Oberursel (fch). Der Maasgrundweiher hatte zum 19. Fischerstechen sein Festtagsgewand angelegt. In der Sonne leuchteten weiße Seerossen mit den roten Blüten der Blumen auf den beiden schwimmenden Inseln des Weihers um die Wette. Aufmerksam verfolgten Nilgänse vom Ufer aus das Geschehen. Rund 2000 Besucher waren rund um ihr nasses Terrain auf Schusters Rappen unterwegs oder machten es sich auf Bänken und Campingstühlen bequem. Und dann ruderten auch noch rund 70 Paddler abwechselnd in zwei Kähnen vom Südufer ans gegenüberliegende.
Doch damit begnügten sich die Mitglieder der 14 konkurrierenden Teams nicht. Besteht doch der Clou beim Fischerstechen darin, den gegnerischen Stecher ins kühle Nass zu befördern. Passierte dies, dann springen meist weitere Teammitglieder aus Solidarität ebenfalls über die Bordwand, um ein Bad im Weiher zu nehmen. Zu ihnen gehörten Brunnenkönigin Verena I. und ihr Brunnenmeister Andreas. Von den 16 gemeldeten Teams traten 14 gegeneinander an. Vor der zweijährigen Coro- napause waren es noch 20 Teams gewesen. Hinzu kam, dass der Termin dieses Mal in die Sommerferien fiel, wie die Moderatoren Dirk Müller-Kästner und Markus Hertle vom veranstaltenden Verein „Kunstgriff“ informierten. Maximal könnten 32 bunt kostümierte Teams auf dem Maasgrundweiher um Ehre, Pokale und Preise kämpfen.
Moderator Müller-Kästner erklärt den Ablauf: „Es treten nacheinander jeweils zwei Teams gegeneinander an. Eine Mannschaft besteht aus fünf Personen. Vier Paddler sitzen an den Rudern, die fünfte, der Stecher, führt eine Stange mit gepolsterter Spitze. Ziel ist, das Gegenüber damit ins Wasser zu stoßen. Gewonnen hat, wer den meisten Gegnern zu einem unfreiwilligen Bad verhilft.“ Die beiden Boote stellt der Verein. Das Fischerstechen geht über vier Runden, gespielt wird nach dem K.O.-System. Über den regelgerechten Ablauf des feucht-fröhlichen Events wachten die beiden Juroren Stefan Pfeffer und Michael Planer.
Im Viertelfinale gingen zwei Teams auf die „Rollrutsche“ in den Entscheidungskampf. Es waren die in Holzfällerhemden gekleideten Paddler vom Team „Die dunkle Seite der Alm“ und die ganz in Schwarz auftretenden vom Team „Rille + Rüdiger“. „Der Trick beim Ins-Wasser-Gleiten mit dem Boot über die „Rollrutsche“ besteht darin, in Rückenlage zu gehen. Und nicht wie wir aufrecht sitzen zu bleiben. Denn dann geht man wie wir unter“, verrieten die gut gelaunten Verlierer. Hoffnungen auf einen neuen Titelgewinn hatten sich die Vorjahressieger vom Team „Silchermänner“ gemacht. Doch der Traum vom Titel platze bereits in der Vorrunde gegen das Kinderteam „Pride“. Gebildet hatten es Kinderstecherin Lilith Kamin und Kinderpaddler Daniel Kamin. Die Geschwister wurden durch „Kunstgriff“-Mitglieder und Zuschauer effektiv verstärkt. Ein reines Kinderteam konnte in den Sommerferien nicht zusammengestellt werden. Immerhin landete „Pride“ auf den zwar undankbaren, aber dennoch ehrenwerten vierten Platz.
Das Finale bestritten eine wilde, „isländische“ Familie namens „Islenskir Vikingar“ gegen das aus Kommunalpolitikern bestehende Team „Grün hebt ab“. Am Ende sicherten sich die wilden Wikinger der Familie Rech bei ihrer Premiere auf dem Maasgrund den Sieg. Unter lauten Jubelrufen nahmen die martialisch auftretenden Krieger die Pokale und Preise entgegen. Die Paddler Seamus Markusson, Kristóf Vilhjálmsson, Sóley Kristtófsdóttir, Kári Kristófsson und Stecher Kjartan Kristófsson hatten zwar nicht wie ihre Vorbilder mit ihren Schiffen neue Länder entdeckt und besiedelt, dafür aber einen prestigereichen Sieg auf heimischen Terrain errungen.
Die Zweitplatzierten vom Team „Grün hebt ab“ stellten Stecher Ilja Moreth und die vier Paddler mit Ortsvorsteherin Mitte Susanne Herz, Dr. Jens-Peter Hornbogen, Daniel Benes und Hans-Jürgen Klein. Rang drei sicherte sich „Die dunkle Seite der Alm“. Das Team mit Stecher Dirk Uhlig und den Paddlern Ralf Schmidt, Christian Spaich, Markus Krich und Benny Herzog war bereits mehrfach am Start. Anschließen feierten die standfesten und weniger standfesten Teams in ihren originellen Kostümen gemeinsam mit den Kunstgriff-Mitgliedern und Besuchern friedlich miteinander am Ufer des Maasgrundweihers.
Das 19. Oberurseler Fischerstechen ist eine Veranstaltung im Rahmen des Orscheler Sommers. Der findet seit 1985 jährlich statt und ist „der größte Brocken, den unser Verein zu stemmen hat“, sagte der Vorsitzende.