Der JaKOb geht an die Initiative Opferdenkmal

Oberursel (bg). Die SPD zeigte klare Kante bei der Verleihung ihres Jahres-Kulturpreises Oberursel (JaKOb), den die Sozialdemokraten bereits zum neunten Mal vergaben. Im Rahmen ihres traditionellen Neujahrsempfang im Rathaus-Sitzungssaal wurde in diesem Jahr der Verein Initiative Opferdenkmal ausgezeichnet.

Die Laudatio hielt Vorsitzende Antje Runge und würdigte den großen Einsatz der Vereinsmitglieder. Hervorgegangen aus der „AG Nie wieder 1933“ hätten es die 22 Mitglieder geschafft, den Oberurselern, die dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen sind, ein Denkmal zu setzen und sie aus Anonymität zu holen. Das Opferdenkmal steht im Herzen der Altstadt neben der Hospitalkirche. Es wurde komplett durch Spenden finanziert. 2008 gründeten die Mitglieder der „AG Nie wieder 1993“ den Verein „Initiative Opferdenkmal“, um Spenden zu generieren. Ein großer Stein mit einem Riss in der Mitte steht symbolisch für die Spaltung der Gesellschaft. Um ihn herum stehen sich Figuren als Bürger und Ausgegrenzte gegenüber. Getrennt von einer großen Glasplatte, auf der die Namen der Opfer aufgelistet sind.

Der Entwurf stammt von Juliane Nikolai, geschaffen wurden die Figuren von der Steinbildhauer-Meisterin Christine Jasmin Niederndörfer. Mit diesem Denkmal wollte der Verein einen Ort schaffen, an dem Nachkommen trauern können, gleichzeitig dient er als Mahnung, keine Ausgrenzung zuzulassen. Besonders lobte die Laudatorin den Bürgersinn, der die Erschaffung dieses Denkmals durch seine finanzielle Unterstützung ermöglicht habe. Rechtes Gedankengut breite sich wieder aus. „Gemeinsam müssen wir Hass und Hetze entgegentreten und für ein tolerantes Miteinander und für die Demokratie einstehen“, rief sie aus und erntete dafür viel Beifall. Sie zitierte Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier, der bei seinem Israel-Besuch auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht hatte, mit den Worten „Es darf keinen Schlussstrich geben“.

Der Preis besteht aus einer Zuwendung von 250 Euro und einem Kunstwerk. Dieses Jahr haben es die „Kunsttäter“ um Andreas Hett gestaltet: eine Gesichtsskulptur aus Speckstein. In seiner Werkstatt arbeitet der Kunsttherapeut mit straffällig gewordenen Jugendliche.

Gemeinsam mit dem Ehrenvorsitzenden Dr. Eberhard Laeuen nahm Annette Andernacht die Auszeichnung freudestrahlend entgegen. „Die Anfänge waren sehr schwierig“, bekannte die Vorsitzende der Initiative Opferdenkmal, „aber wir waren beharrlich. Durch unsere Veranstaltungen, Konzerte, Lesungen und den Verkauf von Fliesen konnten wir immer mehr Unterstützer für das Projekt gewinnen. So konnten wir Schritt für Schritt eine Figur nach der anderen finanzieren.“ Im September 2016 war das Denkmal vollendet und es ging in den Besitz der Stadt über. Gerade heute, wo Hass und Ausgrenzung sich wieder breitmachten, wünscht sie sich Mitstreiter, die sich für Fremde und Andersdenke einsetzen.

Annette Andernacht nimmt zusammen mit Ehrenvorsitzendem Dr. Eberhard Laeuen die Auszeichnung aus den Händen von Antje Runge entgegen. Foto: bg



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