Kita St. Pankratius droht die Schließung

ORT:

Schwalbach (MS). In der Diskussion um die Zukunft der Katholischen Kindertagesstätte St. Pankratius gibt es eine neue Wendung: Nach Angaben von Pfarrer Alexander Brückmann hat der Main-Taunus-Kreis der katholischen Kirchengemeinde signalisiert, dass das Landesjugendamt die Betriebserlaubnis für Schwalbachs älteste Kita nicht über den 31. Mai hinaus verlängern wird.

Der Verwaltungsrat der Pfarrei hat darauf mit einer drastischen Maßnahme reagiert und fusioniert die von der kurzfristigen Schließung betroffene Kita mit dem Kindergarten St. Martin, der ebenfalls zur Pfarrgemeinde gehört. Laut Alexander Brückmann handelt es sich ausdrücklich um eine „Übergangslösung“, über deren zeitliche Dauer später entschieden werden soll.

Was das für die Kinder und deren Eltern konkret bedeutet, ist noch nicht bekannt. Gegenüber der Schwalbacher Zeitung hat Alexander Brückmann erklärt, dass man versuchen wird, dass die Kinder vorerst im Obergeschoss des „Tausendfüßlerhauses“ bleiben können, wo sie seit zwei Jahren provisorisch untergebracht sind. Es könne aber auch sein, dass die Kinder in gut sechs Wochen in die unmittelbar benachbarte St.-Martin-Kita in der Badener Straße umziehen müssen. Die Kita-Beauftragten der Pfarrgemeinde würden bereits an der Umsetzung der Fusion der beiden Einrichtungen arbeiten.

Keinen Hehl macht Alexander Brückmann daraus, dass ihm die Zusammenlegung nicht gefällt. Er sieht aber keine andere Wahl. In einer Mitteilung an die Eltern schreibt er: „In unserer Verantwortung, dass die Katholische Kindertagesstätte St. Pankratius am 1. Juni wegen einer fehlenden Betriebserlaubnis nicht in eine ungeklärte Situation kommt und wir deshalb Kinder nach Hause schicken müssten, beschließen wir die übergangsweise Zusammenlegung der beiden katholischen Kindertagesstätten.“

Hintergrund für den drohenden Entzug der Betriebserlaubnis ist, dass die traditionsreiche Kita zurzeit keine eigenen Räume hat. Schon vor mehr als zwei Jahren zogen alle Gruppen aus dem Kita-Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße aus, das eigentlich abgerissen und erheblich größer neu gebaut werden sollte. Über 8 Millionen Euro soll der Neubau nach den aktuellen Schätzungen kosten, von denen die Stadt Schwalbach nach einem Vertrag zwischen Kirche und Stadt mindestens 5,4 Millionen Euro übernehmen muss.

Doch im Herbst hat der Magistrat den Stadtverordneten im Angesicht der knappen Kasse empfohlen, aus dem Projekt auszusteigen, weil nach Berechnungen des Magistrats zurzeit keine weitere neue Einrichtung mit vier Gruppen benötigt werde. Seither ringt das Stadtparlament mit einer Entscheidung: Die SPD plädiert dafür, statt des Neubaus langfristig Räume auf dem Moos-Areal zu mieten, die Grünen stehen weiter zum Neubau in der Friedrich-Ebert-Straße und die CDU fordert weitere Informationen vom Magistrat, um eine sachgerechte Entscheidung treffen zu können.

Gültige Beschlüsse und Verträge

Dass nun wegen dieser politischen Diskussion der Entzug der Betriebserlaubnis droht, ärgert Pfarrer Alexander Brückmann. Er verweist auf die nach wie vor gültigen Beschlüsse zum Neubau samt Baugenehmigung und stellt klipp und klar fest: „Die Katholische Kirchengemeinde und das Bistum stehen weiter zum Neubau.“ Ohne die Millionen der Stadt gehe das allerdings nicht.

Der Pfarrer, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kirchengemeinde ist, beklagt zudem, dass die ganze Diskussion derzeit ohne die Kirchengemeinde geführt wird. Weder über die Empfehlung des Magistrats noch über die Idee, Räume von der Familie Moos zu mieten, sei bisher mit der Kirchengemeinde gesprochen worden. „Wir werden sicher keine Räume für unsere Kita mieten. Wir wollen bauen.“

Die betroffenen Eltern sind nach eigenen Worten „erschüttert, enttäuscht und wütend“. Sie nennen die Fusionspläne des kirchlichen Verwaltungsrats einen „notdürftigen Rettungsversuch“. Und auch die Verantwortlichen im Rathaus werden scharf kritisiert: „Die Stadt hat rein gar nichts unternommen, um unseren Kindern eine sichere Perspektive zu geben“, schreibt Patrizia Raponi im Auftrag der Elternschaft in einem Offenen Brief.

Auch die Eltern erinnern an die gültigen Beschüsse zum Neubau. „Nun erwarten wir, dass die Stadt ihr Wort hält“, heißt es in dem Offenen Brief. Den Wortlaut des Briefes lesen Sie auf Seite 2.

Probleme in St. Martin

Dass sich ihre Kinder ab Juni vielleicht in der Kita St. Martin wiederfinden, sei „nicht hinnehmbar“. Denn diese Einrichtung der Katholischen Kirchengemeinde hat ja selbst mit enormen Problemen zu kämpfen. Wegen Personalmangels mussten zuletzt die Öffnungszeiten reduziert werden. Die langjährige Leiterin steht wegen fragwürdiger pädagogischer Methoden so heftig in der Kritik, dass sie ihre Tätigkeit seit Monaten nicht mehr ausübt und demnächst die Einrichtung verlassen wird. Etliche Versetzungen haben für erhebliche Unruhe gesorgt.

Alexander Brückmann erklärt aber, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun habe. Die geplante Fusion diene ausschließlich dem Zweck, dass die Kinder der Kita St. Pankratius ab Juni nicht auf der Straße stehen. „Langfristig wollen wir in Schwalbach wie bisher zwei Einrichtungen betreiben.“

Weil offen ist, ob der Katholische Kindergarten St. Pankratius in der Friedrich-Ebert-Straße neu gebaut wird oder nicht, will das Hessische Sozialministerium die Betriebserlaubnis nicht über den 31. Mai hinaus verlängern. Foto: Schlosser

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