TSGO hofft auf den Neuanfang mit frischem Blut

Claire Ramacher, ein Eigengewächs der TSGO, wird mit 16 Jahren jüngste Spielerin im Dress des Oberligisten sein und freut sich schon auf ihre Premiere in heimischer Halle. Foto: js

Oberursel (js). Claire Ramacher wohnt nicht weit entfernt von der Sporthalle. Zu ihrem Leidwesen darf sie aber nicht rein, dem geliebten Handballsport frönen. Einsames Training ist angesagt. Laufen im Feld direkt hinter der Sporthalle, um fit zu bleiben. Manchmal wenigstens mit Schwester Celine, die auch Handball spielt. Oder individuelle Athletik-Arbeit, auch so eine Einheit, die in der Gruppe viel mehr Spaß macht. Die Sporthallen der Erich-Kästner-Schule sind Claire Ramachers Revier. Hier hat sie das Handballspiel von den „Minis“ an gelernt, die TSGO-Handballfamilie ist von Anfang an ihre sportliche Heimat. Im März ist die Linkshänderin 16 Jahre alt geworden, im Herbst soll sie ihr Debüt bei den Damen geben. Die Jüngste im Oberliga-Team der TSGO-Handballerinnen wäre sie dann.

Claire Ramacher ist nur eine von den neuen Spielerinnen, die für einen Umbruch im Team der TSG Oberursel stehen. Ein Eigengewächs, das vor einem Jahr zur WJSG Bad Soden/Schwalbach/Niederhöchstadt wechselte, zur Ausbildung in deren B-Jugend. Als zweitbeste Torwerferin der Oberliga wurde sie notiert, als Corona den Handball komplett bremste. In Bad Soden wird sie auch in der neuen Saison A-Jugend spielen, mit Zweitspielrecht für Oberursel in ihrem „Handball-Wohnzimmer“. Trainer beider Teams: Paul Günther, mit dem der amtierende Hessenmeister TSGO die Saison nach Abbruch auf dem dritten Platz abschloss. Er wird die neue Mannschaft wie bisher zusammen mit Co-Trainerin Alexandra Müller und Betreuerin Nora Brandscheid in die neue Zeit führen.

Noch fehlt dafür eine zumindest ansatzweise greifbare Zukunft. Einen Lichtblick erhoffen sich alle Handballer von der Konferenz der Ministerpräsidenten, die gestern nach Redaktionsschluss stattfinden sollte. Ein Thema: Lockerungen im Sportbereich. In den Startlöchern stehen alle Akteure, der Deutsche Handballbund (DHB) hat dazu einen „8-Stufenplan“ vorgelegt. Mehr als die Stufen 1 und 2, „Autonomes Training“ und „Individuelles Training“, war bisher auch für die TSGO-Damen nicht drin, bis zum Wettkampfbetrieb scheint es über die Vorstufen „Training in der Kleingruppe ohne Zweikämpfe“ und „Mannschaftstraining ohne und mit Zweikampf“ noch ein weiter Weg. „Wäre schön, wenn wir es irgendwann irgendwie hinbekommen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende der  TSGO-Handball-Abteilung Kathrin Nüchter vorsichtig. Als Betreuerin der „Zweiten“ ist sie am Spielbetrieb stets nah dran, die „Reserve“ ist als Spitzenreiter ohne Meistertitel in die Landesliga aufgestiegen. „Wenigstens eine einfache Runde“, das wäre das Minimalziel in Nüchters Sportlerherz.

Ungeachtet aller Unwägbarkeiten plant Paul Günther natürlich, falls tatsächlich der Startschuss erfolgen könnte. Plant das individuelle Training, plant für die Punktspiele. Für eine Saison in einer Kontaktsportart mit schwitzenden und keuchenden Akteuren im hautnahen Aufeinandertreffen. Runderneuert wird sich die TSG Oberursel dann in der Oberliga Hessen präsentieren, die ihre Leitfigur der vergangenen Jahre, Nadine Okrusch, mit ziemlicher Sicherheit verlieren wird. Schlüsselbein-OP, Examen, längerer Auslandsaufenthalt sind geplant, aber man kann ja nie wissen. Sicher ist wohl, dass Schwester Michelle Okrusch und Jana Sellner, beide ebenfalls mit Drittliga-Erfahrung, keinen zweiten Rücktritt vom Rücktritt planen, Sellner aber zumindest in der Landesliga-Mannschaft auflaufen will. Verabschiedet haben sich auch Lisa Greb, Rabea Wehrum und Caroline Stahl, Torfrau Ayana Petri laboriert noch an einem Kreuzbandriss. Diese Verletzung hat Vanessa Müller überwunden, sie will wieder angreifen.

Aus dem knappen Kader sind Coach Paul Günther mit Viktoria Heilmann, Berit Mies, Adrienn Zsigmond, Jennifer Krasnansky, Katharina Löbrich, Sasha Marie Müller und den Torfrauen Lissy Zeiler und Miriam Aassou nur acht Spielerinnen und die von Verletzung geplagte Selina Walde geblieben, die Auffrischung wird hauptsächlich blutjung sein, mit Perspektivspielerinnen besonderer Art. Claire Ramacher, die im rechten Rückraum für Schwung sorgen soll, ist nur eine davon. Als Kreisläuferin dürfte Greta Bucher eine echte Hausnummer sein, die 20-Jährige hat zuletzt beim wackligen Drittligisten TSG Ober-Eschbach eine starke Rolle gespielt. Auch sie kennt Paul Günther bestens, sie gehörte zur B-Jugend der Spielgemeinschaft Bad Soden/Schwalbach/Niederhöchstadt, mit der er als Trainer nur knapp den Gewinn der Deutschen Meisterschaft verpasste. Aus Bad Soden stammt auch Neuzugang Lilly König mit Drittliga-Erfahrung, von der HSG Rodgau Nieder-Roden kommt Leyla Götz, von der TG Eltville Elisa Schumacher.



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