Lesermeinung

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Unsere Leserin Sabine Kinkel aus Oberursel meint zur Diskussion um den Neubau der DRK-Rettungswache:

Da ist er wieder, der heilige Florian. Seitdem die Stadt Oberursel stetig wächst, ist er für mich zu einem ständigen Begleiter geworden.

Und statt aus dem Hessischen Rettungsdienstgesetz zu zitieren, möchte ich das Prinzip wie es Wikipedia sehr schön beschreibt, noch mal allen Lesern dieser Zeitung vor Augen führen:

„Das Sankt-Florians-Prinzip bezeichnet Verhaltensweisen, potentielle Bedrohungen oder Gefahrenlagen nicht zu lösen, sondern auf andere zu verschieben“ – frei nach dem Motto:

Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’ andre an.

Und da bin ich auch schon beim Thema: die Anwohner der oberen Oberhöchstadter Straße wehren sich derzeit vehement in Form von Leserbriefen und Unterschriftensammlungen gegen die Idee, auf dem Grundstück Oberhöchstadter Straße/Ecke Weingärtenumgehung eine Rettungswache anzusiedeln.

Da wird mit seltenen Hornissenarten, Wildbienenvölkern und Schulwegsicherheit argumentiert. Aber mal Hand aufs Herz: In Wirklichkeit geht’s doch um die Befürchtung, dass die eigene Immobilie in unmittelbarer Nachbarschaft einer öffentlichen Einrichtung an Wert verlieren könnte.

Eine Stadt mit rund 47 000 Einwohnern, die zweitgrößte Gemeinde im Hochtaunuskreis, sollte doch nicht auf eine Rettungswache verzichten müssen, nur weil sie einigen wenigen Anwohnern nicht genehm ist. Rettungswagen, Feuerwehrautos sowie Polizei und andere Hilfsdienste gehören für mich ins Stadtbild, genauso wie andere Institutionen des öffentlichen Lebens. Und dass die Hilfsorganisationen verantwortungsvoll mit Martinshorn, Geschwindigkeit, Rücksicht auf Schulkinder und alle anderen Verkehrsteilnehmer umgehen, beweisen diese seit Jahrzehnten am Standort Marxstraße. Die Aussage über einen „Blaulichtverkehr, der angeblich nach Oberursel verlagert werden soll“, erachte ich als despektierlich gegenüber allen Rettungskräften, die für Sicherheit und gesundheitliches Wohlergehen der Bürger in der Stadt sorgen.

Eine Kooperation mit dem Main-Taunus-Kreis, nämlich dem Rettungsdienst, der in das neue Notfall-Zentrum in Eschborn eingezogen ist, halte ich für Wunschdenken. Gesetzlich ist zwar eine Hilfsfrist von zehn Minuten festgesetzt, in Stoßzeiten meines Erachtens allerdings für das Einzugsgebiet Weißkirchen-Ost, Stierstadt und Oberhöchstadt nicht realisierbar – auch wenn GoogleMaps im ersten Moment etwas anderes sagt.

Und wer echtes Interesse hat, sollte sich mal durch die derzeitige Rettungswache in der Marxstraße führen lassen – danach wird jedem klar sein, unter welch widrigen Bedingungen dort gearbeitet werden muss, und dass ein Standortwechsel dringend notwendig ist, egal wo der dann sein wird.

Ein weiterer Kritikpunkt der Anwohner ist die Zusammenlegung der DRK-Rettungswache mit dem DRK-Ortsverein. Ein Vereinsheim an dieser Stelle sei unzumutbar, denn dort würden ja auch mehrere Feste im Jahr gefeiert werden. Dazu kann ich nur folgenden Tipp geben: hingehen, mitfeiern und sich über ein reges Vereinsleben in Oberursel freuen.

Und zum Abschluss noch etwas: Bleibt nur zu hoffen, dass all jene, die sich gegen Einrichtungen des öffentlichen Interesses stellen, nie in die Verlegenheit kommen, diese selbst mal in Anspruch nehmen zu müssen. Bei Einsätzen des Deutschen Roten Kreuzes geht es immerhin darum, dass oftmals wenige Minuten über Leben und Tod entscheiden.



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