TSGO im Neustart mit vielen Auflagen

Im Fitness-Studio der TSGO darf wieder geschwitzt werden, aber höchstens zu zehnt. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Die Rückkehr zur Normalität im Sport ist mit zahlreichen Auflagen und Einschränkungen gepflastert. Eine harte Aufgabe für die Vereine, die ihren Mitgliedern wieder die Ausübung ihres geliebten Sports anbieten wollen. Vereine wie die TSG Oberursel und die Homburger Turngemeinde mit jeweils rund 4500 Sporttreibenden müssen auf dem Weg zum Ziel viele Hürden überspringen.

Das Scharren mit den Füßen wird lauter und eindringlicher. Das Sportlerherz lechzt nach fast drei Monaten Zwangspause nach Bewegung. Nicht nur in Jogginghose im Feld oder auf dem Rad nebenher, nicht nur in Form von Einzeltraining im heimischen Keller oder auf dem Balkon. Die meisten Sportler suchen den Sportsgeist lieber im Team, die einen als Duo, viele in einer Mannschaft. Sport bietet Raum für Begegnung von Menschen. Deswegen schließen sich so viele einem Verein an, über 4500 sind es in der TSG Oberursel (TSGO), zehn Prozent der Stadtbevölkerung. „Wann können wir endlich wieder richtig loslegen?“ Eine Frage, die der Präsident der TSGO, Carsten Trumpp, derzeit täglich immer wieder hört. Eine Frage, mit der sich TSGO-Geschäftsführerin Jutta Stahl seit Wochen nahezu rund um die Uhr beschäftigt. „Wir arbeiten mit Hochdruck und geben uns unglaublich viel Mühe“, sagt Jutta Stahl. Zehn Abteilungen mit Sportarten von Badminton bis Zumba sollen so bald wie möglich in normale Sphären zurückkehren können.

„Leitplanken“ weisen den Weg

Kein leichter Weg, wenn es nicht gerade Tennis ist. Die Freunde des „weißen Sports“ dürfen schon seit drei Wochen wieder Bälle auf der Anlage in Weißkirchen kloppen, Abstandsregeln und andere Vorsichtsmaßnahmen sind relativ einfach einzuhalten. Das Fitness-Studio im Vereinshaus an der Korfstraße war die erste Herausforderung. „Bei allen Vorkehrungen richten wir uns grundsätzlich nach den Vorgaben des Deutschen Olympischen Sportbundes“, erläutert Vereinspräsident Trumpp. Zehn „Leitplanken“ sind daraus geworden, die bei der TSGO unter Corona-Bedingungen gelten. Punkte wie etwa Training ohne Körperkontakt, Start mit Freiluftaktivitäten, verkleinerte Trainingsgruppen, keine Veranstaltungen und Wettbewerbe, Risiko-Minimierung in allen Bereichen sind in den Leitplanken definiert. Auf deren Basis musste jede Abteilung ein individuelles Sicherheitskonzept entwickeln, dass vom Präsidium genehmigt werden muss.

Beispiel Fitness-Studio: Trainiert werden darf nur mit Online-Anmeldung, maximal zehn Athleten dürfen gleichzeitig an ihren Muskeln und ihrer Athletik arbeiten. Immer auf Distanz, einzelne Geräte wurden daher mit rot-weißem Flatterband verklebt und aus dem Verkehr gezogen. Die Trainingszeit ist auf eine Stunde begrenzt, danach ist Lüftungs- und Desinfektionspause. Zudem wird jedes Gerät nach jeder Nutzung von den anwesenden Trainern gereinigt. Die Wege im Studio sind genau vorgeschrieben, es herrscht Einbahn-Regelung. Betreten und Verlassen mit Mundschutz, während des Trainings dürfen die Masken fallen.

Seit 18. Mai läuft der Betrieb im Studio, die Reha-Sportgruppe traf sich erstmals am vergangenen Freitag. Fünf Männer und Frauen sind gekommen, „die Leute sind noch zurückhaltend“, sagt Trainerin Sabine Helfrich. Jeder wird einem markierten Trainingsfeld in der alten Vereinshalle zugewiesen, am Eingang verkauft Sabine Helfrich Übungsmatten. Der Verein darf keine Sportgeräte für Mehrfachnutzung herausgeben. Im Obergeschoss darf wieder getanzt werden, in begrenzter Zahl natürlich und nur feste Paare, die in Gemeinschaft leben. Zumba, Pilates und Yoga kann draußen geübt werden, etwa im Rush-moor-Park, wo man allerdings auch an einem Freitagabend vor Pfingsten 25 Männer mit nacktem Oberkörper sehen konnte, die auf engem Raum mit Boxhandschuhen schnaufend und schwitzend ohne Schutzmaske aufeinander einprügeln. Auch die Badminton-Abteilung nutzt den Park unweit des Vereinshauses für spielerische Vorbereitungen auf den Wettkampfsport.

