Hochtaunus (a.ber). „Muslime gegen Rassismus“: Zu diesem Thema sprachen Vertreter der Bad Homburger Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde und der für alle Ahmadiyya-Gemeinden im Hochtaunuskreis zuständige Imam Mohammad Sarfraz Kahn auf einer Pressekonferenz. Die Ahmadiyya hatte dazu ins Vereinshaus Dornholzhausen eingeladen. Die muslimische Gemeinschaft stellte dort auch ihre Informations-Kampagne im Taunus zum friedlichen Miteinander und der Förderung des Diskurses mit Bürgern der Taunus-Orte vor.
Die Ahmadi-Muslime in Hochtaunuskreis haben gemeinsam mit Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland diese Aktion geplant angesichts des weltweiten „tragischen Trends einer neuen Ära des Rassismus und von zunehmendem Hass und Extremismus statt Dialog und Kommunikation“, so heißt es in der Begründung zur Kampagne. In den nächsten Wochen wollen die insgesamt 1500 Ahamdiyya-Mitglieder im Kreis mit Flyern, Plakat-Aktionen und Infoständen darüber aufklären, „dass der Islam den Rassismus verurteilt und für Vielfältigkeit und friedliches Miteinander plädiert“, so Imam Kahn.
Der seit 2021 in Bad Homburg ansässige und für die Ahmadiyya-Gläubigen im Kreis zuständige Imam erläuterte auf der Pressekonferenz die Geschichte der 1889 in Britisch-Indien entstandenen Glaubensgemeinschaft, die sich selbst als Reformbewegung des Islam versteht; in Hessen ist Ahmadiyya Muslim Jamaat im Jahr 2013 als erste muslimische Gemeinde in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt und damit den Kirchen rechtlich gleichgestellt worden. Ihr Gründer, Mirza Ghulam Ahmad, habe den Anspruch erhoben, der Prophet der Endzeit zu sein, die Wiedergeburt von Jesus Christus; weltweit würden die Ahmadiyya-Muslime von den übrigen Muslimen deshalb nicht anerkannt und verfolgt.
Die Ahmadiyya stehe für „Barmherzigkeit, Liebe für alle und gegen Hass, die Gleichwertigkeit von Mann und Frau und ist gegen Zwang in der Religion“, sagte Mohammad Sarfraz Kahn. Auch die Leitung der weltweit mehr als zehn Millionen Mitglieder beanspruche keine politische, sondern eine rein spirituelle Führung zu sein, so der Imam. Im Jahr 2023 begehe Ahmadiyya Deutschland das 100-jährige Bestehen, es gebe 50 000 Mitglieder, 70 Gebetszentren – so in Bad Homburg im Niederstedter Weg – und 50 eigene Moscheen, darunter eine in Usingen. Gemeinsam mit dem Gemeindevorsitzenden der Bad Homburger Ahmadiyya, Tanveer Ahmad Awan, dem Vorsitzenden der dortigen Jugendorganisation, Adeel Ahmad Awan, und dem für die Herrenorganisation der Gemeinde zuständigen Azhar Zarif stellte der Imam Tätigkeiten und Beziehungen der Ahmadiyya vor. „Wir gehören zu Deutschland und wollen den Dialog mit unseren Mitmenschen hier und deren Wissen über Islam fördern“, so der Tenor. Gemeinsam mit der Stadt Bad Homburg und anderen Kommunen habe man in der Vergangenheit Baumpflanz-Aktionen als Zeichen für Zusammenhalt durchgeführt, nehme an Friedensgebeten teil und pflege einen guten Umgang mit christlichen Kirchengemeinden im Kreis. Auch das seit Jahren am frühen Neujahrsmorgen stattfindende „Kehren der Louisenstraße“ nach der Silvesternacht, das die hier ansässige Ahmadiyya-Gemeinde mit Unterstützung des Bauhofs durchführt, wird als Zeichen eines guten, friedlichen Miteinanders gepflegt. Die eigenen Sprachförderungs- und Integrationsangebote, die Ahmadiyya allen muslimischen Flüchtlingen im Kreis anbiete, würden aber nur von Einwanderern der Ahmadiyya-Gemeinschaft wahrgenommen. Mit anderen muslimischen Verbänden am Ort habe man so gut wie keinen Kontakt: „Wir Ahmadiyya haben aus Interesse den Kontakt zur Ditib gesucht, aber Ditib will keinen Kontakt“, so das Fazit von Imam Kahn.
Man nehme auch nicht an pro-palästinensischen Demonstrationen teil. „Wir als spirituelle islamische Gemeinschaft haben keine Möglichkeit, Einfluss auf andere Muslime hier zu nehmen, unsere Kritik an deren Hass wird von ihnen nicht ernst genommen. Wir denken, was die Hamas gemacht hat, ist definitiv falsch, aber auch die andere Seite macht es falsch. Wir können auch nicht einschätzen, wer von den in Deutschland lebenden Muslimen doch friedfertig denkt und wer sich radikalisiert“, so der Imam.
Die jetzige Situation der Polarisierung sei ein Grund für die Info-Kampagne. „Was wir da derzeit von Muslimen sehen, ist nichts, was der islamischen Lehre entspricht.“ Sie selbst, in Deutschland geboren und aufgewachsen, seien in der Gesellschaft hier angekommen, so Adeel Ahmad Awan, der Qualitätsmanager eines Unternehmens in Bad Homburg ist, und sein Bruder Tanveer Ahamd Awan, der ein Taxiunternehmen führt. „Für unsere Kinder und Familien sind das Laternenfest und das Thai-Festival Highlights unserer Heimat Bad Homburg.“