Hundehalter nicht in der Lage, Attacken zu unterbinden

Oberursel (ach). Es ist nicht das erste Mal, dass große Hunde, die auf einem Grundstück in der Nähe der Erich-Kästner-Schule Ziegen hüten, einen Artgenossen angreifen. Am 14. Mai erwischte es die zweieinhalbjährige Re-trieverdame Feli. Ihre Besitzerin Isabelle Pfeiffer führte sie gegen 18 Uhr angeleint spazieren, als sie außerhalb des Grundstücks auf die Besitzer mit deren angeleinten Hunden traf. „Diese sind beim Erblicken meiner Hündin aggressiv geworden, die Besitzer waren nicht in der Lage, ihre Hunde zu halten, sie kamen über die Straße gerannt und griffen meine Hündin an“, berichtete Pfeiffer im Oberurseler Forum. Feli „wurde mehrfach in Rücken und Seite gebissen, durch die Luft geworfen und rannte anschließend panisch davon. Glücklicherweise waren Passanten vor Ort, die geistesgegenwärtig auf die Leine meiner Hündin traten und einen Unfall mit einem Auto noch verhindern konnten“.

Damit trat die Hundebesitzerin eine Lawine des Mitgefühls, aber auch ohnmächtiger Wut und Empörung im Forum los. Die meisten, die ihre Zeilen lasen, erinnerten sich sofort an den Vorfall im vorigen Jahr, als ein Hund von demselben Grundstück den kleinen Hund einer Seniorin totgebissen und die Frau schwer verletzt hatte. Der Angreifer musste seinerzeit von der Polizei erschossen werden. Natürlich fragten sich nun viele, warum sich ein ähnlicher Vorfall einfach wiederholen konnte. Die Behörden waren doch informiert. Warum wurde nichts unternommen?

Es wurde etwas unternommen, versichert Stadtkämmerer Thorsten Schorr, in dessen Verantwortungsbereich auch das Ordnungsamt liegt. „Doch wir leben in einem Rechtsstaat. Wir müssen den gesetzlichen Rahmen beachten.“ Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei den Hunden um Kangals handelt, große, kräftige anatolische Herdenschutzhunde, die in der Regel an Schafsherden – an den Drei Hasen sind es Ziegen – arbeiten, oft auch als Wach- oder Diensthunde eingesetzt werden. In Hessen ist der Kangal rechtlich als vermutlich gefährlicher Hund eingeordnet. Damit er gehalten werden darf, muss eine Erlaubnis eingeholt werden, die an einen Wesenstest des Hundes und an einen Sachkundenachweis des Halters gebunden ist.

Diese Voraussetzungen sind laut Schorr erfüllt. Dennoch sei es nicht hinzunehmen, dass von der Haltung der Hunde eine Gefahr ausgeht. Schon des Öfteren war beklagt worden, dass der Zaun um das Grundstück an der Erich-Kästner-Schule zu niedrig sei und für die Hunde kein Hindernis darstelle. „Heute morgen wurde einer der Hunde gesichtet, wie er wohl das Grundstück aufgrund eines viel zu niedrigen Zaunes verlassen und leinen- und besitzerlos auf der Straße herumlief. Auch hier wurde die Polizei informiert“, teilte Pfeiffer nur einen Tag nach dem Angriff auf Feli im Forum mit. Das Veterinäramt ist dafür in seiner Zuständigkeit nicht berührt, denn es kontrolliert nur tierschutzrechtliche Mängel und konnte bei einem Besuch vor wenigen Tagen solche nicht feststellen.

Hingegen habe „das Ordnungsamt sofort reagiert in dem Moment, wo es Kenntnis über den jüngsten Vorfall erhalten hat“, versichert Schorr. „Die Kollegen“ stellten Nachforschungen an, führten Untersuchungen durch und holten Stellungnahmen ein, um eine sichere rechtliche Basis zu schaffen, dass künftig solche Vorfälle auszuschließen seien. Schorr: „Die Kollegen wissen, dass sie die Rückendeckung haben, um durchgreifen zu können.“

Und wie geht es Feli und ihrer Besitzerin? „Meine Hündin wurde nach dem Vorfall in Narkose gelegt und musste genäht werden. Sie hat am ganzen Körper Prellungen, Hämatome und mehrere Bisswunden, die sehr tief sind“, sagt Pfeiffer. Die Infektionsgefahr sei deshalb immer noch hoch. Nach der Attacke seien von den Besitzern der Hunde statt einer Entschuldigung nur „haarsträubende Vorwürfe“ gekommen: Wie sie „so blöd sein kann, die Leine loszulassen“, durch ihr hysterisches Geschrei habe sie die Kangals, die nur gespielt hätten, aggressiv gemacht, und vor allem sei Feli zuerst aggressiv gewesen. „Feli ist ein Angsthund, der am 11. Januar 2018 zu mir kam, nachdem er in einer Hundeschule gut trainiert worden war“, erzählt Pfeiffer. Die Darstellung der Männer sei frei erfunden. Das bestätigten Beobachter des Vorfalls, die sich sofort als Zeugen zur Verfügung gestellt hätten. Feli habe unter schwerem Schock gestanden. Pfeiffer hofft, dass ihre Ängstlichkeit nicht noch größer geworden ist.

Wie der Hochtaunuskreis mitteilt, sollen die Halter der Kangals gegenüber dem Veterinäramt erklärt haben, dass die Tierhaltung mit Hühnern, Ziegen – und damit wohl auch der Hunde – bis September aufgelöst wird.



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