Ferien vom Krieg für junge Ukrainer

Günter Pabst (1.v.l.) und Genowefa Bugajska (3.v.l.) besuchten mit den ukrainischen Kindern und Jugendlichen das Olkuszer Bergwerkmuseum und viele andere Sehenswürdigkeiten. Foto: Günter Pabst

Schwalbach (sbw). Eine Woche Ferien vom Krieg in der Ukraine: Für zwölf Kinder und Jugendliche aus Nizhyn ermöglichten der Städtepartnerschaftsverein und die Partnerstadt Olkusz dieses Projekt.

Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine unterhalten der Städtepartnerschaftsverein und die Partnerstadt Olkusz Beziehungen zur Stadt Nizhyn im Norden der Ukraine, etwa 126 Kilometer von Kiew entfernt. Nizhyn ist eine prosperierende Stadt mit etwa 70 ­000 Einwohnern, einem jungen Bürgermeister, einem Flughafen, einer Universität, Museen, bedeutenden Unternehmen und vielen historischen Gebäuden.

Am Fluss Oster gelegen, verfügt die Stadt über schöne Erholungsgebiete. Nizhyn erlebte russische Angriffe, die 25 öffentliche Gebäude, 60 private Häuser, zwei Schulen, einen Kindergarten und den Friedhof zerstörten.

Olkusz organisierte mehrere Hilfskonvois mit Medikamenten, Kleidung und Heizaggregaten nach Nizhyn, finanziell unterstützt durch die Spendenkampagne des Arbeitskreises Olkusz-Schwalbach und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus. In den Gesprächen zwischen Genowefa Bugajska und Günter Pabst entstand im vergangenen Jahr das Projekt „Ferien vom Krieg“. Der Begriff wurde entlehnt vom Komitee für Grundrechte und Demokratie, das seit dem Jugoslawienkrieg 1994 serbische, kroatische und bosnische Kinder zu Ferienwochenenden ans Meer einlädt.

2002 wurde das Projekt auf junge Erwachsene aus Palästina und Israel mit großem Erfolg ausgedehnt.Nach dem Angriffskrieg konnte das Olkuszer Projekt „Ferien vom Krieg“ für die jungen Ukrainer angeboten werden. Zwölf Kinder (neun Mädchen und drei Jungen im Alter von zehn bis 16 Jahren) und die zwei Betreuerinnen, Yuliia Kuzmenko und Frau Timchenko, besuchten für eine Woche Olkusz. Ausgewählt wurden die Kinder, weil ihre Väter im Krieg sind oder im Jugendzentrum herausragende ehrenamtliche Arbeit leisten. So organisierten der Olkuszer Partnerschaftsverein und das Kulturzentrum von Olkusz, mit finanzieller Unterstützung aus Schwalbach, ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Olkuszer Jugendliche begleiteten die verschiedenen Programmpunkte. Für die gute Kommunikation sorgte Mateusz Kaminonka, der perfekt Ukrainisch spricht.

Besuch von Sehenswürdigkeiten

Außer dem Kennenlernen der Stadt, der Besichtigung des unterirdischen Olkusz sowie der BŁedowska Wüste gehörte die Wanderung zum Schloss Rabsztyn (Besichtigung des über mehrere Jahre restaurierten gotischen Schlosses, Grillen und das Erleben von Ritterspielen) zu einem Höhepunkt des Programms. Aber auch Kreativität war gefragt. Im Kulturzentrum gab es ein Tanzprojekt, die jungen Ukrainer zeichneten im Atelier, und es gab einen Workshop zur Herstellung afrikanischer Masken, die zuvor im Museum für afrikanische Kunst besichtigt werden konnten. Die erstaunlichen Ergebnisse wurden dann bei der Veranstaltung „Städtepartnerschaft und Ukraine“ präsentiert.

Dieser Veranstaltungspunkt wurde aber von den ukrainischen Kindern und Betreuerinnen umfunktioniert. Es gab Dankesreden, und die Organisatoren der Ferienwoche wurden mit vielen kleinen und großen Geschenken überhäuft. Es waren bewegende Szenen. Am vorletzten Tag stand Krakau auf dem Programm, aber es regnete in Strömen, sodass nur der Besuch der Universität Krakau in Erinnerung bleiben wird. Die Feriengruppe wurde von der Leiterin des Studienschwerpunktes „Polen–Ukraine“, Aliya Nowak, empfangen. Sie führte die Kinder und Jugendlichen durch die Bibliothek und zeigte ihnen eine Ausstellung ukrainischer Plakate, die sich mit dem Krieg auseinandersetzen.

Auch der Dekan, Pawel Laidler, empfing die Gruppe. Hochkonzentriert verfolgten die Kinder seine Erläuterungen und nahmen mit, dass auch die Universität ihre Heimat unterstützt und Studenten eine Perspektive bietet. Auf sehr emotionale Weise bedankten sich die Kinder mit selbstgeflochtenen Freundschaftsbändern und einem Lied.

An allen Tagen verhielt sich die Gruppe sehr diszipliniert und gefasst. Nach dem ukrainischen Freiheitslied, das die ausdrucksstarke 14-jährige Elisa und der Chor mit Inbrunst sangen, war es aber mit der Zurückhaltung vorbei, und beim Abschied flossen die Tränen. Im nächsten Jahr soll das Projekt wiederholt werden.

Roman Piasnik, der Olkuszer Bürgermeister, bedankte sich überschwänglich für die Unterstützung aus Schwalbach. Für die ihm bekannten drei Organisationen (AK Städtepartnerschaft Olkusz-Schwalbach, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis und der Ortsgruppe der Schwalbacher Naturfreunde) überreichte er Dankesurkunden. Nach der Ferienwoche für die jungen Ukrainer sind Schwalbach und seine Bürger nicht nur in Olkusz, sondern auch in Nizhyn ein Begriff.



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