Neue Ortsbeiräte mit Elan und neuen Gesichtern

Der Wochenmarkt und sein Standort werden auch im neuen Ortsbeirat Oberursel Mitte hart umkämpft sein. Foto: js

Oberursel (js). Susanne Herz ist eine der „Neuen“ in der Oberurseler Kommunalpolitik. Auf Anhieb wurde sie auf Listenplatz zwei der Grünen mit hohem Stimmenanteil ins neue Stadtparlament gewählt, bei den Ortsbeiratswahlen legte sie einen Traumstart hin. Im neuen Ortsbeirat Mitte holten die Grünen mit ihr an der Spitze das beste Wahlergebnis aller Parteien, 26,5 Prozent der Wähler votierten für sie, die CDU als Zweitplatzierte kam auf 25 Prozent. Das bedeutet drei Sitze für Grün im neunköpfigen Gremium, je zwei Sitze bekommen CDU und OBG, je einen SPD und FDP. Susanne Herz könnte damit auch direkt als Ortsvorsteherin durchstarten, mit 3789 Stimmen erhielt sie die mit Abstand größte Zustimmung, der stadtbekannte CDU-Kandidat Michael Reuter (2603) liegt weit dahinter. Dazwischen Marion Unger von der OBG (2760), noch ein neues Gesicht in der Kommunalpolitik, die den Schritt in die Politik geht, „um etwas zu bewegen“.

Das Ergebnis der Ortsbeiratswahlen spiegelt in Oberursel Mitte sehr schön, dass Ortskenntnis gefragt ist, Sachverstand und Vertrauen in die handelnden Personen über sonst enger definierte politische „Weltsicht“ hinaus gefragt sind. So war es gedacht, als Ende 2019 beschlossen wurde, zusätzlich zu den bestehenden Ortsbeiräten in den „offiziellen“ Ortsteilen Weißkirchen, Stierstadt und Oberstedten neue Bezirke im Norden, in der Mitte und in Bommersheim zu installieren. Ziel: Die Willensbildung und die Mitwirkung der Bürger bei politischen Entscheidungen könne gezielter stattfinden. Rund 90 Prozent der Oberurseler hatten diesen Wunsch im Jahr zuvor bei einer repräsentativen Befragung kundgetan. Die Wahlbeteiligung bestätigt das, fast überall lag sie bei über 60 Prozent, nur im Norden (52,6 Prozent) müssen sich die Bewohner scheinbar erst noch vertraut mit dem neuen Gremium machen.

Die Themen in der Mitte sind vielfältig, sie beziehen sich aber meist auf die Attraktivität der Innenstadt. „Wir müssen investieren in die Vorstadt“, sagt etwa Michael Reuter, Susanne Herz fordert ein „Gesamtkonzept“ mit Verkehrsbremsen rund um den Marktplatz und kombinierten Ideen für die Neugestaltung der Flächen an der Marxstraße mit einem Mix aus Wohnen, Gewerbe, Schulen, sozialen Einrichtungen und Freiflächen für Jugendliche. Im Fokus mit Streitpotenzial dürfte weiterhin die Zukunft des Wochenmarkts stehen. „Den Samstagmarkt dauerhaft auf den Epinay-Platz zu verlegen, das darf nicht sein“, so Stadtführerin Marion Unger, die CDU plädiert für ein „dauerhaftes Zwei-Standorte-Konzept“, nur die Grünen wollen den Wochenmarkt wegen der „barrierefreien Erreichbarkeit und der starken Kundenbesuche“ an beiden Markttagen auf dem Epinay-Platz belassen.

Im neuen Ortsbeirat Bommersheim, der den einstigen Beirat mit beratender Funktion ohne politisches Stimmrecht ablöst, hat die Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG) das Rennen gemacht und mit knapp über 30 Prozent ein Traumergebnis erzielt. Auf den Plätzen folgen die Grünen (24,5 Prozent), CDU (21,6) und SPD (17,6). Die Verfolger bekommen jeweils zwei Sitze, die OBG drei und damit wahrscheinlich auch den Ortsvorsteher. Da gäbe es dann nur einen Kandidaten, den Platzhirsch Georg Braun (69), seit Jahrzehnten ein Gesicht der OBG auch im Stadtparlament. Kleiner Stachel: Die Grünen Spitzenkandidatin Manuela Wehrle (1371) bekam bei den Einzelstimmen acht mehr als der ortsbekannte Landwirt (1363).

Meist deutliche Siege fuhr die CDU in den traditionellen Ortsbezirken ein, am deutlichsten in Stierstadt und Weißkirchen mit 38,0 beziehungsweise 34,2 Prozent, jeweils vor den Grünen. Dort standen vor allem die Themen Verkehrs- und Baupolitik im Mittelpunkt, mit seinem „Nein zur Josefstadt“ konnte hier auch CDU-Bürgermeisterkandidat Carsten Trumpp kräftig punkten. Auch im Süden der Stadt in Sichtweite Frankfurts sind es meist ortsbekannte Gesichter, die den Ortsbeirat dominieren, in Stierstadt etwa Thomas Gerecht und Josef Aumüller neben Heike Giebel (CDU), in Weißkirchen Nikolaus Jung, Georg Eckinger und Susanne Kügel (CDU), die gerne auch Bürgermeisterin geworden wäre, bei der SPD Matthias Fuchs und Wolfgang Burchard, bei der OBG dessen Ehefrau Ursula Burchard und Wolfgang Westenburger. Auch in Oberstedten macht die CDU mit bekannten Namen und politischen Schwergewichten wie den Unternehmern Walter Gernhard, Christian Steffek und der umtriebigen Christine Förder das Rennen. Hier ist auch die FDP im Ortsbeirat vertreten, Bürgermeisterkandidat Michael Planer erreichte bei seinem „Heimspiel“ mit 1696 Stimmen das Top-Ergebnis überhaupt. Einen zweiten Sitz aber ergatterte die SPD mit einem Prozentpunkt (244 Einzelstimmen) mehr in der Endabrechnung.



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