Die Heißklebepistole ist „a Görls best friend“

„Keep calm and be a sexy Waldfee“ war das Motto der Kampagne 2018. Damit belegten die „Staaabacher Görls“ den zweiten Platz bei der Kostümprämierung der Damensitzung in Eschborn. Foto: Staaabacher Görls

Von Christine Šarac

Steinbach. Beim Wort Herrenclub denkt man an gediegene Gewölbe als Treffpunkt, dickbäuchige Herren, die in dunkelbraunen Ledersesseln Zigarre rauchen und Exklusivität. Aber was Männer können, können Frauen schon lange – allerdings läuft beim „Club“ der „Staaabacher Görls“ so einiges anders.

Donnerstagabend, 19 Uhr, leichter Nieselregen. Im Hauptquartier der „Staaabacher Görls“ in Eschborn knallt der Sektkorken. Es ist der Startschuss für einen lustigen Abend. Elf Frauen wuseln im Partyraum von Janina Kühne hin und her. Aus der Stereoanlage dröhnt „Cordula Grün“. Heute ist Kostüm- und Schminkprobe, denn die „Staaabacher Görls“ sind alle faschingsbegeistert. Das ganze Jahr über arbeiten sie auf zwei wichtige Termine hin: die Damensitzung der „Eschborner Käwwern“ und den Eschborner Fastnachtszug. Dort sind die „Görls“ seit 2016 regelmäßig vertreten und haben für ihre fantasievollen Kostüme schon einige Preise gewonnen.

Die Geburtsstunde der „Görls“ liegt also in der Eschborner Stadthalle, in der die Damensitzung seit jeher stattfindet. „Damals sind wir zu viert als Fliegenpilze verkleidet hingegangen, um einen schönen Abend zu haben“, erinnert sich Janina Kühne. Das war die Kampagne 2014/15. Die Kostüme waren gekauft, die Stimmung gut. Die Mädels saßen in der ersten Reihe und fielen dem Damenkomitee oben auf der Bühne auf. „Ihr müsst zusehen, dass ihr mindestens sechs Mädels zusammen- bekommt, dann könnt ihr in die Prämierung reinkommen, haben sie damals gesagt“, erinnert sich Janina Kühne. Denn die Gruppe mit dem schönsten Faschings-Outfit wird bei der Damensitzung mit einem Preis gewürdigt. Nun war der Ehrgeiz der Frauen geweckt. Bereits in der darauffolgenden Kampagne waren die „Staaabacher Görls“ geboren. Die noch aktiven Gründungsmitglieder heißen Janina Kühne, Nicole Gruber, Yvonne Neu, Steffi Bartsch, Daniela Bartsch und Denise Schmand. Und diese „Görls“ machen keine halben Sachen. Als Nigiri-Sushi hatten die Frauen ihr Debüt. Die Kostüme selbstverständlich selbstgemacht. Jede ausstaffiert mit weißem T-Shirt und Hose, einer aufgenähten und bemalten Garnele auf dem Rücken, einem neckischen Garnelen-Hut und einem Wasabi-Täschchen. „Nähen konnte keine von uns, und die Heißklebepistole ist bis heute unser bester Freund“, erzählt Janina Kühne, und die anderen Mädels lachen. Das Engagement zahlte sich aus, die „Görls“ belegten den ersten Platz. „Wir hatten so viel Spaß, da haben wir uns gedacht, das kann doch nicht alles gewesen sein, und sind 2018 zum ersten Mal auch beim Umzug in Eschborn als Fußgruppe mitgelaufen“, erinnert sich Nicole Gruber. Seitdem haben die Mädels jedes Jahr „aufgerüstet“ und die Gruppe ist heute doppelt so groß, als zu Beginn.

2019 haben sie sich einen Instagram Account zugelegt und Staaabach mit drei „A“ geschrieben, sorgt dafür, dass die Gruppe schnell gefunden werden kann. Ein Logo wurde erstellt. Das „L“ in Görls ist durch eine Sektflasche mit fliegendem Korken ersetzt. Inzwischen hat der Account 116 Follower.

Die „Staaabacher Görls“ sind aber kein Verein und wollen auch keiner werden. Jede kann mitmachen, die Lust auf Fasching und Gemeinschaft hat. In jeder Kampagne werfen die Frauen ihre kreativen Ideen in die Runde, und herausgekommen sind dabei schon viele großartige Kostüme, seien es die „sexy Waldfeen“, Kaffeebecher oder „Octopussys“. Anders als bei Herrenclubs, in denen Damen bekanntermaßen nichts zu suchen haben, sind die „Staaabacher Görls“ dem anderen Geschlecht gegenüber aufgeschlossen. Als Sympathisanten können „Boyz“, dem Motto der „Görls“ angepasst, gern in der Gruppe mitlaufen. Steinbachs Bürgermeister Steffen Bonk hat seine Teilnahme für das kommende Jahr bereits zugesagt.

Doch zurück zur aktuellen Kampagne. Die „Eschborner Käwwern“ geben jedes Jahr das Zugmotto vor. Diesmal lautet es „Käwwern erobern Hollywood“. „Das hat uns ganz viel Spielraum für Fantasie gegeben“, so Nicole Gruber. Geeinigt haben sich die Frauen schließlich auf „Fluch der Görls“. Wer jetzt denkt, na klar, die kommen als Piratinnen, hat sich die Sache zu einfach gemacht. So viel wird verraten, es wird bunt, es wird funkelnd und ein Maskottchen namens „Adnan von Sternheim“ ist auch dabei. Gewonnene Preisgelder werden wieder in die Kostüme für die kommende Kampagne investiert. Außerdem zahlt jedes „Staaabacher Görl“ 120 Euro in die Clubkasse ein. „Spaßbeitrag“ nennen sie das. Davon versuchen die Frauen alle anfallenden Kosten zu stemmen, und das sind nicht gerade wenig. In diesem Jahr haben sie sich einen Spezial-Bollerwagen für den Umzug gekauft, der mit dem Wurfmaterial beladen wird. „Das müssen wir ja auch finanzieren und wir sind froh, wenn wir Sponsoren finden, die uns ein wenig unter die Arme greifen“, erzählt Nicole Gruber. Geworfen werden nicht nur Popcorn-Tütchen, Bonbons, Putzschwämme und Turnbeutel, sondern auch, sagen wir mal, Dinge für Erwachsene.

!Wer die „Görlpower“ live erleben will, kommt einfach am Samstag, 10. Februar, um 13.11 Uhr zum Fastnachtszug nach Eschborn. Die „Staaabacher Görls“ haben die Zugnummer 87.

Weitere Artikelbilder



X