„Wahrzeichen“ Hospitalkirche im neuen Glanz

Schön herausgeputzt und mit neuem Dach leuchtet die Hospitalkirche im morgendlichen Spätsommerlicht. Das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus an der Kirche im Hof des Alten Hospitals ist wieder zugänglich. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Am höchsten Punkt ist die Hospitalkirche besonders schön geworden. Ganz oben, 24 Meter über Altstadt-Normalnull, hat der Turmhelm ein neues Schieferdach bekommen, die „Zwiebel“ ist von innen heraus saniert worden. Auch die „Turmbekrönung“, wie die Fachleute sagen, ist bei der Dachsanierung restauriert worden, also die Kupferkugel, auf der die Heilige Barbara und ein schmiedeeiserner Kreuzstab mit verzweigten Akanthusblättern angebracht sind. Es war der letzte Akt der Arbeiten zur Sanieruns der Dachkonstruktion der fast 300 Jahre alten Hospitalkirche am Übergang von der Alt- in die Neustadt.

So nennt der Bürgermeister den angestammten Platz der Kirche zwischen Strackgasse und Hospitalstraße an der Kreuzung mit Weidengasse und verlängerter Korfstraße, wo direkt gegenüber gerade das alte Alberti-Haus umgebaut wird und danach ein „Interkultureller Treffpunkt“ zusätzlicher Fixpunkt werden soll. Und Hans-Georg Brum spricht vom „Wahrzeichen“ an jenem Übergang, ein rechtes „Identifikationsmerkmal“. Brum war schon dabei, als Ende der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts bei anstehenden Sanierungsarbeiten im Stadtparlament heftig diskutiert wurde, ob man die Kirche nicht fein demontieren und dann im aufstrebenden Hessenpark wieder aufbauen sollte.

Schön, dass nichts aus dieser skurrilen Idee wurde, tatsächlich würde ein wichtiger Fixpunkt fehlen. Noch heute wird die Kirche von der katholischen italienischen Kirchengemeinde für Gottesdienste genutzt, gerne auch für kulturelle Veranstaltungen in kleinerem Format. Im Innenhof zwischen Kirche und einstigem Hospital hat das aus einer Bürgerinitiative entstandene und von Bürgern und Organisationen finanzierte Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus in der Stadt einen würdigen und ruhigen Platz gefunden, das neue Ensemble könnte ein internationaler Treffpunkt werden. Bis dahin soll auch die Fassade des „Hospitals“ aufgehübscht werden, der Internationale Verein Windrose wird Büros darin beziehen, Versammlungsräume wird es nur noch im Erdgeschoss geben, um den Forderungen des Brandschutzes zu genügen.

In und um die Kirche herum ist jetzt jedenfalls wieder alles an seinem Platz, Denkmal und Kirche sind wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Fünf Monate Arbeit waren zunächst für die Dachsanierung vorgesehen, etwas mehr als ein Jahr ist daraus geworden. Fast schon wurde die sehr spezielle, ziemlich filigrane Gerüstkonstruktion im Vieleck um Schieferdach und Turmhelm zum neuen Wahrzeichen der Stadt, auf tausenden Fotos dürfte sie festgehalten worden sein, sie hat schon zum Altstadtbild gehört. „Eine schöne Baumaßnahme“, heißt es beim städtischen Bau & Service (BSO), dessen Abteilung Bau- und Immobilienmanagement war für das Projekt zuständig und Petra Holzwarth dafür verantwortlich. Eine schöne Maßnahme sei es gewesen, weil bis auf kleinere Verzögerungen durch zusätzlich gefundene Bauschäden und Wetterunbilden alles nach Plan verlaufen sei, weil hervorragende Fachfirmen mit „zuverlässigen Leuten“ am Werk waren und die Gesamtkosten schließlich den gesetzten Rahmen nicht überschritten haben. Rund 700 000 Euro unter dem Strich, das Landesamt für Denkmalpflege hat 80 000 Euro zugeschossen, das Bistum Limburg nichts, weil die Kirche als Teil des früheren Hospital-Komplexes städtisches Eigentum ist. Vom Umzug in den Hessenpark werde jedenfalls nicht mehr geredet, verspricht der Bürgermeister.

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