Lärmpause: Alle vier Wochen für Motorräder gesperrt

Hochtaunus (how). Der Große Feldberg ist bei Motorradfahrern ein beliebtes Ausflugsziel. Doch so schön die kurvenreichen Straßen dorthin sind, so belastend sind sie mitunter für die Anwohner und die Natur. Seit Jahren gibt es Beschwerden über Raserei und Lärm. 2019 wurde eine Versuchssperrung der Feldbergzufahrten im Frühjahr und Herbst für jeweils zehn Tage durchgeführt. Für die Auswertung des Verkehrsversuchs beauftragte der Hochtaunuskreis die ivm GmbH (Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt Rhein Main).

Im Zeitraum vom 11. bis zum 19. Mai 2019 und vom 7. bis zum 15. September 2019 wurden im Rahmen des Verkehrsversuchs ausgewählte Streckenabschnitte zur östlichen Zufahrt zum Feldberg für Motorradfahrer gesperrt. Die Sperrung wurde als Verkehrsversuch durchgeführt, mit dem Ziel, zu testen, ob und in welchem Rahmen durch die Sperrung von Strecken, die Belastungen und Auswirkungen, die insbesondere in der Motorradsaison an den Wochenenden und Feiertagen durch die Motorradverkehre auftreten, im Feldberggebiet reduziert werden können.

Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr und Heike Mühlhans, Geschäftsführerin der ivm GmbH, stellten jetzt die Auswertung zum Verkehrsversuch „Motorradsperrung am Feldberg“ vor. Von den Kommunen nahmen gemeinsam mit Schmittens Bürgermeisterin Julia Krügers, Glashüttens Bürgermeister Thomas Ciesielski und Oberursels Erster Stadtrat Christof Fink an den Gesprächen mit den Interessenvertretungen teil. Martin Heinig vom TÜV Hessen, der den Verkehrsversuch mit Geräuschmessungen begleitet hat, Erster Polizeihauptkommissar Thomas Dietrich von der Polizeidirektion Hochtaunus sowie Peter Riegel, stellvertretender Fachbereichsleiter Ordnungs-, Straßenangelegenheiten und Verwaltungsservice, standen als fachliche Ansprechpartner zur Verfügung.

Die Auswertung des Verkehrsversuchs hat ergeben, dass an den Tagen mit Sperrung eine deutliche Reduzierung des Motorradaufkommens auf den gesperrten Streckenabschnitten erzielt wurde. Entlastungen durch die Sperrung ergaben sich insbesondere für die Schmittener Ortsteile Oberreifenberg, Hegewiese und Arnoldshain.

Jedoch haben die Sperrungen nicht grundsätzlich zu einer signifikanten Reduktion des Motorradaufkommens in der Feldbergregion geführt. Der Motorradverkehr hat sich auf die nicht gesperrten Zufahrtsstrecken zum Feldbergplateau über das Rote Kreuz verlagert. Das führte sogar zu einer Erhöhung der Anzahl der Motorradfahrten an den Tagen mit Sperrungen. Der Verkehrsversuch hat ergeben, dass die Anzahl der Motorradfahrten über den Tag nicht gleich verteilt ist, sondern im Tagesverlauf Belastungsspitzen mit bis zu 120 bis 140 Motorradfahrten in der Stunde aufweist. Die Unfallzahlen zeigen keinen Rückgang an Unfällen im Feldberggebiet und auch keine wesentliche Veränderung des Unfallgeschehens bei den Motorrädern zwischen 2019 und den Vorjahren (ohne Sperrung). Dies gilt auch für die Ausweichstrecken.

Hörbare Veränderung

In Bezug auf die Minderung der Lärmemissionen liefert das TÜV-Gutachten anhand durchgeführter Messungen an ausgewählten Punkten Hinweise darauf, wie sich eine verminderte Anzahl an Motorrädern auf die Geräuschemissionen auswirkt. Die Pegel nehmen bei einer Streckensperrung für Motorräder an den Messpunkten rechnerisch um 1,8 dB (A) bis 4,3 dB (A) ab. Die im Gutachten real gemessenen Differenzen in den Messungen am Ort liegen in Bereichen zwischen 5,6 und 12,8 dB (A). Eine Differenz von 3 dB (A) entspricht einer hörbaren Veränderung. Eine Reduktion von 10 dB (A) entspricht einer Halbierung der Lautstärke. Die im Rahmen des Verkehrsversuchs ermittelten Effekte reichen aus verkehrsrechtlicher Sicht nicht aus, um eine dauerhafte Sperrung der Strecken oder des gesamten Feldberggebietes für Motorräder begründen zu können.

Um dem Lärmproblem zu begegnen und dem Ruhebedürfnis der Anwohner und der Erholungssuchenden Rechnung tragen zu können, wurde seitens der ivm GmbH empfohlen und gemeinsam mit den betroffenen Kommunen abgestimmt, im Sinne einer „Lärmpause“ im Sommerhalbjahr an ausgewählten Wochenenden eine temporäre Sperrung der Zufahrt im Feldberggebiet umzusetzen. So bleibt mit der Sperrung der bereits im Verkehrsversuch gesperrten Strecken das Feldberggebiet und vor allem das Feldbergplateau auch für Motorradfahrer grundsätzlich erreichbar, allerdings nur auf den alternativen Routen. Damit die Maßnahmen die gewünschten Wirkungen entfalten, sind Kontrollen zur Einhaltung des Fahrverbotes für Motorräder an den gesperrten Strecken erforderlich.

Der Hochtaunuskreis folgt der Empfehlung und wird von April bis Oktober eine Streckensperrung immer am zweiten Wochenende eines Monats durchführen. An „langen Wochenenden“, wenn ein Feiertag auf einen Montag oder einen Freitag des Sperrwochenendes fällt, wird die Lärmpause auf den Feiertag ausgeweitet. Für die von der Verlagerung betroffenen Gebiete Niederreifenberg und Königstein entlang der B8 wird die Umsetzung von erweiterten Geschwindigkeitsbegrenzungen über die Ortsgrenzen hinausgeprüft, die dafür Sorge tragen, dass die Lärmbelastungen durch Beschleunigungsvorgänge am Ortsausgang in nicht bewohnte/bebaute Gebiete verlagert werden.



X