Grenzgänger trotzen der Hitze

Oberursel (ow). Endlich … nach zwei Jahren Corona-Zwangspause hatte Tim Seidenthal zusammen mit dem Kerbe- und Brauchtumsverein Stierstadt (KBST) zum 19. Stierstädter Grenzgang eingeladen. Trotz rekordverdächtiger Hitze trafen 25 Teilnehmer und etliche Helfer morgens um 8 Uhr auf dem Sonnenhof in Stierstadt ein, um gemeinsam aufzubrechen.

Nach einer kurzen Begrüßung zur 17 Kilometer langen Wanderung um die Gemarkung Stierstadt durch Josef Göbel im Namen des KBST sowie Tim Seidenthal machte sich die bunt gemischte Gruppe auf den Weg. Die Grenzgänger waren dieses Jahr auffallend jünger als die Jahre zuvor, was sicherlich auch an den Temperaturen lag.

Auf der Strecke hatten die Teilnehmer an mehreren Stationen Gelegenheit, verschiedenen Vorträgen zu lauschen. So kam zum Bespiel Jo Diesner, Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums, extra aus Kalbach angereist, um den Teilnehmern etwas über die verschiedenen Markt- und Bodeneinflüsse sowie Biodiversität in der Landwirtschaft zu erzählen. Tim Seidenthal referierte über die historische Bedeutung von Grenzgängen und Grenzsteinen sowie die Thesen über die auch heute noch teilweise existierenden Grenzkreuze. Tatsächlich wurden Grenzgänge früher als richtige Events gefeiert und von der Stadt bezuschusst. Hier besteht Nachholbedarf, da sind sich alle einig. Josef Göbel sprach über die Regeneration des Walds an Borkenkäfer-Kalamitätsflächen und stand auch in Fragen um Wild und Jagd Rede und Antwort. Am ehemaligen Wohnhaus von Günther Belitz, wo ebenfalls ein Grenzstein steht, konnten die Teilnehmer Einblick in seine Kindheit und Jugend im Außenbereich von Stierstadt erhalten.

Die Versorgungscrew machte mit ihrem Begleitfahrzeug auch dieses Jahr einen hervorragenden Job und versorgte die Teilnehmer an den Rastpunkten mit kühlen Getränken und zur Mittagszeit auf der Stierstadter Heide mit gutbürgerlicher Brotzeit aus Stierstadter Produktion.

Das Highlight war jedoch die Enthüllung des neuen Grenzsteins, der dieses Jahr von drei Generationen des Hauses Richter gespendet wurde. Karl, Carsten (Charly) und Pascal weihten den Grenzstein feierlich und traditionell mit drei Schoppen ein.

Gegen 16 Uhr kamen die Teilnehmer – von der Hitze sichtlich erschöpft, aber sehr zufrieden – am Sonnenhof an und ließen den Tag mit Wurstplatten und Co gemütlich im Schatten ausklingen. Für viele steht schon fest: Nächstes Jahr wird wieder mitgelaufen, egal ob es 40 Grad sind oder regnet oder schneit, denn Traditionen müssen gelebt werden.

Karl, Carsten und Pascal Richter (v. l.) haben den Grenzstein enthüllt. Foto: KBST



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