Aus Schülern werden Persönlichkeiten

Die Arbeitsgruppe Lionsquest der EKS (v. l.): Kevin Bingsohn, Anke-Maria Nolte, Leo Lappessen, Sabine Grubschat, Schulleiter Julian Stey, Jury-Vorsitzender Frank Lammert und der Präsident des Lions Clubs Oberursel, Erhard Bingel. Foto: gt

Oberursel (gt). Wenn Julian Stey auf seine Zeit als Konrektor der Erich-Kästner-Schule (EKS) vor neun Jahren zurückblickt, gibt er freilich zu, dass die Schule eine „sehr schwierige, verhaltensauffällige Schule mit einem Drogenproblem“ war. Die Schule war ein „Auffangbecken für gescheiterte Gymnasiasten“. Bei der Verleihung des „Lions Quest Gütesiegels“ erzählte der heutige Schulleiter, dass in der Vorweihnachtszeit 2015 die ersten Ansätze der aktuellen Präventionsarbeit stattfanden. Es gab Gespräche mit den anderen weiterführenden Schulen in Oberursel, und daraus entstand das Motto „Gemeinsame in die Zukunft starten“. In den Jahren danach wurde die Schule in eine Kooperative Gesamtschule mit Ganztagsprogramm umgewandelt, und sogar über eine Namensänderung wurde nachgedacht. Auch Sascha Bastian, Fachbereichsleiter für Schule und Betreuung beim Hochtaunuskreis, erinnerte sich zurück an diese Zeit, als die Schule weniger als 200 Schüler hatte und der Kreis als Schulträger vor einer möglichen Schließung der Schule stand. Inzwischen ist die Schülerzahl „explodiert“, wie es Sascha Bastian beschrieb. Daher hat der Kreis nicht nur eine neue Mensa gebaut, sondern schließlich den Neubau vergrößert, damit mehr Klassenräume zur Verfügung stehen. 950 Jugendliche gehen aktuell an der EKS zur Schule.

Die ersten Kontakte zum Lions Club Oberursel wurden im Schuljahr 2018/19 hergestellt, als es um die Unterstützung einer zehnten Klasse bei einer Klassenfahrt nach Berlin ging, um mehr über die Teilung Deutschlands für den Geschichtsunterricht zu erfahren. Seit 2019 existiert die Arbeitsgruppe „Lions Quest“ in der Schule, zu der die Lehrer Kevin Bingsohn, Anke-Maria Nolte, Leo Lappessen und Sabine Grubschat gehören. In der Schule finden Präventionswochen statt, ähnlich wie Projektwochen, aber zu Themen wie Drogen und Sexualität. Der Lions Club Oberursel begleitet den Prozess. Die Lehrer erhalten Training vom Lions Club, und die Lions Club-Mitglieder waren auch in den Gremien der Schule zu Besuch. Derzeit finden die Präventionsangebote des „Lions Quest“ in den Jahrgängen fünf bis sieben statt, die Schule hofft jedoch auf eine Erweiterung für die älteren Jahrgänge.

Frank Lammert, Jury-Vorsitzender des Lions Clubs, erklärte, was „Lions Quest“ ausmacht: Empathie und Respekt stehen im Vordergrund. Während die Jugendlichen soziale Kompetenzen entwickeln, soll „Lions Quest“ auch zu einer besseren Kommunikation zwischen Schule und Eltern führen. Das Programm sei eine bewusste Entscheidung, die positive Entwicklung von Persönlichkeiten zu unterstützen. Aktuell gibt es 50 Schulen in Deutschland mit dem „Lions Quest“-Gütesiegel, fünf davon in Hessen einschließlich der EKS. Das Gütesiegel zeigt, dass es an der EKS Spaß macht, als Lehrer zu arbeiten und als Schüler zu lernen.

Lions-Präsident Erhard Bingel erläuterte die Finanzierung des Projekts. In Oberursel hat der Lions Club etwas über 30 Mitglieder, die unter anderem das Entenrennen beim Brunnenfest organisieren und den Vereinsstand beim Fest betreiben. Außerdem gibt es in der Vorweihnachtszeit einen Adventskalender zusammen mit dem fokus O. Der Erlös der Aktionen beträgt jedes Jahr 30 000 Euro. Tanja Wegemann vom Staatlichen Schulamt dankte dem Lions Club für ihre jahrelange Unterstützung. „Lions Quest“ bereichere die Schule nachhaltig und helfe den Jugendlichen, beim Erwachsenwerden mit Stress und Konflikten umzugehen. So werde die Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein Ort des Wachsens. Sie zitierte den Namensgeber Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es“.



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