Oberursel (aks). Glamour, Glitter, Spiegel - 1001 Illusionen und eine zauberhafte Assistentin – Fehlanzeige!
Monsieur Brezelberger, der im wahren Leben Michael Leopold heißt, entpuppte sich, wie angekündigt, als eine attraktive Symbiose aus Michael Schanze und David Copperfield in glitzernder Smoking-Jacke.
Mit überbordendem Charme à la française, mit Augenzwinkern und ein klein wenig Arglist verführte seine „Magie mit Hindernissen“ zu lauten Lachern bei den Zuschauern, von denen geschätzt 1000 auf Bänken des „Kunstgriff“ und auf eigenen Klappsesseln im Rushmoorpark Platz genommen hatten.
Sein Ruf eilt Monsieur Brezelberger voraus als unechter Franzose, der ebenso Comedian wie genialer Zauberer ist: „Comedy ist Quatsch, das Leben ist ernst!“ Als Mitbegründer der „Magic Monday Show“ ist er unter anderem Deutscher Vizemeister der Zauberkunst und trat sogar im berühmten Zirkus Roncalli auf. Nonchalant bittet er einzelne Zuschauer auf die Bühne, um mit ihnen in einen amüsanten Dialog zu treten. Meistens ist es ein Monolog des großen Zauberers, der verwirrt und nicht so ganz bei der Sache zu sein scheint, und dann doch das weiße Seil in mehrere Stücke zerteilt, um sie dann wieder einem Kreis zu verbinden. Viele klassische Zaubertricks schüttelt er einfach so aus dem Ärmel, füttert dabei sein (unechtes) Frettchen Jean-Luc mit Erdnüssen, vergoldet die Uhr eines (mutigen) Zuschauers, die dann in der verschlossenen Erdnussdose steckt, assistiert von „Benjamin, aus einer Dynastie von Schiffschaukelbremser“, der sich lieber im Hintergrund aufhält.
Nur die Nummer mit der „zersägten Jungfrau“ sei letztes Mal nicht gut ausgegangen, an dem Trauma leide er heute noch. Auch wenn seine Experimente im Laufe des Abends anders verlaufen als geplant, was für die Zuschauer ein Riesenspaß ist, verliert er doch nie seine Contenance. Er plaudert fröhlich und sorglos weiter, erzählt vom Libido (Lido), von Lourdes und von seiner Heimat, der Bredouille.
Gleich zu Beginn holt er Ilona auf die Bühne, die immun für seinen Charme zu sein scheint und der er am Ende als „kleines Merci“ - eine echte Zitrone - aus dem Hut zaubert, in der ein Zehn-Euro-Schein (aus dem Publikum) steckt. Der Magier macht sich einen Spaß aus den Interaktionen mit „Auserwählten“ aus dem Publikum und beweist Wortwitz und Schlagfertigkeit, als er zum Beispiel im Publikum sechs Spielkarten von sechs Personen ziehen lässt, die er dann dank „Telepathie“ (ich schleiche mich in Ihre Gedanken!) alle richtig errät. Dabei lacht er seine Mitspieler nicht aus, sondern macht sich vor allem über sich selbst lustig: Die Möglichkeit des Scheiterns ist Teil seines Programms. So gewinnt er die Herzen der Menschen, weil es im Leben halt auch nicht immer so läuft, wie man sich das vorstellt.
Seine Show mit „Höhen und Tiefen“, ganz ohne elegante blitzschnelle Szenenwechsel im Leuchten der Scheinwerfer wird so zu einem sehr unterhaltsamen Schauspiel, sein Motto: „Illusionen sind wunderschön, halten aber nicht für die Ewigkeit“. Das Publikum lacht, feixt, und applaudiert kräftig dem sympathischen Star mit eleganter Fingerfertigkeit und seinen feinen ironischen Pointen an diesem hochsommerlichen Abend.
Am Ende lobt Leopold die Oberurseler Kulturszene im Allgemeinen, den „Kunstgriff“ im Besonderen, der im November 40 Jahre alt wird, ohne den der „Orscheler Sommer“ als Gratis-Veranstaltung für alle nicht möglich wäre: „Sowas, liebe Leute, gibt’s nur in Oberursel, nicht in Frankfurt, meiner Heimatstadt!“