Zum Jubiläum gibt’s Medaillen unter freiem Himmel

Mit Amtskette geschmückt überreicht Bürgermeister Hans-Georg Brum der ausgezeichneten Marion Unger die Bürgermedaille der Stadt. Brunnenkönigin Verena und ihr Brunnenmeister Andreas, ebenfalls in Dienstkleidung, dürfen da nicht fehlen (v. r.). Foto: js

Oberursel (js). Wie es sich für ein Jubiläum gehört, war der 25. Bürgerempfang eine Veranstaltung der besonderen Art. Erstmals wurden Bürgermedaillen „Open Air“ vergeben, erstmals wurde auf Abstand mehr Wert gelegt als auf Nähe, erstmals war der Hof der Grundschule Mitte Schauplatz einer Tradition, die gerne auch ein wenig staatstragend inszeniert wird. Mit Worten von großen Männern wie John F. Kennedy und anderen zum bürgerschaftlichen Engagement garniert. Nicht unter Regenschirmen und Schutzzelten, nicht in durchsichtige Capes gekleidet wie in diesem Jahr, als der Himmel seine Schleusen kurz vor Beginn mächtig öffnete. Es hat dem jährlichen Bürgerempfang gutgetan, dass er in solcher Atmosphäre über die Bühne ging und die Menschen sich durchaus in angenehmer Weise begegnen konnten.

Prächtige Stimmung jedenfalls unter den wesentlich weniger Gästen als sonst üblich unter den improvisierten weißen Zeltdächern beim Warten auf einen helleren Himmel. Passend dazu ein paar Deko-Palmen hier und da, man kommt ins Gespräch. Über die vielen Akzente der „Corona-Hilfe“ im vergangenen Jahr etwa, es stand als Motto über der Veranstaltung. Oder über die Umfrage „Jung in Orschel“ des „Forums Portstrasse“, rund 25 ausgefüllte Bögen hingen in Folie geschweißt vorm Regen geschützt quer über einen Teil des Schulhofes. Gefragt wurde nach der Bedeutung Oberursels für junge Menschen und wie sie sich in der Stadt fühlen.

Das Ergebnis mach Hoffnung auf Zukunft. Es war an Bürgermeister Hans-Georg Brum, ein Lob dem Ehrenamt auszusprechen, das während der Pandemie eine „ausgesprochen große Bedeutung“ bekommen habe, weil die Stadt „genug mit sich zu tun hatte“ in diesen Krisenzeiten. „Wegweisend und beispielgebend“ sei die Einrichtung einer Ehrenamtsagentur gewesen.

Unabhängig von der Corona-Hilfe gab es wie jedes Jahr genügend Anlass, Menschen zu ehren, die sich um das Wohl der Allgemeinheit verdient gemacht haben. Dafür vergibt die Stadt alle Jahre wieder als besondere Auszeichnung eine oder mehrere Bürgermedaillen. Marion Unger war schon im vergangenen Jahr als Empfängerin der Ehrenmedaille vorgesehen, die Ehrung wurde jedoch aufgrund der Pandemie abgesagt. Der aktuelle Rahmen dürfte ihr gefallen haben, ihr Terrain ist meist draußen. Obwohl Eingeplackte, weiß Marion Unger wahrscheinlich mehr über Oberursel und seine Geschichte als fast alle restlichen Einwohner der Stadt. Seit 1995 lebt die heute 60-Jährige in der Stadt, seit 2004 ist sie als Stadtführerin unterwegs und hat ihr Portfolio stets erweitert. Längst ist sie Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Heimatkunde und Mitglied in jeder Menge Arbeitskreise, sie avancierte zur Buchautorin, seit der Kommunalwahl im März gehört sie dem Stadtparlament Mitte und dem Ortsbeirat an, dort wurde sie auf Anhieb auf Platz 1 gewählt.

Noch so ein Zugezogener ist Graham Tappenden, der seinen persönlichen Brexit endgültig vollzog, als die Inselbewohner sich vom Rest-Europa scheiden lassen wollten. Graham Tappenden ist überzeugter Europäer, seine Welt, in der er hauptsächlich kommuniziert und Plattformen für internationale Kommunikation im kommunalen Raum anbietet, ist das Internet. Auch er ist auf vielen Ebenen unterwegs, die Bürgermedaille hat er sich redlich verdient. Seit 2016 ist Tappenden eingebürgert.

Der nächste Kandidat steht bereits in den Startlöchern, sollte er Oberursel auch nach dem Abitur treu bleiben, das für ihn in zwei Jahren ansteht. Der 17-jährige Max Emil Jochens lebt schon in jungen Jahren die Idee von Kennedy, der einst postulierte, man solle nicht nur danach fragen, was das Land für einen tun könne, sondern vor allem, was man selbst für das Land tun könne. Und das durchaus auch auf lokaler Ebene. Bei Max Emil Jochens war es die mit Behinderung aufgewachsene Schwester, die ihn animierte, ehrenamtlich im Alfred-Delp-Haus mitzuarbeiten. Er hat auch in der Hausaufgabenbetreuung an der IGS gearbeitet und begleitete Ferienspiele für Kinder im Haus Heliand im vergangenen Jahr.

Ausgezeichnet wurde er mit dem Jugendehrenamtspreis des Rotary Clubs Oberursel, dotiert ist die Auszeichnung mit 3000 Euro. Als „tolles Vorbild“ für seine Altersgruppe bezeichnete Rotary-Präsident Markus Neukirch den jungen Mann, der mit einem Medizin-Studium liebäugelt, um auch in der späteren Arbeitswelt seinem Leitgedanken vom Helfen folgen zu können.

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