur Brunnenkönigin mit der bisher längsten Amtszeit und den wenigsten Terminen wurde.

Nach Verena begrüßte Bürgermeisterin Antje Runge die Gäste auf dem vollen Marktplatz. Moderator Thomas Fiehler vom Vereinsring ahnte nicht, welch prophetische Talente in ihm schlummern, als er nach ihrer Rede anmerkte: „Frau Bürgermeisterin, die eigentliche Herausforderung kommt jetzt“ – der Fassanstich. Es war das erste Mal, dass sie ein Fest auf diese Weise eröffnete. Assistent Fiehler hielt den Zapfhahn, Frau Bürgermeisterin setzte den ersten Schlag, den zweiten, den dritten – nach etwa einem Dutzend wurde das Weiterzählen durch das spritzende Bier hindurch schwierig. Fiehler, Vereinsringchef Ludwig Reuscher und Brunnenmeister Andreas sprangen zu Hilfe, um zu retten, was noch zu retten war – mit sekündlich wechselndem Erfolg.

Gnadenlos hielt Dr. Christof Müllerleile das Desaster als Video fest, stellte es auf Facebook, bewies dabei aber wahre Gentleman-Qualitäten, als er von einem „defekten Zapfhahn“ sprach. Runge nahm’s mit einem Lächeln. „Ich war schon etwas aufgeregt, aber ich dachte, ich wohne nicht weit weg, zur Not kann ich mich schnell umziehen gehen. Für etwas Freibier war ja noch was im Fass“, erklärte sie auf dem biergetränkten Marktplatz. Fiehlers Hose war schnell trockengefönt, sonst hatte wie durch ein Wunder niemand etwas abbekommen. Die bestens unterhaltenen Gäste auf dem Marktplatz applaudierten und holten sich den Rest Freibier, die Bürgermeisterin prostete ihnen zu, nahm einen tiefen Schluck, das Brunnenfest war eröffnet.

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