69 Leuchttürme weisen im Notfall den richtigen Weg

Hier bekommen Bürger in Notfall-Situationen Hilfe und vor allem gesicherte behördliche Informationen. Darauf verweist das Leuchtturm-Schild, das Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak, Landrat Ulrich Krebs, Wolfgang Reuber und Branddirektor Daniel Guischard (v. l.) gemeinsam vor der Feuerwache Bad Homburg befestigen. Foto: js

Hochtaunus (js). Man muss schon genau hingucken, die Leuchtturm-Schilder sind nicht gerade groß. Stilisierter weißer Leuchtturm auf feuerwehrrotem Grund, davor eine vierköpfige Personengruppe, die klassische Kleinfamilie mit zwei Kindern. Vier weiße Pfeile zeigen auf die Mitte, die Beschriftung ist knapp: „Notfall-Infopunkt“. Angebracht ist das Schild in knapp zweieinhalb Metern Höhe an einem Scheinwerfer-Pfahl am Eingang zur „Feuerwache Bad Homburg“. An allen Feuerwachen im Hochtaunuskreis, in jedem Stadt- und Ortsteil, soll mit dem leuchtenden, markanten 40 mal 60 Zentimeter großen Schild auf deren wichtige Funktion in Katstrophenlagen hingewiesen werden.

Die Feuerwache Bad Homburg an der Dietigheimer Straße ist immer rund um die Uhr besetzt. Sie ist daher der zentrale „Notfallinformationspunkt“ im kreisweiten Netz solcher kurz „NIPs“ genannten Anlaufstellen, die im Falle eines Blackout-Szenarios wichtigste Verteiler behördlicher Informationen sein sollen. Hier laufen alle Fäden der zentralen Einsatzleitung zusammen. Die Feuerwachen in den Ortsteilen werden ebenfalls zu NIPs, im Kreis werden 69 Notfallinformationspunkte Anlaufstellen für die Bevölkerung sein.

In jedem Stadt- und Ortsteil soll es einen NIP geben. „Wir sind damit vorbildhaft für Hessen“, sagte Homburgs Branddirektor Daniel Guischard bei der Übergabe der ersten Schilder für die Kurstadt. Landrat Ulrich Krebs und der „Manager für Sonderlagen des Hochtaunuskreises“, Wolfgang Reuber, hatten sie mitgebracht. Guischard: „Ich mach mit, weil es gut ist.“ Diese Überzeugung eint alle Beteiligten, bei Feuerwehrdezernent und Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak sind schon erste Anfragen anderer Kommunen eingegangen.

Wolfgang Reuber beschäftigt die Energie- und Informationsversorgung in Krisenlagen schon viele Jahre. Stromausfall flächenweit, „Blackout“, Notfallsituationen jeglicher Art. In seinem ersten Berufsleben war er Sachgebietsleiter Katastrophenschutz beim Hochtaunuskreis, heute arbeitet der 71-Jährige für die Feuerwehr, ist Gastdozent in der Bundesakademie Ahrweiler für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung und koordiniert im Hochtaunus das Projekt Notfallinformationspunkte. Daran wird nicht erst seit Beginn des Kriegs in der Ukraine gearbeitet, der allen vor Augen geführt hat, dass eine Resilienz-Strategie entwickelt werden muss, weil die Versorgung mit Energie zu jeder Zeit keineswegs selbstverständlich ist. Krebs: „Die Stromversorgung ist im Katastrophenfall von elementarer Bedeutung. Sie kann Leben retten, deshalb müssen wir gewappnet sein.“

Die Städte und Gemeinden übernehmen die Vorbereitung auf ein solches Szenario zusammen mit dem Katastrophenschutz. Im Ernstfall sind alle NIPs besetzt und verfügen über eine Kommunikationsverbindung zur Einsatzzentrale. „Notfallalarmierungen werden angenommen, bei medizinischen Notfällen werden erste Hilfsmaßnahmen ergriffen“, erläutert Wolfgang Reuber. Krisenkommunikation ist dann entscheidend. Rund 80 Prozent der Feuerwachen im Kreis sind inzwischen mit Netz-ersatzanlagen ausgestattet, nicht aber mit Personal rund um die Uhr. Dafür bekommen die rot-weißen NIP-Schilder ein Zusatzschild mit dem Hinweis „Informations- und Notrufstelle. Nur besetzt bei Ausnahmelagen! Mehr Informationen auch unter: www.hochtaunuskreis.de“ Dort gibt es eine Übersicht mit Adressenangabe, wo genau sich die NIPs im Kreis befinden.

Die Übergabe der ersten Schilder bezeichnete Branddirektor Guischard als „Kick-off“ für eine nachhaltige Werbekampagne in den unterschiedlichsten Medien. Und natürlich bei jedem „Tag der offenen Tür“ der einzelnen Feuerwehren in diesem Jahr. „Ganz wichtig, dass wir auch Kinder und Jugendliche erreichen“, so Guischard, etwa über das Projekt „Feuerwehr in der Schule“. Er denkt dabei an Stadtrallyes zu den verschiedenen NIPs und andere Aktionen. Aber: „Bei allen Vorbereitungen staatlicher Gefahrenabwehr und des Katastrophenschutzes bleibt die Eigenvorsorge und die Selbsthilfe im Notfall unverzichtbar und sollte in Schulen, Betrieben und im Alltag mehr Beachtung finden.“

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