„Städtepartnerschaft mit Lomonossow ist sehr lebendig“

Die Gäste tragen bei der Abschiedsfeier russische Gesänge mit Tanz vor. Foto: Albrecht

Oberursel (ow). Im Rahmen einer vom Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften (VFOS) organisierten Bürgerreise weilten 19 Frauen und ein Mann im Alter von zwölf bis 80 Jahren aus der russischen Partnerstadt Lomonossow in Oberursel. Die Mitglieder des Vereins hatten ein abwechslungsreiches Programm für die russischen Gäste vorbereitet, die alle in Privatquartieren bei Oberurseler Familien untergebracht waren.

Zum Auftakt des Besuchsprogramms gab es einen Empfang im Rathaus. Bürgermeister Hans-Georg Brum hob die Bedeutung persönlicher Kontakte von Menschen verschiedener und Kulturen hervor. Städtepartnerschaften seien daher nach wie vor eine wichtige Säule, um für Toleranz und gegenseitiges Verständnis zu werben. Die Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Kalinka aus Lomonossow, Marina Akhromova, stimmte ihm zu und wies darauf hin, dass die jährlichen Bürgerreisen zwischen Oberursel und Lomonossow gelebte Tradition und zugleich ein wichtiger Baustein der Freundschaft zwischen den Menschen beider Städte seien. Nach dem Rathausempfang wurde im Lomonossow-Park als Symbol der Freundschaft ein Fliederbusch von den Gästen offiziell an die Vertreter der Stadt und des VFOS übergeben. Eine Stadtführung und eine Besteigung des Turms von St. Ursula schlossen sich an, bevor es am Abend eine Gartenparty gab.

Zu Lomonossows Wohnhaus

Ausflüge führten die Gruppe an den Rhein nach Rüdesheim mit einem Besuch in „Siegfrieds Musikkabinett“, einer Seilbahnfahrt zum Niederwalddenkmal, einem Picknick, einer kleinen Wanderung und einer Weinprobe in Kaub sowie nach Marburg. Marburg hatten sich die Gäste explizit als Ausflugsziel gewünscht, denn dort hatte der russische Universalgelehrte Lomonossow von 1736 bis 1739 studiert und gelebt und 1740 die Tochter seiner Vermieterin geheiratet. Bei der sehr informativen Führung durch die Altstadt wurde selbstverständlich Halt am Wohnhaus von Lomonossow gemacht. Auf der Rückfahrt wurde die Burgruine Münzenberg besucht, wo es zur besten Kaffeezeit ein „süßes Picknick“ und viel Gesang gab. Zudem standen Besuche in Frankfurt mit einer Schiffstour auf dem Main und einer Führung durch die Neue Altstadt, im Römerkastell Saalburg sowie ein Spaziergang durch die Blickachsen-Ausstellung in Bad Homburg auf dem Programm. Und selbstverständlich konnten sich die Gäste beim Rheingauer Weinfest auf dem Marktplatz Oberursel davon überzeugen, wie in der Brunnenstadt gefeiert wird.

Vielfältige Verständigung

Das Wichtigste an der Reise waren aber die Begegnungen zwischen den Menschen, denn der Charme derartiger Bürgerreisen liegt vor allem darin, das Alltagsleben und somit eine andere Kultur kennenzulernen. Durch die Unterbringung in Privatquartieren bekamen die Gäste unmittelbar Einblick in den Alltag deutscher Familien. Die Verständigung erfolgte in Englisch, Russisch, Deutsch oder im Zweifel auch mal mit viel Mimik und Gestik. Zudem überwinden Musik und Gesang Grenzen. Von beidem hatten die Gäste aus Lomonossow reichlich im Gepäck.

Die stimmungsvolle Abschiedsparty mit rund 70 Teilnehmern fand im Vereinsheim der Marinekameradschaft statt. Die russischen Gäste überraschten mit einem auf Deutsch vorgetragenen Gedicht von Goethe, die deutschen Gastgeber revanchierten sich mit einer deutschen Fassung des russischen Volksliedes „Katjuscha“. Ilia Fedorov, ein Teilnehmer der russischen Gruppe, sagte: „Diese Woche hat mich sehr beeindruckt. Wir haben so viel gesehen und erlebt. Wir haben eine tolle Gastfreundschaft erfahren. Das alles hat in mir den Wunsch geweckt, schneller und intensiver Deutsch zu lernen, um mich besser verständigen zu können. Und ich möchte mich stärker ehrenamtlich für die Städtepartnerschaft einsetzen. Danke Oberursel.“ Den Dank gab Gabi Hofmann, stellvertretende Vorsitzende des VFOS an die Gäste zurück: „Auch für uns Oberurseler war es eine tolle Woche, voll mit Erlebnissen, vielen Gesprächen und neuen Eindrücken. Es hat sich gezeigt, dass die Städtepartnerschaft mit Lomonossow sehr lebendig ist.“

Seit 2003 finden im regelmäßigen Wechsel Bürgerreisen mit 20 bis 25 Teilnehmern zwischen Oberursel und der russischen Partnerstadt Lomonossow statt, die vom VFOS sowie auf russischer Seite durch den Verein Kalinka organisiert werden. Für den Sommer 2020 ist wieder eine Reise nach Lomonossow geplant.

Wer mehr dazu erfahren möchte, findet Informationen im Internet unter www.vfos.de oder per E-Mail an info[at]vfos[dot]de.

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