Inge Laeuen mit 88 Jahren gestorben

Oberursel (bg). Für Inge Laeuen, 1935 in Bornich, einem kleinen Ort unweit der Loreley geboren und dort aufgewachsen, war seit den 50er-Jahren Oberursel der Mittelpunkt ihres Lebens. Am 12. Februar ist sie hier im Alter von 88 Jahren gestorben.

Weggefährtinnen erinnern sich lebhaft an Inge Laeuen und ihr breites Engagement für Gleichberechtigung und Demokratie. Sie war als starke Persönlichkeit bekannt, die sich nicht, wie die meisten Frauen in ihrem Alter, auf die Rolle der Hausfrau und Mutter festlegen ließ, sondern hatte ganz andere Ansprüche und Vorstellungen, die sie auch umsetzte und gleichzeitig drei Kinder großzog.

Gemeinsam mit ihrem Mann Eberhard hat sie maßgeblich die Erinnerungsarbeit in Oberursel geprägt und gehörte zu den Mitinitiatoren der 1981 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft Nie wieder 1933“ (AG 33) sowie zu den Gründungsmitgliedern der „Initiative Opferdenkmal“. Während ihr Mann Eberhard vor allem als Motor und Chronist die parteienübergreifende „AG 33“ leitete, zusammenhielt und vorantrieb, organisierte sie Konzerte unter anderem mit jungen Migranten, mit Sinti und Roma, bereitete Exkursionen vor, beispielsweise auf den Spuren jüdischen Lebens nach Michelstadt oder nach Bornich, ihrem Herkunftsort, oder nach Hadamar, einem Erinnerungsort an die NS-Euthanasie.

Wie elektrisiert war Eberhard Laeuen, als er davon erfuhr, dass die jüdische Familie vonRuth Block aus Frankfurt ein Sommerhaus in der Allee, heute Adenauerallee, besaß. Genau in diesem Haus hatte er als junger Mann gelebt, und dort waren sich Inge und Eberhard nähergekommen – der Beginn einer lebenslangen Partnerschaft. In den letzten Jahren lebte das Ehepaar sehr zurückgezogen.

2003 griff die „AG 33“ den Wunsch von Ernst Röder auf, mit einem Gedenkstein an seine in Auschwitz ermordete Mutter zu erinnern. Daraus entstand die Idee, mit einem Denkmal an alle Oberurseler Opfer des NS-Regimes zu erinnern. Zur Realisierung des Denkmals wurde 2008 der Verein „Initiative Opferdenkmal“ gegründet. In den Anfangsjahren des Denkmalprojekts spielte Inge Laeuen eine zentrale Rolle. Sie stellte den Kontakt zur Stadt her und war maßgeblich an dem Ideen-Wettbewerb 2005 und der anschließenden Präsentation der Ergebnisse im Rathaus beteiligt. Zur Realisierung des von Juliane Nicolai geschaffenen Denkmal-Entwurfs am Hospitalplatz nahm sie Kontakt mit der Oberurseler Steinbildhauerin Christine Jasmin Niederndörfer auf.

Parallel zu ihrem gesellschaftlichen und politischen Engagement war Inge Laeuen auch künstlerisch aktiv. Sie hatte ihr eigenes Atelier und gab Kurse, die von zahlreichen Jugendlichen besucht wurden, unter ihnen Niederndörfer. In vielen Oberurseler Haushalten findet man die von Inge Laeuen geschaffene Kunstwerke und Keramiken.

2012 wurde Inge Laeuen zusammen mit ihrem Mann Eberhard für ihr jahrzehntelanges Engagement mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.



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