Oberursel (HB). Die Kinder standen im Flur der Kita parat. Die Karawane war fertig für den Zug in die Manege. Erwin und Freunde packten auf der Wiese neben dem Pfarrheim gerade ihre Musikinstrumente ein, da prasselte der Regen aus einer schwarzen Wand, die sich über dem Sonnenhof aufbaute. Es bedurfte einiger Stoßgebete, um das Fronleichnamsfest bei St. Sebastian wieder in die Spur zu bringen.
Dabei hatte der Morgen dieses katholischen Feiertags denkwürdig begonnen. An der Prozession, die sich nach alter Tradition dem Gottesdienst anschließt, nahmen zum ersten Mal Brunnenkönigin und Brunnenmeister teil. Pia und Matthias sind waschechte Stierstädter, ihre Hoheit ist in den 1990er-Jahren sogar in den Kindergarten von St. Sebastian gegangen. Nun schaute sie der neuen Generation zu, den Drei- bis Sechsjährigen, die in blauem Plüsch, gelben Kappen und roten Hemden im Kreis tanzten, während die Gemeinde rundum Spalier stand und auf Pastoralreferentin Elke Peglow blickte, bis diese geweihtes Wasser in die Menge spritzte, aber vor allem das brandneue Logo der Kita segnete. Einst, das wünscht sich Pia, soll es wieder eine Brunnenkönigin geben, die in St. Sebastian betreut wurde.
Vieles war wie immer bei diesem traditionellen Höhepunkt im Gemeindekalender. Es wurde Kuchen kredenzt, Grillwürste wurden gebruzzelt, und am Flohmarktstand wurde Hausrat wie eine goldene Gießkanne erworben. Aber es gab auch eine Premiere. Nach einem langen Vorlauf, nach zahlreichen Beratungen präsentierten Kita-Leiterin Andrea Tiemann und ihr Team den Drachen als Logo von St. Sebastian. Das Markenzeichen ist kein feuerspeichendes Ungeheuer, sondern ein Flugobjekt aus Papier, passenderweise von einem weißen Kreuz gevierteilt. Die Kinder haben ihn schon richtig lieb und nach Herzenslust bemalt – im Herbst werden sie ihn im Stierstädter Feld steigen lassen.
Mit dem Drachen zieht der Slogan „Klein starten – groß fliegen“ in die von 61 Kindern besuchte Einrichtung. Auf einem Merkblatt wird er als Symbol für „frei sein mit Gott“ beschrieben. Der Sympathieträger hat Einzug in alle Kinderzimmer der Kita-Gemeinde gehalten, und er schmückt mit seiner blauen Schnur ein Informationsblatt, mit dem die Eltern auf das Fronleichnamsfest eingestimmt und um Mitarbeit gebeten wurden. Die Anregung fiel auf fruchtbaren Boden, denn ob beim Flieger-Basteln, Bauchschaukeln, beim Katapultspiel oder beim Hindernislauf, überall brachten sich Eltern ein.
Ein Hauptdarstellter musste freilich wegen eines Krankheitsfalls in der Familie passen. Seine beiden Auftritte, bei denen er die Kinder mit Zauberkunststücken verblüffen wollte, fielen aus, werden aber demnächst nachgeholt. Im kommenden Jahr soll das nächste Kapitel in der Kita-Geschichte aufgeschlagen werden. Dann feiert Andrea Tiemann ihr 40-jähriges Berufsjubiläum bei St. Sebastian. Bis dahin, das hofft sie inständig, wird die offene Stelle im Kita-Team endlich besetzt sein.