Drei Männer und ein Bügelbrett

Steinbach (nel). Wenn das heißgeliebte Küchengerät oder die Uhr von der Großmutter plötzlich nicht mehr funktioniert, muss der Besitzer entscheiden, ob etwas Neues gekauft wird oder ob er sich an der Reparatur versuchen sollte. Um letztere Möglichkeit zu fördern, wurde die AG „Steinbach repariert“ gegründet. Der Ursprung der Idee entstand bereits 2019, als drei Steinbacher bei einer Segelreise ein elektrisches Problem lösen und reparieren mussten. Thomas Baumgart, An-dreas Woyda und Florian Foerster gelang die Reparatur und dachten sich: „Wenn wir das dort können, schaffen wir das auch zu Hause in Steinbach“. Im Februar 2020 begaben sich die Steinbacher deshalb auf die Suche nach Räumen zur Umsetzung des Projekts und konnten das Stadtteilbüro im Rahmen der „Sozialen Stadt“ für sich und ihre Idee begeistern. Seitdem heißt einmal im Monat, immer am zweiten Samstag, „Steinbach repariert“.

Von Beginn an wurde das Angebot gut angenommen, es sprach sich herum und immer mehr Menschen gaben ihren kaputten Küchen- oder Elektrogeräten eine zweite Chance. Beschränkungen gibt es keine, alles, was tragbar ist und nicht die persönliche Sicherheit der Tüftler gefährdet, wird angenommen und mit größter Vorsicht und Motivation repariert.

„Größtenteils sind es Haushalts- und Küchengeräte, Staubsauger, Lampen und andere Elektrogeräte, die einfach oft im Alltag verwendet werden und dann irgendwann nicht mehr richtig funktionieren“, erklärt Thomas Baumgart. Hier gehe es um Nachhaltigkeit. Von zehn bis 13 Uhr haben Bürger die Möglichkeit verschiedenste Geräte vorbeizubringen, um sie dann entweder später wieder abzuholen oder sogar selbst mitanzupacken und bei der Reparatur zu helfen. Pro AG-Tag gibt es zwischen zehn und 20 Anfragen, die in der Zeit bearbeitet werden können. „Vor allem ältere Menschen freuen sich sehr über den Service, denn sie haben eventuell niemanden mehr, der ihnen hilft, sollte etwas kaputtgehen und nicht mehr funktionieren“, so Tanja Höfel, Mitglied der AG. Das Publikum beschreibt sie im Alter zwischen acht und 80 Jahren, es gebe keine spezielle Gruppe, von denen das Angebot ausschließlich genutzt werde. Moderne Sachen, aber auch Kassettenrekorder und Plattenspieler – alles ist dabei. Zwei Stunden betrug die längste Reparatur, die es in den knapp zwei Jahren der AG gegeben hat.

Neben den drei Gründern der AG helfen noch Eberhardt Hirschel, Christoph Sold, Inge Michaelis und Tanja Höfel mit. Die Absprache, wer Zeit hat, erfolgt intern. Auch lustige Geschichten gibt es zu erzählen. „Teilweise lösen sich Probleme von selbst und das Gerät funktioniert wieder, wenn die Leute es abliefern. Einmal brauchten wir jedoch ganze drei Männer, nur um ein Bügelbrett zu reparieren!“, lacht Baumgart. Am vergangenen Samstag wurde unter anderem die Piratenuhr eines kleinen Jungen auseinandergenommen. Thomas Baumgart nahm sich Zeit, mit dem Buben das Uhrwerk herauszunehmen und zu erklären, welche Schritte nun folgen sollten. „Ich kann die Uhr sowieso noch nicht“, murmelte der Junge und brachte alle zum Lachen.

Zwischen Kabeln, Schraubenziehern und Zangen wird so einiges repariert. Tanja Höfel, Thomas Baumgart und Florian Foerster ( v. l.), Mitglieder der AG „Steinbach repariert“, freuen sich über alles, was vorbeigebracht wird. Foto: nel



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