Zwei Bands und fünf Stunden Musik zwischen den Jahren

Zwischen den vielen Musikstücken ist noch kurz Zeit für ein gemeinsames Gruppenbild hinter der Bühne (v. l.): Ingo Stern, Manni Kowalski, Klaus Thaler, Trude Blume, Roy Hammer, Mika Kowalski, Heiko Elger, Sebastian Albert, Sebastian Altzweig und Felix Rogge.Foto: gt

Oberursel (gt). Das gab es noch nie. Ein Konzert mit „Roy Hammer und den Pralinées“ zusammen mit der Band „Pfund“, aber genau diese beiden Bands traten zwischen den Jahren am gleichen Abend in der Burgwiesenhalle in Bommersheim auf. Die 700 Karten für das Konzert waren bereits Wochen vorher ausverkauft. In der Halle war vor der eigentlichen Bühne noch ein komplettes Gerüst aufgebaut, an dem mehrere Lautsprecher hingen. Dazu kamen noch drei große Lautsprecher auf dem Boden, die die Musiker von Zeit zu Zeit als Podest benutzten. Sogar die Papierhandtuchspender in den Toiletten waren mit „Pfund“-Branding beklebt.

Doch eine Woche vor dem Konzert gab es eine Hiobsbotschaft: „Pfund“-Sänger Markus Philipp war unverschuldet von einer Stichflamme getroffen worden, wodurch Sakko und Pullover in Brand geraten waren. Er erlitt schwere Verbrennungen an Bauch, Hals, Händen und Gesicht. So konnte er nicht als Frontmann auf die Bühne, sondern wurde von Backgroundsänger Heiko Elger vertreten.

Auch bei Roy Hammer gab es eine Änderung: Sein Gitarrist Billy Lasagno war erkrankt und wurde durch Ingo Stern ersetzt, der am Konzerttag extra aus Hamburg anreiste. Bereits im Juni war er für Lasagno bei einem Konzert in Fechenheim eingesprungen.

Als die Uhr langsam auf 20 Uhr zuging, füllte sich der Saal. Einige Fans waren sogar in farbenfrohen 70er-Jahre-Klamotten gekommen, andere waren ganz in „Pfund“-typischem Schwarz gekleidet. Mit rund 15 Minuten Verspätung ertönte die Titelmelodie der Fernsehserie „Dallas“ und die Pralinées betraten die Bühne, gefolgt von Roy Hammer selbst. Gleich zu Beginn wurde versprochen, dass „wir zu den Klängen von „Is This The Way To Amarillo“ eine „Hammer Party“ haben würden“. Beim Refrain konnte das Publikum ohne Begleitung mitsingen und am Ende ging es nahtlos weiter mit „Eins kann mir keiner“.

Nun betrat Trude Blume die Bühne und spätestens jetzt war mit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ Stimmung im Saal. Roy begleitete sie auf dem Tamburin. Weiter ging es mit „Tornero“ und dann sangen Roy und Trude im Duett „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“, sogar mit einer Tanzeinlage.

Etwas ruhiger wurde es bei „Kleine Taschenlampe brenn“ und bei vielen Handys trug die Taschenlampenfunktion zur Stimmung bei. Nach „1001 Nacht“ verließ Trude die Bühne und Roy sang mit seiner Pralinées ein Medley aus Hits der Neuen Deutschen Welle. Das begeisterte Publikum sang dabei kräftig mit. Etwas verwirrend war die Mischung aus „Über den Wolken“ und „Walking on Sunshine“, bevor das Eintracht-Frankfurt-Medley in die Pause führte.

Nach der Pause begab sich der Saxophonist Mika Kowalski zur Einleitung des Liedes „Café Oriental“ ins Publikum, zurück auf die Bühne ging es mit „Ohne Dich“ von der Münchener Freiheit und „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, bevor auch Trude Blume wieder auf die Bühne zurückkehrte. Die Band legte noch einen Gang zu und der Saal bebte bei „Was wollen wir trinken“ und dem nächsten NDW-Medley. In einem weiteren Medley trafen Hits von Helene Fischer auf Ragga, gefolgt von einem Medley mit Hits von Marianne Rosenberg.

Gastgitarrist Ingo Stern durfte bei „Lass uns geh’n“ sein Gesangstalent unter Beweis stellen und auch Schlagzeuger Manni Kowalski konnte bei diesem Song mit einem Solo überzeugen. Mit „99 Luftballons“ war die Zeit für Roy Hammer fast abgelaufen und auch hier sang das Publikum mit Trude Blume kräftig mit.

Es folgte eine Umbaupause, in der nicht nur die Band wechselte, sondern gewissermaßen auch das Publikum, denn nun kamen die Rockfans nach vorne. Mit „Crazy“ wurde es plötzlich laut in der Halle, als „Pfund“ mit ihrem langen Set begann, gefolgt von „Castle on the Hill“ und „Kryptonite“. Nach „All Star“, auch bekannt als die Titelmelodie des Films „Shrek“, wurde eine aufgezeichnete Botschaft vom verletzten Sänger Markus Philipp eingespielt, in der er sein Comeback-Konzert am 22. März im Gambrinus in Bad Homburg ankündigte.

Mit „Ein Kompliment“ wurde der Saal dann noch einmal ordentlich gerockt, bevor „Pfund“ mit „Time to Wonder“ zeigte, dass sie auch sanftere Töne im Repertoire haben. Heiko Elger wagte sich sogar an das Lied „Entre dos Tierras“ in Spanisch. Ein Hit jagte den nächsten, bis sich Roadie Tobi plötzlich eine Trommel schnappte und sie mitten ins Publikum stellte. Die Bandmitglieder folgten und Bassist Sebastian Albert sang dort „Free Fallin’“. Anschließend wurde „The Power of Love“ unplugged gesungen, die Band wurde dabei nur von weißen Scheinwerfern angestrahlt, während der Rest des Saals von der Bühne aus blau beleuchtet wurde.

Nun stieg Gitarrist Felix Rogge auf Tobis Schultern und wurde durch die Halle getragen, während er dort „Angels“ von Robbie Williams spielte. Schnell ging es danach zurück auf die Bühne für „Song 2“ von Blur, gefolgt von einer ganzen Reihe von Hits, darunter „All the Small Things“, bekannt aus dem Film „Drei Engel für Charlie“.

Ab Mitternacht leerte sich der Saal etwas, aber die Fans, die bis zum Schluss ausharrten, wurden mit Songs von Linkin Park, Cyndi Lauper, Green Day, Rage Against the Machine und sogar den Ärzten belohnt. Als die letzten Takte von „Sex on Fire“ gespielt wurden, war es ein Uhr. „Pfund“ hatte ohne Pause 26 Hits in rund zweieinhalb Stunden gespielt. Aber damit war immer noch nicht genug, denn es folgten noch drei Zugaben. Nach fünf Stunden Musik, zwei Bands und sage und schreibe 50 Hits waren die Fans glücklich über diesen tollen Abend und machten sich in den frühen Morgenstunden des Freitags auf den Heimweg durch Bommersheim.

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