Noch mehr „Orscheler Sommer“

„Umsonst, live und draußen“ – die Orscheler freuen sich auf ihren Sommer. Foto: Kunstgriff

Oberursel (js). „Orscheler Sommer? Aber sicher!“ So wurde das sehnlich erwartete und dann tatsächlich stattfindende sommerliche Kulturprogramm des Vereins Kunstgriff im ersten Corona-Sommer annonciert. Und auf modifizierte Art ein wunderbares Ereignis im sonst ziemlich kulturlosen Sommer 2020. Aber sicher, kann der Kunstgriff-Vorsitzende Dirk Müller-Kästner auch jetzt wieder verkünden, es wird sogar einen „Orscheler Sommer plus“ geben. Unter diesem Logo wird die aktuelle Ausgabe in die Sommer-Geschichte eingehen. Mit einem Plus an Veranstaltungen, mit einem Plus an Bühnen im inneren Stadtbereich und mit einem Plus an Partnern, die sich als Mitveranstalter einklinken werden. Etwa dem städtischen Kultur- und Sportförderverein (KSfO), der als Unterstützer schon lange eine wichtige Rolle spielt, nun aber auch noch die Theater-im-Park-Gruppe als Akteure mit ins Spiel bringt. Und damit den „Ödipus“ zwar nicht im normalen Format auf die Bühne im Park der Klinik Hohe Mark, aber im kleineren Format auf den Rathausplatz.

Die Stelzenläufer des Vereins Kunstgriff, wie immer werden sie den „Orscheler Sommer“ inoffiziell eröffnen. Am Samstag, am späten Vormittag in der Innenstadt zwischen Rathaus, Vorstadt und dem Markt-Areal auf dem Epinay-Platz. Werden die bunten Programmhefte von oben herab und von unten durch die bunten Mitläufer ans Volk verteilen und zu mehr Veranstaltungen denn je einladen, wie immer bei freiem Eintritt. Die Freiheit unter der Sonne und den Oberurseler Wolken aber wird nicht grenzenlos sein. Unbegrenzter Einlass wird nicht garantiert, auch der zweite „OSo“ in Folge wird mit Regeln leben müssen, die es früher nicht gab. Mit Platzreservierungen etwa ab eine Woche vor der jeweiligen Veranstaltung, mit Einlasskontrollen inklusive Kontrollen von Impf-, Genesungs- und Testnachweisen, mit eben all den aktuellen Corona-Regeln. Stets aktualisiert nachzulesen im Internet unter www.orschelersommer.de, wo man sich auch anmelden kann. Oder eben auf der Website des KSfO, wenn man sich etwa für den alten König Ödipus interessiert, der mehrmals als „Pop-Up-Theater“ oder einfach „Schauspiel auf’m Platz“ gegeben wird, beginnend am Samstag um 20 Uhr. Da wird es allerdings jetzt schon eng mit den Karten, auch der „Ödipus“ muss im begrenzten Raum bei begrenzter Besucherzahl über die Bühne gehen.

Drei Bühnen bietet der Kunstgriff. Wie im vergangenen Jahr auf dem Hof der Grundschule Mitte in der Altstadt, in diesem Jahr mit Rücksicht auf die Anwohner eher mit leisen Veranstaltungen. Neuer Gastgeber ist die Erich-Kästner-Schule im Randgebiet zwischen Wohnen, Gewerbe und Feldgemarkung, die ihren Schulhof für Open-Air-Kino und möglicherweise etwas tonintensivere Konzerte zur Verfügung stellt. Die Bleiche als dritte „Location“ bietet den passenden Rahmen für Klassik, Jazz, Rock und Klassiker der Filmmusik, live gespielt von einem „Streichquartett mit Charme“, wie es im Programmheft heißt. Der Kulturkreis bespielt am finalen Sonntag im September den Platz vor der Kulisse der Altstadt. Nur die Fans von Fischerstechen und Seifenkistenrennen dürften in diesem Sommer erneut eine Träne verdrücken, die beiden Kultveranstaltungen müssen noch einmal in die Zukunft vertagt werden.

Rechtzeitig vor dem Start kam noch eine Art „Lottogewinn“ ins Haus, wie es in Kunstgriff-Kreisen heißt. Der „Orscheler Sommer“ darf vom neu aufgelegten hessischen Förderprogramm „Ins Freie“ profitieren, einer Landesinitiative zur Unterstützung von Künstlern, Veranstaltungsmachern und Agenturen auf professioneller und semi-professioneller Ebene. Abgesehen vom Bezug auf den Open-Air-Geist der Veranstaltungen, können die „Sommer-Macher“ aus Oberursel das Motto „Ins Freie“ durchaus doppeldeutig für sich interpretieren. Auf Spenden und Unterstützung sind sie aufgrund des Konzepts der Kultur für alle, „umsonst, live und draußen“, noch immer angewiesen, können aber im Sommer 2021 auf einem etwas anderen Level agieren, weil sie ja selbst nichts dabei verdienen wollen. „Ins Freie ist auf uns zugeschnitten“, freut sich Dirk Müller-Kästner.



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