Lesermeinung

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Unser Leser Rudi Wacker aus Oberursel meint zum Prüfungsantrag zur Erweiterung von Parkflächen auf der Bleiche:

Jetzt ist man wieder mal, wie so oft in der Vergangenheit, an eine Grenze gestoßen. Natürlich ist es einfach zu sagen, da ist ja noch Platz, und dann räumen wir auch diesen Lebensraum für die Autos. Wir haben immer mehr Raum bereitgestellt, und wir laufen wie der Hase dem Igel hoffnungslos dem immer mehr wachsenden Autobestand hinterher. Egal ob auf der Autobahn oder in den Städten.

Die Bleiche ist der große Bereich in der Innenstadtnähe, bei dem keine Parkgebühren bezahlt werden müssen. Wen wundert es, dass viele, statt ins Parkhaus zu fahren, versuchen, ob noch Platz auf der Bleiche ist.

Dann stehen da, wie an diesem Sonntag, auch gewerbliche Großfahrzeuge statt auf dem Firmengelände. Dazu eine Reihe von Fahrzeugen, die kein HG-Nummernschild haben.

Es wird sicherlich zu Recht von Bewohnern der Altstadt bei Baumaßnahmen bemängelt, dass die Bauordnung mit der Stellplatzsatzung auch hier den Bau von vielen Parkplätzen vorschreibt, weil man ja aufgrund der kurzen Wege weniger Autos braucht.

Aber auch hier sollte die erste Regel sein, dass die im Besitz befindlichen Fahrzeuge in der eigenen Garage und auf den eigenen Stellplätzen abgestellt werden. Auf der Bleiche könnten dann für die Altstadtbewohner Parkplätze bereitgestellt werden, die mit Berechtigungsscheinen genutzt werden können.

Wenn dann für andere die gleichen Gebühren wie im Rest der Stadt zu zahlen wären, würden die vorhandenen Parkhäuser, die auch deutlich näher an der Vorstadt sind, wesentlich mehr genutzt. Es sei nur darauf hingewiesen, dass Frankfurt sich wegen der Luftbelastung gezwungen sieht, die Parkgebühren demnächst zu erhöhen, um das Fahren in die Stadt unattraktiver zu machen.

Alleine diese Maßnahmen

• der Park-Berechtigung für Altstadtbewohner

• gleiche Parkgebühren für Nichtberechtigte wie in der Innenstadt

• Nutzung der hauseigenen Stellflächen und Garagen in der Altstadt

könnten schnell zeigen, dass eine Ausweitung auf die restliche Bleiche nicht notwendig ist.

Wie der Bürgermeister in der jüngsten Ortsbeiratssitzung in Stierstadt ausführte, ist ja auch absehbar, dass der Autobestand nicht unbedingt mehr wächst, weil junge Leute nicht mehr unbedingt nach dem Führerschein streben. Deshalb sagte er, solle man nicht einfach Fakten pro Autoverkehr schaffen, die in ein paar Jahren nicht mehr notwendig sein würden.

Außerdem ist zu erwarten, dass gerade der Ersatz von Autofahrten durch Nutzung von Fahrrad oder E-Bike stark zunehmen wird. Dann merkt man vielleicht auch, dass man sich die Kosten für das Zweit- oder Drittauto sparen kann. Und außerdem: in sehr vielen Fällen von der benötigten Zeit viel schneller als das Auto.

Wer durch die Stadt geht und sieht, wie überall auch die Bürgersteige wie selbstverständlich erobert wurden, ohne dass irgendjemand die Straßenverkehrsordnung ernst nimmt. Parken ist auf Bürgersteigen nur erlaubt, wenn dies gesondert erlaubt ist. Wenn Menschen mit Rollstühlen, Kinderwagen und Rollatoren auf die Straße gezwungen werden, kann man schon wegen der Rücksichtslosigkeit verzweifeln.

Vielleicht ist die Oberurseler Politik ja doch bereit, Zeichen zu setzen, dass der Mensch und nicht der Autoverkehr erste Priorität hat.



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