Ein Silberstreif am Horizont für die Rettung des Tierheims

Die Leiterin des Tierheims Hochtaunus, Nicole Werner, hofft vor dem desolaten Hauptgebäude zusammen mit einem vierbeinigen Schützling auf die Rettung. Foto: Tierheim Hochtaunus

Hochtaunus (gt). Einige Gebäude des Tierheims Hochtaunus am Rande von Oberursel im Forsthausweg sind einige Gebäude in so einem schlechten Zustand, dass nur ein Neubau Sinn macht. So ist zumindest die Meinung von Leiterin Nicole Werner.

Das Hauptgebäude des Tierheims, das unter der Trägerschaft des Verein des Tierheim Hochtaunus steht, wurde 1964 gebaut. In den Decken sind Styroporplatten vorhanden, eine Dämmung fehlt. Aber auch in den Hunde- und Kleintierbereichen gibt es Probleme. Schimmel wurde bereits beseitigt und anschließend wurde darüber gestrichen, aber in der Waschküche ist Schwarzschimmel immer noch vorhanden. Im Behandlungsbereich, der eigentlich steril sein soll, kommen Gerüche aus dem Abwasserkanal. Platzmangel gibt es auch, für den Zugang von neuen Tieren reicht der Platz nicht aus.

Durch Stromschläge fiel vor Kurzem die Telefonanlage aus. Eine neue Anlage musste her, und zum Glück wurden die Tierarztkosten im April durch die Crowdfunding-Aktion der Stadtwerke gedeckt. So war noch etwas Geld im Budget für die neue Anlage übrig. Stromschwankungen gibt es allerdings immer noch, sie werden gerade von der Süwag untersucht. Die Tierheim-Mitarbeiter kommen den Anrufen nicht hinterher, denn coronabedingt sind maximal drei oder vier Personen am Tag im Haus, davon eine Person in der Verwaltung. Ehrenamtliche Mitarbeiter dürfen höchstens als Gassigeher die Tiere am Tor abholen.

Ein Neubau ist teuer. Laut Nicole Werner fehlen 700 000 Euro. Sie ist im Gespräch mit dem Hochtaunuskreis und mit der Stadt Oberursel. Der Innenausbau könnte mit ehrenamtlichen Helfern angegangen werden, aber davor braucht man erst ein Gebäude.

Als die Zustände im Tierheim, auch durch „maintower“ im HR-Fernsehen, bekannt wurden, ging ein Aufruf zur Unterstützung des Tierheims durch die sozialen Medien. Auch wenn die Kontodaten im Internet unter www.tierheim-hochtaunus.de stehen, möchten viele Menschen lieber schnell per Mausklick spenden. So kam das Oberurseler Forum auf Facebook ins Gespräch. In Zusammenarbeit mit dem Tierheim wurde ein Projekt auf der Plattform „Betterplace“ eingerichtet in einem besonderen Bereich für gemeinnützige Vereine. Man kann mit PayPal, Kreditkarte, Giropay oder per Lastschrift spenden, und da „Betterplace“ selbst gemeinnützig ist, erhält man auf Wunsch sogar eine Spendenquittung. Da die Spendenquittungen auch automatisiert erstellt werden, entlastet man dadurch die Mitarbeiter in der Tierheimverwaltung.

Anstatt gleich die große Summe zu sammeln, werden in kleineren Schritten bestimmte Ziele gesetzt. Das erste Ziel waren 9500 Euro, um die Verwaltungskosten für die Planung des Neubaus zu sammeln. Als die Aktion online ging, ließen die ersten Spenden nicht lange auf sich warten, innerhalb der ersten Stunde kamen 1000 Euro zusammen. Nach 24 Stunden waren es 7515 Euro und nach 48 Stunden hatte man schon 9000 Euro erreicht. Zwischen fünf und 500 Euro lagen die einzelnen Spendenbeträge. Eine Spenderin schrieb dazu: „Damit die Tiere im Heim auch endlich wieder ein schönes Zuhause bekommen und die vielen ehrenamtlichen Helfer eine gute Arbeitsstätte! Ich helfe gerne!“ Eine andere: „Nur ein kleiner Beitrag, aber er kommt von Herzen!“

Bürgermeister Hans-Georg Brum teilte auf Anfrage mit, dass er selbst vorige Woche im Tierheim war, um sich ein Bild vom Zustand der Gebäude zu machen. „Wir werden in der Politik darüber reden müssen“, sagte er. „Die Verwaltungsräume sind nicht mehr tragbar.“ Er versprach, sich für Fördermittel einzusetzen und das Thema in den städtischen Gremien einzubringen. Da das Tierheim für den gesamten Hochtaunuskreis zuständig ist, werde er sich mit den anderen Bürgermeistern im Kreis in Verbindung setzen.

Kreissprecherin Julienne Werner unterstrich auf Anfrage, dass die Städte und Gemeinden des Landkreises sich immer wieder für das Tierheim engagiert hätten. Gleiches gelte für den Kreis, der ebenfalls immer wieder Mittel beigesteuert habe. Was nun die konkrete Anfrage für das Hauptgebäude betrifft, soll das Thema am Rande einer der nächsten Bürgermeisterdienstversammlungen erörtert werden. „Nach einer verlässlichen Bestandsaufnahme ist eine finanzielle Förderung des Kreises bei der Renovierung beziehungsweise bei einem Neubau des Hauptgebäudes denkbar. Zwingende Voraussetzung ist aber eine ebensolche Beteiligung der Städte und Gemeinden“, erklärte sie weiter.

Mittlerweile lief die Spendenaktion weiter. Am Samstagvormittag war das erste Spendenziel in Höhe von 9500 Euro nach nur 61 Stunden erreicht. 282 Personen hatten gespendet.„Ich war sprachlos und zutiefst gerührt, dass trotz Corona so viele Leute sich zusammengeschlossen und für das Projekt gespendet haben“, sagte Nicole Werner.

Und weil alles so schnell ging, ist jetzt bereits der zweite Teil der Aktion online. Nun wird für den Umbau der Heizungsanlage gesammelt, denn in Vorbereitung auf den Neubau muss sie zuerst aus dem Hauptgebäude verlegt werden, damit während der Bauzeit die Hundehäuser und das Katzenhaus weiterhin versorgt werden können. Die Kosten hierfür werden auf 9300 Euro geschätzt. Bis Montagabend gab es auch dafür schon Spenden in Höhe von 887 Euro.



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