Gestatten, Philipp Schreck, ein junger Vollblutmusiker

Oberursel (bg). „Aus Kindern werden Leute“, stellte Gunilla Pfeiffer freudestrahlend fest beim Startschuss für das Unternehmen, das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach in der Christuskirche aufzuführen. Vor dieser Mammutaufgabe schreckt der junge Mann nicht zurück. Sein Name: Philipp Schreck. Direkt nach dem Abitur hat er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sein Studium der Schulmusik aufgenommen und gerade mit dem 1. Staatsexamen abgeschlossen. Auf die Frage, wie er dann auf die Idee kam, meinte er, eher zufällig. Er sei aber prinzipiell ein Mensch, der Herausforderungen sucht. Und großer Fan der Bach’schen Musik, da sie unglaublich vielseitig sei.

In Oberursel ist er Kirchenbesuchern und Musikfreunden schon länger gut bekannt. In der Auferstehungs- und Christuskirche ist er oft an der Orgel im Einsatz. Seine Freude an der Musik blitzt da ebenso auf wie bei dem „Heiteren Orgelkonzert“, kürzlich gegeben in den schwierigen Corona-Zeiten.

Er ist in Oberursel aufgewachsen und zur Schule gegangen. Sein Elternhaus befindet sich ganz in der Nähe der Auferstehungskirche. Dort ist auch Kantorin Gunilla Pfeiffer zu Hause, die ihn unter ihre Fittiche genommen hat. Sie hatte den jungen Mann oft Klavier spielen gehört, lange bevor er 2015 mit dem Orgelunterricht bei ihr begonnen hat. Seit 2016 wirkt er als Organist in der Auferstehungs- und Christuskirche.

Die Liebe zur Musik wurde während seiner Schulzeit am Gymnasium Oberursel geweckt durch einen hervorragenden Musiklehrer. Marc Ziethen hat ihn so für die Musik begeistert, dass er ab der sechsten Klasse begann, Cello zu spielen. Davor hatte er bereits mit acht Jahren angefangen, Klavier zu spielen, allerdings ohne wirkliche Ambitionen. Während seiner Schulzeit hat er täglich zwei Stunden geübt, hauptsächlich Cello. Ab 2014 war er Vorstudent am Precollege der Musikhochschule in Mainz. Dort bekam er zwei Jahre intensiven Cellounterricht von einem Solocellisten des Staatstheaters Wiesbaden. Das ließ sich nur mit einem guten Zeitmanagement bewältigen, seine Tage waren damals sehr durchgeplant. Trotzdem hat er sein Abitur mit 1,2 abgeschlossen und fand auch noch Zeit, sich mit seinen Freunden zu treffen.

Mit dem Orgelspiel hat er erst kurz vor dem Abitur begonnen. Da er schon Klavier spielen konnte, fiel ihm die Umstellung nicht schwer. Bereits zwei Jahre nach seinem Abitur konnte der die C-Prüfung im Fach Orgel ablegen. Das ist die höchste Ausbildungsstufe für Kirchenmusiker, die das Fach nicht studieren, sondern als Nebenberuf ausüben. Als Cellist hat er einmal am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen. Er hat es parallel zum Abitur bis in den Bundeswettbewerb geschafft und dort einen dritten Preis gewonnen. Auf Regional- und Landesebene erreichte er jeweils einen ersten Preis. Aber Wettbewerbe sind für ihn nicht vorrangig, viel wichtiger ist ihm die Freude an der Musik. Mit Begeisterung hat er an einigen renommierten Meisterkursen, etwa an der Kronberg Academy, teilgenommen. Dort konnte er viele neue Erfahrungen sammeln und interessanten Musikerpersönlichkeiten aus allen Teilen der Welt kennenlernen. Das war für ihn eine große Bereicherung.

Sein Ziel ist es, Musiklehrer zu werden. Nicht zuletzt geprägt durch das Vorbild seines Lehrers, möchte er die Liebe zur Musik vielen Schülern vermitteln. Ob er noch ein Orgelstudium aufnimmt, weiß er noch nicht, das hängt auch von der weiteren Corona-Entwicklung ab. Er hat sich bewusst dagegen entschieden, Berufsmusiker zu werden. Einerseits seien die beruflichen Aussichten mangelhaft, andererseits habe man auch wenig Freiheiten beispielsweise in der Programmwahl, und viel Zeit gehe inzwischen auch für organisatorische Dinge verloren. Als Ausgleich zur Musik geht er gerne joggen und fährt Rad, auch das Reisen und das Lesen machen ihm Freude. Wichtig für sein Leben sind ihm neben seiner Familie und den Freunden Toleranz und Offenheit in allen Bereichen.

2021 – das Jahr der Orgel

Nebenamtlich wird er weiterhin Gottesdienste musikalisch gestalten und Konzerte geben. Dabei möchte er möglichst viele Menschen für die Orgel begeistern. Auf der Orgel könne man so viel machen, was viele gar nicht erwarten. Zudem werde die Königin unter den Musikinstrumenten im Jahr 2021 das Instrument des Jahres und damit auch öffentlich mehr in den Fokus der Gesellschaft rücken. Sie wird auch in der Christuskirche musikalisch im Mittelpunkt stehen. Philipp Schreck arbeitet viel mit Gunilla Pfeiffer in allen möglichen Konstellationen zusammen. Sie plant für das kommende Jahr bereits zahlreiche Konzerte mit Chören und Orchestern, in denen die Orgel eine wichtige Rolle übernimmt. Sobald es die Corona-Situation wieder zulässt, wird es zahlreiche Orgelkonzerte, Orgelvespern, Orgelführungen, Orgelnächte, Orgelfeuerwerke an Silvester und Orgelkonzerte für Kinder geben. Man darf gespannt sein…



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