Wenn der „Fire Dragon“ Feuer speit, ist höchste Vorsicht geboten

Hochtaunus (mr). 400 Grad Celsius heiße Flammen speit der „Fire Dragon“ in Kopfhöhe auf die Einsatzkräfte, auf Bauchhöhe sind es dagegen angenehme 200 Grad. In voller Montur, etwa 30 Kilogramm schwer, trainieren bis zu 400 Atemschutzträger eineinhalb Wochen im Brandsimulationscontainer, dem „Fire Dragon“, für den Ernstfall.

Bei völliger Dunkelheit müssen die Feuerwehrleute in den realitätsnahen „Wohnungen“, die in einem blauen und schwarzen Container simuliert werden, vermisste Personen oder Brandursachen finden und entsprechend handeln. Vorher wird die Suchtaktik festgelegt. Mit der linken oder rechten Hand wird der Raum gezielt abgesucht, etwa nach Kindern (Puppen), die sich unter dem Sofa oder im Schrank vor den Flammen verstecken. In einem Einsatz sind meistens schon zehn, maximal 15 Minuten bis zum Eintreffen der Feuerwehrleute vergangen, jede Minute zählt. Bei der Übung werden sie von erfahrenen Kreisausbildern betreut, an diesem Tag von Gerhard Bruder, dem Leiter der Atemschutzausbildung im Hochtaunuskreis.

In einer Nachbesprechung wird der „Einsatz“ dann betrachtet. Der Kreisbrandmeister und Präsident des hessischen Feuerwehrverbands, Norbert Fischer, betont die Wichtigkeit des Übungseinsatzes. „Das Training möglichst realer Einsatzsituationen ist unabdingbar für unsere Einsatzkräfte in den Feuerwehren.“ Brandschutzdezernent und Landrat Ulrich Krebs pflichtet ihm bei. „Das Wichtigste ist, dass die Feuerwehrleute gesund aus dem Einsatz zurückkommen.“ Dafür muss trainiert werden.

„Das Feedback ist durchgehend positiv“, attestiert Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak, nachdem er mit den Einsatzkräften sprechen konnte. Außer dem realitätsnahen Training können die Atemschutzträger sich besser mit ihrem Equipment vertraut machen.

Allerding können im „Fire Dragon“, der vom Land Hessen zur Verfügung gestellt wird, nur etwa ein Drittel der etwa 1200 ausgebildeten Atemschutzträger üben. Um ausgebildeter Atemschutzträger zu werden, müssen die Feuerwehrleute eine praktische und theoretische Prüfung absolvieren, die 27 Stunden in Anspruch nimmt. Im „Fire Dragon“ üben die Einsatzkräfte, die das Privileg haben, einmal in vier Jahren für etwa 20 Minuten. Ein Zustand, den Kreisbrandinspektor Carsten Lauer kritisiert. „Das muss regelmäßig trainiert werden.“ Die Praxiserfahrung sammeln die Feuerwehrleute eher in der Praxis, sagt Lauer. Nach der Ausbildung können die Feuerwehrleute direkt eingesetzt werden, allerdings nur, wenn sie gesundheitlich dazu in der Lage sind und es sich selber zutrauen, so Lauer.

Neues Gefahrenabwehrzentrum

Daniel Guischard, Branddirektor in Bad Homburg, ist aber wie die anderen Feuerwehrleute mit der Politik zufrieden. Es sei nicht schwer, die Kreispolitik von der Wichtigkeit der Ausbildung zu überzeugen. Lauer bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit der Politik gut funktioniert. Um eine gute Ausbildung zu ermöglichen, ist im geplanten Gefahrenabwehrzentrum, einem Neubau der Feuerwehrwache Mitte in Oberursel, ein spezieller Raum vorgesehen, in dem die Atemschutzträger üben können. Die Pläne dafür stellt Oberursels Stadtbrandinspekteur Valentin Reuter vor. Im Idealfall soll dort eine Heißausbildung möglich sein, andernfalls eine Nassausbildung, das heißt ohne Feuer. Damit die verschiedenen Raumbedingungen eines Einsatzes möglichst genau simuliert werden können, sollen die Metallwände verschiebbar sein.

Laut dem Oberurseler Stadtrat und Stadtkämmerer Jens Uhlig wurde der Bauantrag für das Gefahrenabwehrzentrum bereits eingereicht. Die Ausschreibung beginnt im Sommer. Das Ergebnis wird im Herbst erwartet. Danach kann gebaut werden. Die Kosten für die technische Ausstattung im Gefahrenabwehrzentrum betragen eine sechsstellige Summe, so Lauer. Die Betriebskosten für Strom und Gas etwa gehen in den fünfstelligen Bereich. Aufgeteilt auf die 13 Kommunen sei der Preis aber zu stemmen.

Vor Kurzem waren die Bürgermeister aus den Kommunen eingeladen, „Fire Dragon“ und die Pläne für das Gefahrenabwehrzentrum kennenzulernen. Schließlich können die Feuerwehrleute aus den anderen Kommunen die Ausbildungsmöglichkeiten im Gefahrenabwehrzentrum ebenfalls nutzen, wenn die Kapazitäten frei sind und Ausbilder zur Verfügung stehen.

Kreisbrandinspektor Carsten Lauer (2. v. r.) erklärt Bad Homburgs Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak, Oberursels Stadtkämmerer Jens Uhlig, dem Präsidenten des Feuerwehrverbands Hessen, Norbert Fischer (v. l.) und Landrat Ulrich Krebs (r.), was die Atemschutzträger im „Fire Dragon“ erwartet. Foto: mr

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