Aus dem Rettungswagen online zum Notarzt

Notfallsanitäter Steffen Spiske vom Arbeiter-Samariter-Bund bei der Übertragung des Patientenbildes aus dem Einsatz heraus. Fotos: MTK

Digitalisierung im Dienst der Gesundheit: Main-Taunus- und Hochtaunuskreis starten neues Kommunikationssystem im Rettungsdienst

Hochtaunuskreis (kb) – Mit einem digitalen Kommunikationssystem wollen der Main-Taunus- und der Hochtaunuskreis ihre Einsätze im Rettungsdienst weiterentwickeln. Wie die Landräte Michael Cyriax (Main-Taunus) und Ulrich Krebs (Hochtaunus) erläutern, können Rettungssanitäter aus dem Einsatz heraus Notärzte per Videokonferenz zuschalten und mit ihnen Daten austauschen. Das soll für eine bestmögliche Diagnose und Patientenversorgung sichern. Vorgestellt wurde der „Ambulance Video Assistant“ (AVA) im Notfallzentrum Eschborn (Main-Taunus-Kreis); mit dabei waren Fachleute der Notärzte, der Rettungsdienste, der Entwicklerfirma FTI und der Taunus- Sparkasse als finanziellem Unterstützer. Mit dem Video-Assistenten sollen die Rettungskräfte eine noch bessere Möglichkeit erhalten, an jedem Einsatzort eine schnelle und effektive Erstversorgung zu gewährleisten.

Den Angaben zufolge ist das System in einem ersten Schritt jeweils in einem Rettungswagen des Main-Taunus- und des Hochtaunuskreises eingebaut. Einsatzkräfte werden derzeit noch geschult und letzte Details geklärt. Wenn das System dann im laufenden Betrieb erprobt und bewertet wird, sollen weitere Schritte geplant werden – auch unter Berücksichtigung von Entwicklungen des Landes, das ebenfalls die Digitalisierung im Rettungswesen vorantreiben will. „Wir setzen digitale Technik ein, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger weiter zu verbessern“, fasst Cyriax zusammen.

Um das Angebot zu entwickeln, seien notärztliche und rettungsdienstliche Fachkräfte aus beiden Landkreisen beteiligt worden: „Das ist ein System von Praktikern für Praktiker zum Wohl der Patienten.“ „Die Bedienung des Geräts ist einfach und intuitiv, so dass Helferinnen und Helfer im Notfall schnell und sicher agieren können“, erläutert Krebs. „Das Engagement und die Expertise von FTI und dem Unternehmensverbund Peiker bei der Entwicklung des Video-Assistenten haben uns sehr geholfen.“ Diese Zusammenarbeit zwischen beiden Landkreisen könne auch für andere Regionen als Beispiel dienen. „Der AVA ist ein wichtiges Projekt für die Bürgerinnen und Bürger, für Rettungskräfte und Notärzte“, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende der Taunus Sparkasse, Oliver Klink. „Dank der Technik können die Rettungskräfte Patienten in Not schneller helfen und Menschenleben retten. Gleichzeitig werden die Notärzte entlastet. Das unterstützen wir als Taunus Sparkasse gerne.“ Wie die für den Rettungsdienst zuständigen Ärztlichen Leiter Jörg Blau (Main-Taunus) und Professor Volker Lischke (Hochtaunus) erläutern, können mit dem System am Einsatzort virtuell Experten wie niedergelassene oder Krankenhausärzte, aber beispielsweise auch Hebammen, hinzugezogen werden. In Echtzeit werden Daten zum Einsatz und zum Zustand des Patienten übermittelt, etwa Blutdruck und Herzfrequenz.

Dieses Verfahren soll vermeiden, dass Notärzte unnötigerweise zum Einsatzort nachgefordert werden müssen. Gleichzeitig sollen die Patienten frühzeitig entsprechend der medizinischen Leitlinien versorgt und an die geeignete Zielklinik zugewiesen werden. In besonderen Fällen kann der zugeschaltete Telenotarzt auch bei lebensbedrohlichen Situationen das Einsatzpersonal bis zum Eintreffen des Notarztes unterstützen; er kann auch Maßnahmen veranlassen, die das rettungsdienstliche Fachpersonal (also etwa Rettungssanitäter und -sanitäterinnen normalerweise nicht durchführen würden.

AVA basiert auf einer Cloud und wurde von FTI entwickelt, die zum Unternehmensverbund „Unternehmen der Familie Peiker“ gehört. Zugeschaltet wird der Telenotarzt per Video-Livestream über ein Smartphone oder ein Notebook. Um die Verbindungen sicherzustellen, sind im Rettungswagen Hochleistungsrouter installiert. Weiterhin kann der Notarzt über eine Kamera die Lage am Einsatzort oder im Rettungswagen beim Transport verfolgen, wenn das medizinisch nötig ist. Bei alledem ist es nach Angaben der Entwicklerfirma unwichtig, ob der Arzt im jeweiligen Kreis sitzt oder außerhalb: „Mit AVA werden zeitliche und ortsabhängige Grenzen aufgelöst und neue Wege der Zusammenarbeit ermöglicht“, erläutert Andreas Peiker, CEO des Leitunternehmens peiker Holding im Verbund „Unternehmen der Familie Peiker“ mit Sitz in Bad Homburg.

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