Oberursel (ow). Es gibt doch Triathlon auf Hawaii! Nach der Absage der Ironman World Championship 2020 und der Verschiebung der WM 2021 nicht nur ins Frühjahr 2022, sondern auch noch vom traditionsreichen Kona in den Wüstenstaat Utah, versammelten sich Anfang Dezember die Crosstriathleten bei der XTERRA-Weltmeisterschaft traditionsgemäß auf der weitgehend coronafreien Insel Maui. XTERRA, das bedeutet 1,5 Kilometer Schwimmen in der rauen Brandung des Pazifik, 30 Kilometer mit mindestens 1000 Höhenmetern Mountainbike auf anspruchsvollen Trails. Und 10 Kilometer mit 300 Höhenmetern Geländelauf. Knapp 400 Athleten, die sich bei lokalen XTERRA-Rennen qualifizieren mussten, standen auf der Startliste. Mit dabei der für den TV Bommersheim startende Triathlon-Senior Manfred Klittich, der schon mehrfach auf Maui am Start war und in der Altersklasse 65 den zweiten Platz und in der M70 die Weltmeisterschaft verbuchen konnte. In den Jahren 2004 und 2008 gewann Klittich sogar das Hawaiian Double. Erst den Ironman Hawaii auf Big Island und eine Woche danach mit noch schweren Beinen den XTERRA auf der Nachbarinsel Maui.
Jetzt wollte es der inzwischen 84-Jährige noch einmal wissen. Den Ironman Hawaii noch einmal unter der Maximalzeit von 17 Stunden zu schaffen, war als aussichtslos einzuschätzen, doch ein XTERRA-Finish innerhalb des Zeitlimits von acht Stunden könnte klappen. Mit ausgiebigem Training auf leichten bis mittelschweren Trails in den Wäldern im Taunus und Odenwald konnte der fitte Eschborner sich nach jahrelanger Offroad-Abstinenz wieder ein bescheidenes Niveau auf dem Mountainbike erarbeiten. So gerüstet machte er sich Ende November auf den Weg zur pazifischen Trauminsel, um sich auf das am 5. Dezember stattfindende WM-Rennen vorzubereiten. Ein erstes Training auf der schwierigen MTB-Strecke verlief plangerecht mit einer Zeit von 1:53 Stunden für eine 15-Kilometer-Runde mit 500 Höhenmetern. Damit sollte locker das Zeitlimit von 5:05 Stunden von Schwimmstart über zwei Radrunden bis zum Wechsel vom Rad zum Elf-Kilometer-Geländelauf zu schaffen sein. Doch es kam anders als geplant.
Eine Extremwetterlage beeinträchtigte den normalen Ablauf der Veranstaltung. Schon am Freitag vor dem Wettkampf musste die Radstrecke für den Trainingsbetrieb gesperrt werden. Starke Regenfälle hatten die Trails in Bäche und die Senken in morastige Tümpel verwandelt. Am Samstag wurde das Schwimmen wegen extremer Brandung mit bis zu vier Meter hohen, sich brechenden Wellen abgesagt. Der Wettkampf wurde als Duathlon mit einem Drei-Kilometer-Geländelauf vor dem Radfahren ausgetragen. Die Radstrecke war über Nacht bei nachlassendem Regen etwas abgetrocknet, sodass am Sonntagfrüh das Rennen mit der ersten Laufeinheit gestartet werden konnte. Die zuerst startenden Profis konnten das Rennen unter weitgehend normalen Bedingungen absolvieren. Auch für die eine Stunde später startenden Altersklässler sah es zunächst ganz gut aus. Doch bald nach dem Start setzte wieder Starkregen ein und machte das Fahren auf der ohnehin schon anspruchsvollen Strecke für viele weniger geübte Mountainbiker zu einem Glücksspiel.
Für 84 der 397 gestarteten Athleten war das Rennen schon nach dem Radfahren beendet. Sie mussten wegen Sturzverletzungen oder des Verfehlens des Zeitlimits für das Radfahren aufgeben. Auch Klittich, für den das Rennen schon von vornherein grenzwertig war, schaffte die Zeithürde nicht. Nach der ersten Radrunde reichte die verbliebene Zeitreserve nicht aus, um auch die zweite Runde zu beenden. Es machte keinen Sinn, das Rennen fortzuführen, zumal die Strecke bei anhaltendem Starkregen immer schwerer befahrbar wurde. „DNF“ – „Did not Finish“ – lautete das Ergebnis, das kein Triathlet gerne in der Ergebnisliste sieht. So endete für den 84-jährigen seine XTERRA-Karriere nach sieben erfolgreichen Teilnahmen mit ersten und zweiten Plätzen mit einem Mißerfolg. Einen weiteren Versuch in der kommenden Saison soll es nach seiner Aussage nicht geben. Dann in der Altersklasse M85 will er sich voll auf die internationalen Meisterschaften über die Kurz- und Sprintdistanz konzentrieren.