Ein Gemälde zum Gedenktag der Heiligen Corona

Ein „Andachtsbildchen“ hat Raimund Schui zum Gedenktag der Heiligen Corona geschaffen. Foto: Mulfinger

Oberursel (ow). Schon längst ist die Corona-Pandemie ein beherrschendes Thema in allen Kunstrichtungen. Nun präsentiert auch der Oberurseler Maler Raimund Schui dazu sein erstes Gemälde: „Santa Corona, steh uns bei!“ Sein Cousin, der Pallottinerpater Alexander Diensberg aus der Bildungsstätte der Pallottiner „Haus Wasserburg“ in Vallendar, hatte ihn dazu ermuntert und pünktlich zum Gedenktag der Heiligen am 14. Mai ist es fertig geworden.

Die Schutzheilige mit dem Namen „Corona“ gab’s wirklich, auch wenn Zeit und Ort ihres Lebens unterschiedlich überliefert sind, was andererseits ein Beleg für die weite Verbreitung ihrer Legende spricht. Ihr zufolge soll sie als 16-Jährige dem Heiligen Victor zur Zeit der Christenverfolgungen um das Jahr 200 bei dessen Folter und Hinrichtung ungeachtet der Gefahr, in die sie sich dabei selbst begab, beigestanden sein. Als sie den unter den Qualen der Folterung leidenden Victor wegen seiner Standhaftigkeit als einen Heiligen preist und ausruft, zwei Kronen vom Himmel fallen zu sehn, eine für Victor und die andere für sich, wird Victor enthauptet und sie mit den Füßen an zwei niedergebeugte Palmen gebunden, so dass Corona beim Emporschnellen der Palmen zerrissen wird, warum sie gerne mit Palmen in der Hand dargestellt wird.

Bald wird die Heilige Corona als Patronin der Fleischer, der Schatzsucher und des Geldes verehrt. Weil Epidemien aber den einen wie den anderen fürs Geschäft abträglich sind, wird sie auch in Zeiten von Seuchen und der Pest zum Schutz angerufen. Demgegenüber erinnert Alexander Diensberg,Pallottiner und Priester sowie Leiter der Bildungsstätte der Pallottiner „Haus Wasserburg“ in Vallendar, aber auch noch an einen anderen Traditionsstrang: „So wie Corona ihrem Freund unter Todesgefahr beistand, riskierten zu Pestzeiten viele Ärzte und Pfleger bei der Versorgung der Kranken Leben und Gesundheit und tun dies bis in unsere Tage. Bei aller berechtigten Sorge in eigenen existentiellen, wirtschaftlichen Nöten, die aber ja auch schon wieder von Profithaien und Verschwörungstheoretikern in unseren Tagen schamlos missbraucht werden, ist es dieser Beistand, der mir Santa Corona als Pandemie-Schutzheilige so sympathisch macht.“

Der Oberurseler Künstler Raimund Schui nun erschuf mit seinem Gemälde ein ganz eigenes Corona-Bildnis. Willi Mulfinger, Journalist und Fotograf aus Oberursel, hat das Werk vorgestellt. Er sieht in Schuis Gemälde statt einer 16-Jährigen eine gezeichnete alte Frau:

„Man mag darüber streiten, ob man die Gesichtszüge von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder doch eher die von Altkanzler Kohl entdecken kann und ob der Blick eher von mütterlicher Fürsorge oder doch genervter Verzweiflung über so viel Unverstand, der Land und Weltgemeinschaft derzeit spalten, geprägt ist. Nicht zu übersehen aber ist: Eingemauert in eine, wie für uns alle neue Welt, zusätzlich fixiert auf 1,50 Meter Abstand, hebt sie mahnend den Finger der rechten Hand. Ihr rot lackierter Fingernagel wirkt wie das Stoppzeichen eines Verkehrsschildes.

In der linken Hand hält sie statt Palmen einen Buchsbaumzeig, stellvertretend für den geweihten Palmzweig, der bis heute viele christliche Kreuze schmückt und so Haus und Hof vor Blitz- und Hagelschlag, Missernten und Seuchen schützten soll. Jedoch scheint es: Wir sind nicht zu retten! Noch geschnürt von Schutzmasken und Absperrband, posieren die Toten im Vordergrund. Das Firmament brennt. Nur eine kleine Fledermaus, die wir bereits schuldig gesprochen haben für unsere Misere, aber eigentlich unschuldige Natur ist, beherrscht die Weite des Himmels.

Das Gemälde von Raimund Schui ist die Bestandsaufnahme eines kurzen Moments in unserer aus der Zeit geratenen Zeit. Eine zerrissene Schutzheilige in einer Zeit der Belastungs- und Zerreißproben. Davon sprechen auch Diensbergs Unterzeilen, um die Schui seinen Cousin gebeten hat, ‚damit’s auch ein rechtes Andachtsbildchen werde‘. Und wünscht dem Betrachter: ‚Vielleicht zaubert das Gemälde dem einen oder anderen gar noch auch ein Lächeln ins Gesicht, weil es auf eigene Art das viel diskutierte politische Thema ‚Mutti Merkel in der Corona-Krise‘, aufgreift.‘

Wer in seinem Bild jedoch nach Bildelementen sucht, die Hoffnung, Perspektiven oder Zukunft zum Ausdruck bringen, wird – wie meist bei Schui – enttäuscht sein. Er glaubt vielmehr: ‚Antworten auf diese Fragen kann aktuell weder eine Schutzheilige noch die Politik noch die Wissenschaft geben, und jeder Künstler wäre sicher ebenfalls überfordert. Und so sind wir mit diesem Gemälde wieder da, wo auch die Heilige Corona vor über 1800 Jahren ihre Antworten gesucht hat: ganz tief in uns selbst.‘“



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