Im Rathaus regieren jetzt die Narren

Der Weg vom Rahmtor zum Rathausplatz wurde musikalisch von der Brassband des KV Frohsinn begleitet. Foto: gt

Oberursel (gt). Am Samstag trafen sich die Elferräte der Oberurseler Karnevalsvereine um 10 Uhr zu einer Besprechung in der Gaststätte „Zum Schwanen“. Es war ein bunter Anblick um die Theke und neben den Sakkos der Vereine kam die Uniform der Frohsinn Brassband Mitglieder dazu sowie die Farben der Gäste aus Kransberg und Bad Homburg. Eigentlich sollte die Angriffsstrategie für den Rathaussturm besprochen werden, aber es war eher eine „flüssige Besprechung“, wie Harry Hecker, Vorsitzender des Narrenrats, erklärte.

Draußen bereitete sich das Kinderprinzenpaar des Bommersheimer Carneval Vereins darauf vor, die Garden und Karnevalisten zum Rathaus zu führen. Ihr Hofstaat kümmerte sich darum, dass die Kappen und die Orden richtig saßen, denn alles sollte perfekt für den Auftritt am Rathausplatz sein.

Am Hollerberg kamen dann nacheinander die Garden an, sodass auch die Straße hinter dem historischen Rathaus noch bunter war als im Gasthaus. Die BCV Garden in Bordeauxrot tanzten sogar eine Polonaise durch die Vertreter der Ravens in schwarz, Frohsinn in grün, CluGeHu in blau und der CV Stierstadt in weiß und lila, um sich warm zu halten.

Auch Gasthoheiten waren aus dem Taunus angereist: Faschingsprinzessin Anna-Lena I. aus Bad Homburg, Prinzessin Nadine Sodenia aus Bad Soden, Prinzessin Nicole I. aus Kransberg und das Usinger Prinzenpaar Marco. I. und seine Schwester Monja I.

Um 10.50 Uhr war es dann so weit. Geführt vom Kinderprinzenpaar und der Kanone „Der Alte Fritz“ vom Kappen-Club aus Niederhöchstadt machten sich die Karnevalisten auf den Weg. Nachdem sie einmal um den Marktplatz gelaufen waren, liefen sie entlang der Strackgasse, wo Familie Ernst mit gefüllten Schnapsgläsern auf sie wartete.

Bedingt durch die Bundestagswahl wurde nicht nur der Termin des Rathaussturms verschoben, die große Familie der Karnevalisten musste sich zudem in der Vorstadt ihren Weg durch die Wahlkampfstände bahnen. Am Rathausplatz angekommen, warteten bereits Bürgermeisterin Antje Runge mit Brunnenkönigin Janine I. sowie Mitgliedern des Magistrats hinter der Rathausmauer. Thomas Poppitz begrüßte als Moderator die Vereine bei ihrer Ankunft.

„Soon scheene Tach könnts heute für misch sei, ohne kinnische Narretei“, erklärte die Bürgermeisterin. „Doch Jahr für Jahr die gleiche leier vor meinem Rathaus steh’n die Geier“, sagte sie. Sie forderte das Kindenprinzenpaar: „schiebt jetzt ab - und geht nach Hause“ und gab zu, „das Rathaus ist marode, vom Dachkennel bis zum Bode.“

Die Narren hatten natürlich gar nicht vor nach Hause zu gehen. „Liebe Antje auf der Mauer, wir Narren liegen auf der Lauer“, rief Harry Hecker ihr zu. „Lass’ die Arbeit Arbeit sein und uns in Dein marodes Haus hinein, die Kinder werden entspannt regieren und Deine Amtsgeschäfte besser führen“, behauptete er. Matthäus I. und Jolina I. gaben dann den Befehl zu schießen: „Wir regier’n die Narrenwelt und Du, Du machst Dich jetzt vom Feld. Mit lustig ist für uns jetzt Schluss. Garde, los, der erste Schluss!“

Aber auch das Rathaus hat eine Kanone. Zwar kleiner, und nicht so laut wie der „Alte Fritz“, aber: „Die Stadtkanone ist gut in Form und ihre Streuung ist enorm“, sagte die Bürgermeisterin. Zugegeben, das Konfetti hat immerhin die erste Reihe der Karnevalisten erreicht. Nach einem hin und her hatte der Narrenrat dann irgendwann genug und gab den Befehl zum dreifachen Schuss. „Da habe ich Euch wohl unterschätzt“, gab Frau Runge zu. „Bis eben hab ich noch gelacht und eigentlich mir auch gedacht, ihr seid zu jung für so nen Job“, sagte sie und kapitulierte: „Ich seh es ein, ich hab für heut verlor’n.“ Das Tor zum Rathaus öffnete sich und Matthäus I. und Jolina I. führten die hungrigen Narren hinein, vorbei an der leeren Stadttruhe aus der Schaumküsse von den Magistratsmitgliedern verteilt wurden. Dazu hatten die BCV-Mitglieder sogar ihre eigenen Brötchen mitgebracht, um Klatschbrötchen zu machen.

Noch einen Moment musste sich das Kinderprinzenpaar dennoch gedulden, denn die Schlüsselübergabe fand im geschmückten Rathaussaal auf der Bühne statt. „Frau Runge macht jetzt Pause, wir Narren regieren dieses Hause. Am Aschermittwoch kann sie wieder kommen und gucken, was wir haben unternommen“, sagte Matthäus I. als sie den Schlüssel entgegeben nahmen. Jolina I. ergänzte: „Die Politiker aus diesem Haus, sind jetzt erst einmal weg und schlafen sich aus. Wir Kinder sind bereit, und regieren mit Humor und Heiterkeit.“

Nach den Grußworten der Gasthoheiten traten gemeinsam die Brassband, Jugendbrassband und Drum-Kids des KV Frohsinn auf. Weitere Auftritte gab es vom Tanzduo des CV Stierstadt, den Minis des KC The Ravens, der großen Garde des CluGeHu, sowie vom Tanzpaar der Ravens. Als besonderen Abschluss gab es einen gemeinsamen Auftritt des BCV Tanzduos Lisa Lungu und Pauli Ihlenfeld mit dem Tanzmariechen Mara Tomillo zur Melodie von „Tage wie diese“ von den Toten Hosen.

Das Rathaus bleibt nun in närrischer Hand, denn erst am Aschermittwoch wird das Kinderprinzenpaar den Schlüssel wieder rausrücken.

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