Unfried: Kein Zurück zu den Verhältnissen vor Corona

Pfarrer Andreas Unfried ist mitten in der Pandemie zum kommissarischen Bezirksdekan für den katholischen Bezirk Hochtaunus ernannt worden. Foto: K. Schroeter

Hochtaunus (how). „Es gibt für die Kirche kein Zurück zu den Verhältnissen vor Corona.“ Davon ist Andreas Unfried überzeugt. „Der Säkularisierungsschub lässt Bindungen schwächer werden“, sagt der Pfarrer von St. Ursula in Oberursel, der seit 1. Februar auch kommissarischer Bezirksdekan des Bezirks Hochtaunus ist. Vor allem im urbanen Raum beschleunige sich der Individualisierungsprozess. Das gelte somit auch für den Hochtaunus, der bei aller Ländlichkeit stark auf die Großstadt konzentriert sei. Für ihn sei das allerdings nicht mit einem Schrecken verbunden: „Ich stecke in Wandlungsprozessen, seit ich bei der Kirche arbeite“, sagt Unfried. In einer Umbruchzeit zu leben, empfindet er als spannend. „Wir müssen bloß damit umgehen.“

Dass in der Krise auch Chancen entdeckt worden seien, ist ihm wichtig. Als eine der positiven Folgen benennt er die enorme Weiterentwicklung der digitalen Angebote, von Gottesdiensten über Impulse bis hin zu virtuellen Zusammenkünften. Wie sehr „wir in dem Jahr unsere ganz schlichten Gottesdienste zu schätzen gelernt haben“, hat ihn selbst überrascht. Von den ungewohnt stillen Feiern mit nur einem Vorsänger gehe eine große spirituelle Kraft aus. Seit 14. Februar werden auch in der Pfarrei St. Ursula wieder Präsenzgottesdienste gefeiert, nachdem die Pfarrei vorher seit Ende Dezember in einem freiwilligen Lockdown darauf verzichtet hatte. Für Ostern erhofft sich Unfried, dass sich die Gemeindemitglieder mit schon lange gut eingeübten Hygienekonzepten anders als im vergangenen Jahr in den Kirchen treffen können.

Unabhängig von Corona sind auch für die katholische Kirche im Hochtaunus der Glaubwürdigkeitsverlust durch den Missbrauchsskandal und die „Kölner Wirren“ eine besondere Herausforderung, sagt der Pfarrer. „Da können wir ackern und Präventionskonzepte entwickeln, wie wir wollen – das überspült uns.“ In allen vier Pfarreien des Hochtaunus werden spätestens bis Mitte des Jahres institutionelle Schutzkonzepte vorliegen. Auf das Bistum Limburg bezogen sei darüber hinaus Veränderung im Rahmen der Kirchenentwicklung Programm. Die von ihm so bezeichnete „Übergangszeit“ will er als kommissarischer Bezirksdekan gut „über die Bühne“ bringen. Dazu gehört unter anderem im Frühsommer der Abschluss der Visitation durch Weihbischof Thomas Löhr, die aufgrund der Pandemie nur in deutlich reduzierter Form stattfinden konnte.

!Nach 15 Jahren als Bezirksdekan und über 30 Jahren als Pfarrer im Hochtaunus war Paul Lawatsch Ende Januar in den Ruhestand verabschiedet worden. Pfarrer Andreas Unfried ist seit 2010 in Oberursel tätig, zunächst als priesterlicher Leiter der acht Pfarreien des pastoralen Raums Oberursel, seit 2012 als Pfarrer der neu gegründeten Pfarrei St. Ursula Oberursel/Steinbach. Zuvor war Unfried 13 Jahre lang Bezirksdekan des Bezirks Main-Taunus.



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