Weltuntergang zwischen Popcorn, Wein und netten Leuten

Oberursel (bg). Kino vor der eigenen Haustür, das kam in Bommersheim prima an. Mit dem Angebot hatte Pfarrer Ingo Schütz von der evangelischen Kreuzkirche einen Volltreffer gelandet. Damit sein Herzensprojekt realisiert werden kann, hat die Gemeinde in die anspruchsvolle Technik investiert, eine große Leinwand und einen Beamer angeschafft. Zum Auftakt flimmerte der Film „Jesus liebt mich“ über die Leinwand. Die Bommersheimer strömten voller Vorfreude und Neugierde auf einen schönen Kino-Abend in die Kreuzkirche, fast 100 Gäste wurden gezählt. Sie wurde angenehm überrascht, denn der große Gemeindesaal bot echtes Kinofeeling. Stilvoll mit gefüllten Popcornbechern, Chips und Kaltgetränken jeder Art. Das Wohlfühlangebot einschließlich Eintritt war kostenfrei. Es wurde aber um Spenden gebeten, und bei so einer tollen Atmosphäre gab jeder gerne.

Huch, was passiert denn hier gerade? Marie ist Mitte 30 und stößt mit Jeshua zusammen, nachdem sie zuvor auf unglaublich komische Art ihre Hochzeit vergeigt hat. Sofort ist klar, es ist eine Begegnung der besonderen Art. Und irgendwie ist der junge Mann nicht von dieser Welt. Marie erfährt, er kommt aus Palästina, aus Nazareth, also ein Terrorist? Schon der Einstieg in den Film „Jesus liebt mich“ brachte alle zum Lachen.

Dem Regisseur Florian David Fitz diente der Bestseller von David Safier „Jesus liebt mich“ als Vorlage für seinen Film, mit herrlich romantischen und ebenso komischen Szenen. Obendrein gespickt mit witzigen und frechen Merksprüchen, wie „Glauben ist nichts für Memmen“. Einfach mal die Welt retten, ist das wirklich möglich? Schließlich ist sie vom Untergang bedroht, das steht – so ist es in der Bibel nachzulesen – schon lange fest. Jetzt ist es soweit. Der Weltuntergang soll am nächsten Dienstag stattfinden. Deswegen hat sich Jesus auf den Weg auf die Erde gemacht zum Priester Gabriel und verkündet es ihm. Zuvor will er aber die Menschen von heute kennenlernen, und Gabriel soll ihm dabei helfen. „Was soll das“, stöhnt der, „sie haben sich seit 2000 Jahren nicht geändert“.

Die Komödie kratzt nicht nur an der Oberfläche, sie hat ordentlich Tiefgang. Kenntnisse der Bibel sind bei diesem Film von Vorteil. Es treten biblische Gestalten auf wie der Erzengel Gabriel, Henry Hübchen verkörpert den trinkfesten Priester einfach klasse. Der Regisseur selbst ist ein wunderbarer Jeshua aus Nazareth in Galiläa, der sich den Menschen zuwendet, übers Wasser gehen kann und sich in Marie verliebt. Deren Leben wird durch diese Begegnung völlig durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt, überzeugend dargestellt von Jessica Schwarz. Als ihre Eltern treten auf Hannelore Elsner und Peter Prager auf. In der Rolle des bösen Verführers, des Teufels, agiert sehr perfide Nicholas Ofczurek, und zum Schluss hat Gott Vater persönlich, gespielt von dem wunderbaren Charakterdarsteller Michael Gwisdek, einen denkwürdigen Auftritt. Er rät Marie: „Die Liebe hat viele Zimmer, bleib nicht im ersten stehen“. Kann sie durch ihre Entscheidung den Weltuntergang noch einmal verhindern?

Mit dem Kino-Format will der einfallsreiche und umtriebige Pfarrer in Bommersheim einen Raum für Begegnungen schaffen. Einen Treffpunkt, wo Menschen jeden Alters sich austauschen und gemeinsam einen unterhaltsamen, sinnvollen Abend erleben können. Schon beim ersten Versuch ist der Plan von Ingo Schütz hervorragend aufgegangen. Alle Besucher haben sich königlich amüsiert und waren begeistert. „Beim nächsten Mal muss die Leinwand etwas höher positioniert werden, stellte er am Ende fest, damit auch die hinteren Reihen noch alles gut sehen können“. Der Kino-Abend war wirklich ein durchschlagender Erfolg. Der große Saal leerte sich nur langsam. Gut gelaunt hatten sich die Zuschauer noch viel zu erzählen, debattierten über die witzigsten Stellen im Film, lachten gemeinsam über den schönsten Gag, aßen noch etwas Popcorn, tranken noch einen Schluck Wasser oder Wein und ließen dabei den Film noch einmal Revue passieren. Bedient wurden die Gäste von den Konfirmanden der Gemeinde. Sie hatten das Popcorn selbst hergestellt und dabei fast drei Kilogramm Mais verarbeitet.

Dem gelungenen Auftakt sollen weitere Filmabende folgen. Für die Zukunft plant Ingo Schütz Filmvorführungen in unterschiedlichen Segmenten. Außer klassischem Popcorn-Kino für alle will er auch ein Jugend-Segment und eine Arthouse-Schiene etablieren. Ihm ist wichtig, dass sich jeder einbringen und engagieren kann. „Denn das Kino-Projekt lebt vom Mitmachen. Wer Lust hat, im Team mitzuarbeiten, kann dann auch über das Programm und die Filmauswahl mitentscheiden“, so der Pfarrer.

!Bereits am Sonntag, 29. Januar, steht um 18 Uhr ein kreativer Abendgottesdienst mit Flimclips aus „Avatar“ auf dem Programm. Der nächste Kino-Abend ist für Freitag, 3. Februar, geplant. Gezeigt wird „Little Miss Sunshine“. Ein weiterer Film wird am Freitag, 17. März, vorgeführt.



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