„Korea meets Orschel“ auf dem Marktplatz

Anmutige Tanzkunst noch vor dem Mittagssnack: Junge Frauen der International School Frankfurt Rhein-Main tanzen auf dem unteren Marktplatz den traditionellen koreanischen Trommel- und Fächertanz. Foto: js

Jürgen Streicher

Oberursel. Der Altstadtmarkt wird internationaler. Wird gar zu einer „spannenden und vielfältigen Begegnung mit der koreanischen Kultur“, findet die Bürgermeisterin. Unter dem Motto „Korea meets Orschel“, das klingt vielversprechend. Binnen einer Woche wurde zweimal deutlich, wie der Altstadtmarkt belebter, attraktiver und interessanter für neue Besuchergruppen wird, wenn sich die Veranstalter Kooperationspartner suchen. Zum Weltkindertag war dies der Fall, beim jüngsten „Meeting“ mit Korea war der Publikumsandrang groß wie nie.

Das liebevolle Wort „Orschel“ im koreanischen Sprach-Kontext klingt einfach gut. Alexa Hurka spricht es weich aus, die Dolmetscherin hat ein gutes Gefühl für beide Sprachen und für den kantigen Sound des K-Pop im Hintergrund. Bürgermeisterin Antje Runge lässt sich bei der Begrüßung der koreanischen „Community“ zum markanten Hüftschwung animieren, das Publikum hält sich noch vor der Mittagsstunde trotz Aufforderung dezent zurück. Und der Generalkonsul der Republik Südkorea, Kyungsok Koh, lächelt dazu. Er war Ehrengast bei der Eröffnung des deutsch-koreanischen Begegnungsfests auf dem Marktplatz. „Orschel“ mit koreanischem Unterton kam in seinem kurzen Grußwort trotz Spickzettel nicht vor. Der Generalkonsul hatte da aber auch schon ein knapp zweistündiges deutsch-koreanisches Business-Frühstück im Kulturcafé Windrose mit Runge und spannenden Vorträgen der Frankfurt-RheinMain GmbH und der Korea Trade-Investment Promotion Agency (KOTRA) mit Blick auf Wirtschaftskooperationen hinter sich.

Auf dem Altstadtmarkt, der an diesem Samstag überwiegend koreanisch gestaltet wurde, standen die Wirtschaftskooperationen in der praktischen Ausführung unausgesprochen den ganzen Tag auf dem Programm. Das sollte ja so sein, man wolle „Kultur und Kulinarik teilen und sich gegenseitig besser kennenlernen“, sagte Runge bei der Begrüßung der Gäste auf dem lange vor 12 Uhr mittags schon vollen Marktplatz-Gelände. Und man möchte mit dem gemeinsamen Markt die „Brücke zwischen Deutschland und Korea und den interkulturellen Austausch stärken und bereichern“. Was viele „Orscheler“ und auch Koreaner nicht wussten: Die koreanischen Mitbürger stellen mit fast 1000 Menschen die größte ausländische „Community“ in der Stadt. Und mit ihnen kamen noch viele weitere aus der Metropolregion in die Taunusstadt, das wurde in vielen Gesprächen deutlich.

Mit Kultur und Kulinarik bestens versorgt, wurde der Vormittag-Nachmittag-Frühe Abend zu einem feinen „Korea meets Orschel“ bei bestem Spätsommer-Frühherbst-Wetter. Es gab lecker Kimchi und Bingsu, Sotteok und Tteokbokgie, Bolgogi, Bungeoppang, Yakju und Meeresfrüchte- und Mungbohnen-Pfannkuchen auf der Marktplatz-Seite Richtung Vortaunusmuseum, Brauhausbier aus dem Alt-Oberurseler Brauhaus und Feines von der Apfelweinagentur Döringer, Flammkuchen, Steak und Würstel und andere regionale Spezialitäten auf der anderen Seite, wo die Kerbeburschen nebenbei den St.-Ursula-Brunnen festlich für die bald anstehende Kerb schmückten.

Korea meets Orschel eben, Orschel meets Korea, so sollte es sein. Und der Generalkosul Kyungsok Koh habe keineswegs das Gesicht verzogen bei seiner ersten Begegnung mit Apfelwein auf Zunge und Gaumen aus der Produktionsstätte Apfelweinagentur Johannes Döringer, den hier alle nur „Jockel“ nennen. Das wurde glaubhaft versichert von mehreren Seiten. Dass die koreanischen Marktbeschicker akribisch vorbereitet auf den schiefen Platz im Schatten von St. Ursula gekommen waren, bewiesen sie beim Aufbau ihrer professionellen Marktzelte. Alle perfekt ausgerichtet an der Schräge des historischen Geländes gleich bei der Premiere. Da waren die städtische Wirtschaftsförderung und der Citymanager sichtlich beeindruckt. Im normalen Marktalltag war das mit dem „scheppen Marktplatz“ ja immer ein kritisches Thema.

Es habe jede Menge Abstimmungsgespräche im Vorfeld gegeben, bestätigte Steve Schwab, Abteilungsleiter Stadtgeschichte, Tourismus, Internationales im Rathaus. Er wurde nur ein bisschen nervös, als der angesagte Stadtführer Dungyon Shin, auch eine halbe Stunde nach dem angesagten Beginn seiner Stadtführung noch nicht am Ort war. Steckte wohl im Stau, kann passieren. Ein kleines, buntes Grüppchen älterer, gut behüteter Damen wartete geduldig auf den Mann und seine Altstadtführung in koreanischer Sprache. Waren extra aus Frankfurt angereist und wurden schließlich auch belohnt für ihre Ausdauer im Warten. Da waren Trommel- und Fächertanz von Schülerinnen der International School Frankfurt Rhein-Main und die tolle Taekwondo-Aufführung der noch sehr jungen Mädchen und Buben schon beendet, die ersten K-Pop-Klänge von DJ Moon verhallt und manch ein exotischer Küchenduft verflogen, abgelöst von neuen Offenbarungen koreanischer und Orscheler Küchenkunst.

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