Problemzone Kontakt- und Kampfsport: Dazu zählt nun einmal auch Handball, die Vorzeige-Teams der TSG Oberursel sind noch immer in Wartestellung. Müssen sich mit individuellem Konditions- und Athletik-Training fithalten. Zum Pfingstwochenende kam endlich der erlösende Brief aus dem Landratsamt, der die mögliche Öffnung der kreiseigenen Sporthallen für den Vereinssport für diese Woche ankündigte. So schön das in Sportlerohren klingen mag und die Geschäftsführerin in ihrem Büro freut, „das bedeutet richtig, richtig viel Arbeit“, so Jutta Stahl. Und wieder fällt das Wort „Hochdruck“, damit aus der Möglichkeit auch Realität werden kann. Das genehmigte Sicherheitskonzept der Handballer umfasst 18 Punkte, mehr als ein Herantasten an das Wesen der Sportart ist auch damit noch längst nicht möglich. Denn die Vorgaben des Kreises lassen nur „kontaktfreie Sportarten“ zu, verlangen „absolut (körper-)kontaktfreie Durchführung des Trainingsbetriebes“ mit Verzicht auch auf jegliche „Simulation von Wettkämpfen“. Und doch Licht am Ende des Tunnels, die Frauen- und Männer-Mannschaften und die älteren, hochklassig spielenden Jugendteams dürfen als erste in die heimische EKS-Halle, aber nie mehr als eine Mannschaft in einem definierten Zeitfenster und danach mit Pause zum Lüften, Reinigen und Desinfizieren.

HTG fährt schon ziemlich hoch

„Der Sport tobt in allen Hallen“, freut sich in der Nachbarstadt der Präsident der Homburger Turngemeinde (HTG), Ralph Gotta. Ein ausgeklügeltes umfängliches Hygienekonzept habe dies in Teilbereichen der Vereinsarbeit frühzeitig ermöglicht. Auch in der Kurstadt geht es um den Sport von fast 4500 Mitgliedern. Die HTG profitierte bei der Wiederöffnung einiger Bereiche von ihren herausragenden Bedingungen mit vereinseigenen Sportstätten. Im neuen „Motoricum“ etwa, dem Fitness-Bereich, waren ob der Größe keine Absperrbänder an Geräten nötig. „Da bin ich froh“, so Gotta, dort können 35 Leute gleichzeitig trainieren. Allerdings sind keine Gäste erlaubt, ein Schnuppertraining ist nicht möglich, dem Verein fehlt es an Möglichkeiten zur Akquise neuer Mitglieder. „Es ist eine schwierige Situation, wer Sport macht, sucht auch Geselligkeit“, sagt Gotta. Ein Angebot, das in der gewohnten Form derzeit ebenfalls nicht möglich ist. Einige Abmeldungen sind zu verzeichnen, neue Mitglieder kommen nicht dazu, „das ist nicht normal“.

In den Trainingshallen am Niederstedter Weg ist tatsächlich viel los, nur die Kontaktsportler darben noch ein wenig. Selbst Kindertraining mit bis zu 20 Teilnehmern ist möglich. Im Tanzsaal und im Dojo 1 und 2 ist Training in verringerter Gruppenstärke möglich, auf den Tennisplätzen sind maximal fünf Personen inklusive Trainer pro Platz erlaubt. Gleiches gilt für den HTG-„Strand“, dort wird mit Lust und Volleyball gebeacht. Allerdings nach „Corona-Regeln“ ohne Blocken und mit eingeschränkten Aufschlag-Varianten sowie einer zusätzlichen Linie auf jeder Seite einen Meter vom Netz entfernt, um Körperkontakt zu vermeiden. Drei Felder mit frischem Sand werden geboten, um Geld in die leere Kasse zu bekommen, bieten die Volleyballerinnen, die in der Oberliga heimisch sind, eine Beach-Mitgliedschaft auf Zeit für 90 Euro für den Sommer an. „Man kann hier wunderbar spielen“, wirbt Co-Trainerin Kirstin Bernius für das Projekt.

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