Die Schwimmbäder bleiben geschlossen

Die drei von der Schwimmbad-Baustelle: Die Fachangestellten für Bäderbetrieb Willi Köhl und Dominik Klaus sowie die Auszubildende Katharina Haub (v. l.) überwachen die ordnungsgemäße Befüllung des Badebeckens mit dem wichtigsten Gut. Klares Taunuswasser wird kontrolliert über eine Siebtonne ins Nichtschwimmerbecken eingelassen und kann sich von dort aus ins große Becken verteilen. Im Duschbereich wird klar Schiff gemacht, zwischen den Pflastersteinen rund ums Becken soll kein Unkraut mehr sprießen, wenn die Gäste kommen. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel (js). Der Sommer hat vor allem am Sonntag energisch angeklopft, die Menschen haben ihn begeistert begrüßt. Richtig was los in Wald, Feld und Flur und in den Parkanlagen der Städte, eisern verschlossen dagegen weiterhin die Schwimmbäder. Trotz Temperaturen knapp unter der 30-Grad-Marke, die Badeklamotten mussten im Schrank bleiben. Eine verlässliche Perspektive für den Start in eine neue Saison haben die Badbetreiber weiterhin nicht.

Zum 1. Mai schon wäre das Taunabad in Oberursel bereit gewesen. Darauf war die Vorbereitung ausgerichtet. Jetzt muss das Schwimmbad-Team wieder in Kurzarbeit ausharren. „Im Mai passiert da nix mehr“. Der Oberurseler Stadtwerke-Chef Jürgen Funke spricht den Satz aus, den keiner im Umfeld der Taunus-Schwimmbäder derzeit gerne hört. Weder die Betreiber noch die potenziellen Nutzer, die das Geld in die Kassen der kommunalen Bäder spülen müssen, um sie am Leben zu erhalten. Die Menschen, die ihrem Sport, ihrem Vergnügen, ihrer Therapie oder einfach ihrem Spaß frönen wollen. Funke will keine Illusionen wecken, realistisch werde eine Eröffnung der Badesaison nicht vor dem Sommermonat Juni sein, ist er sicher.

„Das Taunabad ist bis auf weiteres geschlossen“, begrüßt die Homepage die Besucher. Grund hierfür noch immer die Anordnung der Hessischen Landesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. „Wir wissen nichts, es gibt keine Infos von der Landesregierung“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Andrea Königslehner. Unverändert seit Monaten die Eingangsseite des Bad Homburger Seedammbades. „Wir haben keine Infos für eine einigermaßen verlässliche Öffnungsperspektive“, so Stadtwerke-Direktor Ralf Schroedter. „Wir hätten zum 1. Mai aufmachen können, es ist eine unbefriedigende Situation.“ Gerne verweisen die Badbetreiber auf ihre perfekten Hygiene-Konzepte aus dem vergangenen Sommer, zur Neuauflage bereit, nirgendwo im Taunus habe es nachweislich Fälle von Virusübertragung in den Bädern gegeben, alle Maßnahmen hätten gegriffen. Still aber ruht das Wasser im Seedammbad und auch im Freibad Friedrichsdorf. „Öffnet: Mai“ steht dort noch optimistisch auf der Internet-Startseite, doch schon der zweite Absatz relativiert den Optimismus. „Badesaison 2021 ab … ??? …“ Die Stadt will die „Badehungrigen“, die zahlreich anfragen, „umgehend informieren“, wenn neue Landesverordnungen den Neustart möglich machen.

Rausgeputzt haben sie das Bad mitten in der Stadt an der Dr.-Friedrich-Neiß-Straße. Erneuerte Spinde und neue Umkleiden, die Pflege- und Wartungsarbeiten sind gemacht, auch das Kiosk soll nach einem Brand im vergangenen Jahr wieder öffnen und mit Pommes und Eis erfreuen. Das Wasser ist eingelassen, in Friedrichsdorf könnte es schnell gehen mit der Öffnung, so sie denn erlaubt wird. Ungefähr „acht Tage Vorbereitungszeit“ braucht das Seedammbad, sagt Ralf Schroedter. Das ist normal, bis alle Systeme hochgefahren sind, die Wassertemperatur aufgeheizt ist, die Wasserchemie stimmt. Die Mitarbeiter sind durch die Verzögerung zu 80 Prozent in Kurzarbeit, im Wechsel nur an einem Tag in der Woche da, um den Kontakt nicht ganz zu verlieren. Auch das Seedammbad will auf das bewährte Konzept des ersten Corona-Sommers zurückgreifen, mit deutlich markierten Wegesystemen, beschränkter Besucherzahl im Wasser und auf dem Freigelände, mit fest gebuchten Badezeiten im E-Ticket-System.

„Eine Woche bis zehn Tage“ werde auch das Taunabad brauchen, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Funke, der in seinem letzten Sommer als Chef-Bademeister noch viele Gäste im Bad begrüßen will. Über die Verluste zuletzt redet er weniger gern, „es kostet schon ganz ordentlich“. An der Altkönigstraße wird das Wasser jetzt langsam über das Nichtschwimmerbecken ins große Becken eingelassen, der Rest ist weitgehend vorbereitet. Vorübergehend waren die Mitarbeiter alle im Bad, haben Frost- und Winterschäden beseitigt, das Freibadbecken gereinigt, die Außenanlagen gepflegt, alle technischen Anlagen für das Freibad startklar gemacht. Grundreinigung und Desinfektion der Außenumkleiden, Umkleidebereich im Innenbereich, Aufsichtscontainer, alles ist startklar. Jetzt ist wieder 50 Prozent Kurzarbeit angesagt.

Zu dritt waren sie am Montag rund um das große Becken im Einsatz, wenn die Landesbehörde grünes Licht gibt, soll es möglichst schnell gehen. Der Bauzaun vom vergangenen Jahr steht noch im Eck ums Becken, zusätzliche Personenzähler, die per Lichtschranke den Zugang zum Wasser regeln und noch mehr Desinfektionsspender wurden angeschafft, das schon bisher gut funktionierende E-Ticket-System erweitert. Jürgen Funke: „Ich bin ganz positiv gestimmt, dass wir irgendwann starten können.“ Gibt es neue Regeln? Haben Geimpfte oder Genesene andere Rechte? Hilft die Vorlage eines negativen Tests? Keiner weiß das, die Informationslage ist bescheiden. Die gestiegene Hoffnung orientiert sich an der gefallenen Inzidenz, im Hochtaunuskreis inzwischen schon seit mehreren Tagen ordentlich unter 100. Ralf Schroedter: „Wir sind bereit, aber wir brauchen auch Sicherheit. Öffnen und nach ein paar Tagen wieder schließen, weil die Inzidenz steigt, das macht keinen Sinn.“

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