Zukunftsfähige Kläranlage für verantwortungsvolle Bürger

Andreas Holzmann, Bernd Feger und Betriebsleiter Michael Maag vom BSO (v. l.) führen durch die Anlage. Fotos: Niesel-Heinrichs

Oberursel (ow). Zahlreiche Bürger trafen sich vor dem Klärwerk in Weißkirchen, um sich mit der SPD-Ferienfraktion und der SPD-Bürgermeisterkandidatin Antje Runge über den Klärbetrieb der Stadt zu informieren, insbesondere über die erfolgten Modernisierungen und den zukünftigen technischen Bedarf. BSO-Betriebsleiter Michael Maag und Wasserwirtschaftsingenieur Andreas Holzmann sowie Abteilungsleiter Tiefbau Bernd Feger führten durch die Anlage und zeigten der in-teressierten Besuchergruppe den Betrieb der Kläranlage vom Einlauf des Abwassers bis zum Austritt des gereinigten Wassers in den Urselbach. 150 bis 250 Liter pro Sekunde fließen der Anlage als Schmutzwasser zu und verlassen diese nach einer Durchsatzzeit von nur vier Stunden als klares Wasser in Richtung Frankfurt, was die Gruppe in Augenschein nehmen konnte.

Die Kläranlage wirkt zunächst einmal für einen Besucher wie eine Großbaustelle, denn sie ist mittlerweile in die Jahre gekommen und wird Zug um Zug saniert und ausgebaut, damit sie auch in Zukunft die strengen gesetzlichen Auflagen erfüllen kann. So konnten sich die Besucher etwa davon überzeugen, dass die Betonsanierung der Überlaufbecken keinen Aufschub mehr duldet. Ausbauarbeiten an der Kläranlage seien auch notwendig, erklärte Maag, da die Kapazitätsgrenze wegen des Wachstums von Oberursel und der Stark-regenereignisse etwas erhöht werden müsse. Die Anlage ist derzeit auf 75 000 Einwohnerwerte (Messzahl für Haushalte und Gewerbe) ausgelegt. In den vergangenen Jahren seien bereits zwölf Millionen Euro in die Anlage investiert worden, so sei etwa der alte Sandfang erneuert worden, führte Maag aus. Bis 2023 sei eine weitere Phosphatreduzierung vorgesehen, denn die Vorgaben des Gesetzgebers seien verschärft worden. In weiterer Zukunft müsse man die vierte Reinigungsstufe in Angriff nehmen, mit der Antibiotika-Rückständen, multiresistenten Keimen und Mikroplastik der Garaus gemacht werden soll. Hierzu fehlten aber noch die gesetzlichen Vorgaben. Mit dem geplanten Bau der Filtration könne allerdings, so Maag, schon die vierte Reinigungsstufe vorbereitet werden, wodurch sich spätere Investitionen reduzieren ließen.

Das Abwasser aller Haushalte Oberursels wird zunächst in die Kläranlage eingeleitet. Fällt zu viel Abwasser an, wird es in Überlaufbecken zwischengespeichert. Im zweiten Schritt werden in einem Grobabscheider, einem überdimensionierten „Rechen“, alle groben Teile aus dem Schmutzwasser abgesammelt. Dem Vorklärbecken schließen sich die Denitrifikations- und Nitrifikationsbecken an. In dieser biologischen Klärstufe werden dem Abwasser in mehreren Durchläufen Bakterienkulturen und Sauerstoff zugeführt. Mittels der neuen Fällmittelstation wird der Phosphatgehalt häufig bereits auf den aktuell guten Wert von 0,3 bis 0,4 Milligramm pro Liter reduziert, bevor das so geklärte Wasser ins Nachklärbecken und von dort in den Urselbach gelangt. Die Qualität des Wassers wird dabei ständig durch die Entnahme von Proben überprüft. In Zukunft soll der Phosphatgehalt durchgängig auf den strengen Grenzwert von 0,2 Milligramm pro Liter gesenkt werden, der gewässerbezogen ermittelt wird, wie Stadtverordnete Jutta Niesel-Heinrichs erfragte. Deshalb muss in einem aufwändigen Bauvorhaben bis 2023 eine weitere Filtrationsanlage speziell für die Phosphatreduzierung in die Kläranlage integriert werden. Auch die Belastung des Abwassers durch Schwermetalle wie Kupfer und Zink soll durch diese Anlage reduziert werden.

Beim Klärablauf entstehen Schlammrückstände, die in Faultürmen eingelagert werden. Dort entsteht Methangas, das in ein Blockheizkraftwerk auf dem Gelände eingespeist wird. Dadurch können bis zu zwei Drittel der in der Kläranlage verbrauchten Energie selbst produziert werden. Der übriggebliebene getrocknete Schlamm wird abtransportiert und verbrannt.

Nicht alles darf in den Kanal

Der Besuchergruppe war nach dem 90-minütigen Rundgang sehr klar, dass eine geringere Gewässerbelastung nur durch gut funktionierende Kläranlagen erreicht werden kann. In den Worten von Bürgermeisterkandidatin Antje Runge: „Eine moderne Kläranlage ist wichtig für unsere Stadt. Ihre Leistungsfähigkeit muss eine zukünftige Entwicklung von Gewerbe und Wohnraum ermöglichen und zugleich den steigenden Umweltschutzanforderungen gerecht werden. Aber auch wir Oberurseler können etwas tun, indem wir darauf achten, was wir in unsere Kanalisation abführen. Abwässer enthalten immer mehr Rückstände, die in der Anlage zu kostenaufwendigen Reinigungsprozessen führen. Hier kann auch eine Aufklärungskampagne des BSO helfen.“

Wenn jeder Einzelne sich verantwortlich verhalte, könnten vielleicht auch die Kosten für die Nachrüstungen, die über Gebühren abgerechnet werden müssen, im Rahmen gehalten werden, hofft SPD-Fraktionschef Wolfgang Burchard.

Weitere Artikelbilder



X