Ein „Himmelhund“, der für den Brandschutz brennt

Oberursel (HB). Er ist ein Feuerwehrmann durch und durch. Tagsüber arbeitet er beim Vorbeugenden Brandschutz des Hochtaunuskreises im Bad Homburger Kreishaus. Zuständig für Bauten mit besonderer Nutzung. Danach gehen zwei Stunden am Tag für das Ehrenamt drauf: Holger Himmelhuber ist Stadtbrandinspektor – eine Aufgabe, die nach seiner Überzeugung so wichtig und umfangreich ist, dass sie eigentlich eine Vollzeit-Planstelle verdient hätte. Jetzt hat er das Amt aus Altersgründen abgegeben. Und sein Nachfolger Valentin Reuter ist der erste hauptamtliche Stadtbrandinspektor.

Der 61-Jährige hatte sein Büro im Haus der Feuerwehr Mitte. Das ist Heimaterde, denn nebendran hat er die Grundschule besucht. Im Flur steht eine Vitrine mit historischen Feuerwehrhelmen und darunter ein roter Fahrzeugpark aus dem Modellbausatz Feuerwehrautos en Miniature. Dazu passen die 70 Lokomotiven, die Himmelhuber in seiner Wohnung im Stockwerk darüber ausstellt. Das erste Spielzeugexemplar hat er als Sechsjähriger bekommen. Im Ruhestand, das steht für ihn fest, wird er aus diesem Fundus eine Eisenbahnlandschaft vom Feinsten machen. Dann will er sein „Steckenpferd“ auch regelmäßiger auf Messen in Köln und Stuttgart pflegen.

„Zur Feuerwehr berufen“

Der gelernte Werkzeugmacher und Ur-Oberurseler war seit 2006 Chef von 260 freiwilligen Feuerwehrleuten in fünf Stadtteilwehren. Sobald mehrere Löschzüge alarmiert wurden, rückte ganz gewiss auch der Stadtbrandinspektor mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatzort aus. Das kam im Schnitt einmal pro Woche vor. Dann überzeugte er sich davon, wie schnell die ehrenamtlichen Kameraden den Einatzort erreichten. Himmelhuber hätte gerne aus dem Vollen geschöpft, weshalb ihm eine doppelt so starke Einsatzabteilung nur recht gewesen wäre, aber solange er die Fahrzeuge im Löschzug besetzen konnte und die Hilfeleistungsfrist von zehn Minuten eingehalten wurde, war er ganz zufrieden. Überdies weiß er: „Zur Feuerwehr muss man sich berufen fühlen.“

Ihn ereilte der Ruf 1976, als die Feuerwehrleute noch im Spritzenhaus auf der Bleiche, Jahrgang 1905, zu Hause waren. Beim Vorbeigehen bemerkte er einen früherer Klassenkameraden, der auf dem Wachengelände gerade seine Ausbildung absolvierte. Das imponierte dem damals 16-Jährigen und veranlasste ihn zum Eintritt in die Feuerwehr Mitte. Zwölf Jahre später war er Wehrführer und leitete in dieser Funktion rund 6000 Einsätze. Um Leib und Leben musste er nicht fürchten, aber bei so manchem Feuer sind „die Ohrläppchen heiß geworden.“ Eine harmlose Umschreibung für heikle Einsätze mit schwerem Atemschutz.

Aus dem Praktiker war auch ein Stratege geworden. Holger Himmelhuber plante im Leitungsteam der Freiwilligen auf einem Areal in der Lahnstraße die Feuerwehrzukunft, denn längst ist klar, mit dem Stützpunkt an der Marxstraße ist kein Staat mehr zu machen – eine zeitgemäße Gefahrenabwehr sieht anders aus. Er hat das Raumbuch für den neuen Stützpunkt an der Lahnstraße geschrieben und prophezeite ursprünglich den Umzug für 2022. Daraus wird mit Sicherheit nichts. Aber an seinem Rücktritt als Stadtbrandinspektor führt mit 61 Jahren kein Weg vorbei An der Altersgrenze geht kein Weg vorbei.

Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sich der passionierte Feuerwehrmann – „Ich will Menschen in Not helfen“ – als Rentner nicht langweilen wird. Er ist Mitglied in der Bergwacht, im Landwirtschaftlichen Förderverein und in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dessen Oberurseler Sektion von seinem Vater gegründet wurde.

Himmelhuber liebt überdies die Musik. Sein Interesse reicht nicht nur „von Abba bis Zappa,“ wie er anschaulich reimt, sondern schließt auch die Klassik ein. Für den Plattenspieler stehen 500 Vinylscheiben im Schrank, die Zahl der CDs ist ähnlich umfangreich. Man sieht ihn in der Portstraße, wenn dort sein jüngerer Bruder mit „Frisch gepresst“ Funk und Soul spielt. Zum Skilaufen zieht es ihn regelmäßig nach Schladming. Er macht gerne Urlaub an der Ostsee, bevorzugt auf Rügen, Deutschlands größter Insel.

Für Feuerwehrnachwuchs hat er gesorgt. Tochter Miriam (29), Malerin und Lackiererin, gehört genauso zur Einsatzabteilung wie Sohn Hans (26), ein gelernter Schreiner. Sogar Ehefrau Christiane, die in der Stadtbücherei arbeitet und mit Himmelhuber seit 29 Jahren verheiratet ist, gehört zu den Aktiven einer Stadtfeuerwehr, die mehr als 150 Jahre auf dem Buckel hat.



X