Hochtaunus (js). Er war der Spiritus rector, die treibende Kraft auf dem Weg der Entwicklung des Saalburgpreises als höchste Ehrung, die der Hochtaunuskreis alljährlich verleiht, die er an Menschen vergibt, die sich in besonderer Weise um die Geschichts- und Heimatpflege verdient gemacht haben. Höchstes Lob und Ehre, die mit keinem Preisgeld verbunden ist, aber Anerkennung für Geleistetes mit tiefer Verneigung vor dem Geehrten. Als Landrat stand Jürgen Banzer (CDU) in den 90er-Jahren als Frontmann für die Idee, erstmals wurde der Preis im August 1992 von Jürgen Banzer an den Lokalhistoriker und Namensforscher Reinhard Michel aus Oberursel vergeben.
Nun war es der Oberurseler „Gestalter, Macher und Einmischer“ Jürgen Banzer selbst, der den Preis erhielt, als 33. Preisträger wird er in dessen Geschichte eingehen. Kurz nach seinem 70. Geburtstag, ein ganz besonderes Geschenk, dezente Ehrennadel mit Saalburg-Motiv und Urkunde. Das Bild vom Kreis, der sich schließt, wurde bei der Ehrung im fest-lichen Rahmen mit illustren Gästen in der „Fabrica“ des Römermuseums Saalburg fast folgerichtig mehrfach bemüht, aber stets mit Bedacht und nicht mit dem Zusatz vom Ende, der oft dabei verwendet wird. Weil sich der Kreis keineswegs schließe und der Motor der Motivation in Jürgen Banzer mit Herzblut weiterlaufe, wenn auch mit weniger Schlagzahl und gegenüber früheren Tagen in eingeschränktem Betätigungsfeld.
Banzers Parteifreund Ministerpräsident Boris Rhein weiß das, als Laudator würdigte er den Ausgezeichneten als einen „besonderen Menschen“, der viel für das Land und in seinem Landkreis getan habe und nicht den Eindruck mache, als wolle er damit so schnell aufhören. Eben ein „Einmischer, Gestalter, Macher“ und halt „keiner, der ruht oder rastet, da Gestalten mit geballter Kraft und enormem Engagement sein Elexier ist“. „Banzer sei einer, der sich einsetzt für die Heimat. Für den Taunus, in dem der gebürtige Würzburger seine wahre Heimat gefunden hat. Heimat sei Geborgenheit, Vertrauen, sozialer Bezugsraum,“ so Rhein. „Wer seine Heimat nicht liebt, kann nicht offen sein für Neues.“
Nach Studium an der Uni Frankfurt und der Hochschule St. Georgen erhielt Jürgen Banzer die Zulassung als Rechtsanwalt, mischte schon früh in der Politik mit. Von 1991 bis 2005 war er Landrat des Hochtaunuskreises, danach bis 2010 Staatsminister in Wiesbaden und bis 2024 Mitglied des Landtages. Beim Saalburgpreis aber geht es um andere Werte als bei der politischen Karriere. Das hoben Rhein und Banzers Amtsnachfolger als Landrat, Ulrich Krebs (CDU) hervor. So wurde in Banzers Zeit das Kreisarchiv des Hochtaunuskreises gegründet. Pionierarbeit, es war erst das zweite Kreisarchiv in Hessen. Heute gelte es als Kompetenzzentrum für Orts- und Regionalgeschichte und habe sich zum „Rückgrat der lokalen Heimatpflege entwickelt“. Gründungsvorsitzender des Fördervereins Kreisarchiv war Banzer von 1991 bis 2007. Mit dem Jahrbuch des Hochtaunuskreises wurde eine wichtige Plattform geschaffen, um die Ergebnisse heimatgeschichtlicher Forschung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine andere Plattform dafür sei der Hessenpark, auch hier war Banzer lange Vorsitzender des Fördervereins mit über 11 000 Mitgliedern. Präsident des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus im Ehrenamt ist er noch immer.
Der Saalburg-Förderpreis geht in diesem Jahr an die junge Historikerin Chiara Siebert, ein Taunus-Kind, das in Bad Soden geboren wurde, in Königstein aufgewachsen ist und heute nach Studium in Bamberg und Gießen in Oberursel lebt. Ihr Engagement und ihre Arbeit seien ein wahrer „Glücksfall“ für die lokalhistorische Forschung, sagte Laudator Gregor Maier, Fachbereichsleiter Kultur beim Kreis. Mit einem Praktikum bei Gregor Maier vor fünf Jahren habe alles angefangen, verriet Chiara Siebert in ihren Dankesworten. Für Maier ein mehrfacher Glücksfall gar, denn die junge Historikerin behandelt ihr akribisch bearbeitetes Thema in einer sehr gut bewerteten universitären Master-Arbeit und rückt sie damit in einen besonderen Bereich. Sie behandelt ein neues Thema und es geht dabei um sexuelle Gewalt und Kindesmissbrauch durch einen „Schulmeister“ im Homburg des ausgehenden 16. Jahrhunderts, also aus der Zeit vor der Landgrafschaft, die lokalhistorisch bisher kaum erforscht ist.